Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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verkehr (Coach). Auch hierfür sind die Fahrpreise 
nicht sehr hoch. Die private Personenbeförderung 
wird teilweise durch mit Pferden bespannte Wagen 
und teilweise durch ein= und zweispännige Ochsen- 
karren bewirkt. Unter letzteren ist besonders das 
Bullock Hakery, ein mit einem Zebu bespannter 
leichter zweirädiger Wagen, weit verbreitet. In 
den Städten ist außer dem Wagenverkehr noch 
der Rikshaw, ein kleiner leichter zweiräderiger 
Wagen für eine Person, der von einem Cooly 
gezogen wird, in Verwendung. Auch das Auto- 
mobil wird in den letzten Jahren auf der Insel 
vielfach benutzt. Im letzten Jahre hat sich auch 
eine Gesellschaft gebildet, die den Frachtenverkehr 
von den Plantagen zu den Eisenbahnstationen 
mittels Dampfautomobil bewirkt. 
Der stark frequentierte Hafen Colombo ist 
zwar in seinem heutigen Ansbau noch nicht voll- 
kommen, und es wird beabsichtigt, denselben durch 
neue Molenbauten zu verbessern und zu sichern; 
immerhin hat er gegen den bis 1885 haupt- 
sächlich benutzten Hafen von Galle bedeutende 
Vorzüge. Unangenehm ist es aber noch immer, 
daß die großen Schiffe nicht bis an einen Kai 
oder ein Pier fahren können, sondern weit vom 
User ab im Hafen liegen müssen; durch kleine 
Boote werden sowohl Personen wie Güter von 
Coolies an Land befördert. Kraftboote sind nur 
in geringer Zahl vorhanden. 
In den letzten Jahren hat sich auf Grund 
der herrlichen Tropenvegetation und der land- 
schaftlichen Reize der Fremdenverkehr auf Ceylon 
sehr gehoben. Besonders hat hierzu der von 
europäischen Häfen ausgehende regelmäßige Schiffs- 
verkehr nach dem Hafen von Colombo beigetragen. 
Sowohl in Colombo wie in Kandy und Nu- 
wara Eliya sind infolgedessen Hotels unter euro- 
päischer Leitung etabliert, in letzterem Orte be- 
sonders seiner niedrigen Temperatur und seines 
vorzüglichen Klimas wegen auch für den Er- 
holungsaufenthalt der dauernd auf der Junsel 
lebenden Europäer. Abseits von diesen Plätzen 
aber findet der Reisende, soweit er nicht die Gast- 
freundschaft der Pflanzer in Anspruch nimmt, nur 
Unterkommen in den von der Regierung einge- 
richteten Rasthäusern. Diese RNasthäuser nähern 
sich insofern der Art des Hotelbetriebes, als an 
den mehrbesuchten Orten neben dem Logierzimmer 
auch Mahlzeiten zu haben sind. An weniger fre- 
quentierten Straßen, und dann meistens in den 
Dörfern, sindet man Rasthäuser, die nur Schlaf- 
raum gewähren; oft ist auch dieser sehr primitiv. 
Der Reisende, der sich auf diese Straßen begibt, 
ist gezwungen, sich sowohl mit Bettzeug wie mit 
Proviant zu versorgen. Diese Rasthäuser unter- 
scheiden sich aber alle von dem Hotelwesen da- 
durch, daß der Reisende nur 48 Stunden darin 
  
verweilen darf, wenn der Platz von einem nach- 
folgenden Reisenden verlangt wird. Die für den 
Aufenthalt und für die Speisen zu zahlenden 
Preise sind von der Regierung festgelegt und ver- 
hältnismäßig billig. 
Der Europäer, welcher auf Ceylon oder in 
Indien reisen will, sei es zum Vergnügen, sei es 
zu Erwerbs= oder Studienzwecken, wird immer 
gut tun, sich einen eingeborenen Diener, der zu- 
gleich die verschiedenen Landessprachen (singha- 
lesisch, Tamil= und Hindostani) spricht, zu nehmen. 
Denn selbst in den großen Hotels ist die Be- 
dienung sehr unzureichend, in den Rasthäusern 
aber oftmals überhaupt nicht zu haben; zudem 
kommt man nicht überall mit der englischen 
Sprache durch. Für einen solchen Reisediener 
wird, je nachdem man ihn für längere oder 
kürzere Zeitdaner engagiert, ½ bis 1½ Rupie 
(1 Rupie = 1,35 Mk.) per Tag und Fahrgeld 
gezahlt; hierfür hat sich der Diener aber auch 
selbst zu verpflegen. Seine Nachtruhe hält er 
gewöhnlich in eine Decke gewickelt vor der Tür 
seines Herrn. 
Plantagen und Kulturversuchsstationen. 
Für die Entwicklung der Insel sind die seitens 
der Regierung errichteten zwei botanischen Gärten 
und die sechs Versuchsstationen von allergrößter 
Bedeutung. Denn diese bilden nicht nur eine 
Sammlung der Pflanzen, die auf Ceylon und in 
anderen Ländern wachsen, sondern schon seit 1850 
ist dort mit großem Eifer an der Aufgabe ge- 
arbeitet worden, nützliche Pflanzen aller Länder 
auf Ceylon zu akklimatisieren und für die Planu- 
tagenwirtschaft nutzbar zu machen. 
Als erster botanischer Garten von größerer 
Bedeutung dieser Art ist der in Peradeniya schon 
seit 1821 angelegt worden. Er befindet sich etwa 
1550 Fuß über Seehöhe. Die Durchschnitts- 
temperatur dort ist etwa 75 Fahrenheit mit 
einer Minimaltemperatur von 60“ und einer 
Maximaltemperatur von 90 In Peradeniya 
gibt es zwei Regenperioden, und zwar den Süd- 
west-Monsoon (Mai und Juni) und den Nordost- 
Monsoon (Oktober und November). Der Durch- 
schnitts-Regenfall beträgt 89 Zoll an etwa 163 
Regentagen. In Peradeniya wird man von der 
außerordentlich großen Anzahl verschiedener 
Pflanzen, sowie von der Uppigkeit, in der sie 
dort gedeihen, überrascht. Die Fläche des Gartens 
beträgt 143 Acres. 
Dem Garten von Peradeniya angegliedert ist 
eine Versuchsstation, die 550 Acres Terrain be- 
sitzt, wovon zur Zeit etwa 250 Acres unter Kultur 
genommen sind. Auf diesen werden größere Ver- 
suche mit Plautagenbau gemacht, und die Pro- 
dukte gelangen am offenen Markte zum Verkauf.
	        
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