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gegen den Oranje weitergezogen waren. Bei
Sperlingspütz, einer Wasserstelle zwischen Gaobis
und Kawigaus, machten sie indes wieder halt.
4 Ehe Major v. Freyhold sie dort angriff,
führte er seine Abteilung zunächst nach Norechab,
um sie hier mit Wasser zu versehen. Am 1. Juni
abends trat er von hier mit der 3., 10. und
12. Kompagnie, dem Maschinengewehrzug und
zwei Geschützen den Vormarsch über Gaobis an.
Um den Hottentotten ein Ausweichen über den
Oranje zu verwehren, hatte er den Hauptmann
Anders mit seiner Kompagnie (11. des 2. Feld-
regiments) und einem Geschütz über Ramansdrift
in die Oranje-Berge entsandt.
Die Hauptabteilung erreichte am 2. Juni
ohne Zwischenfall Gaobis und wartete dort das
Herankommen der Verpflegung aus Ramansdrift
ab. Da außerdem beim Tränken erhebliche Ver-
30gerungen eintraten, konnte erst am 3. Juni
nachmittags der Marsch auf Sperlingspütz fort-
gesetzt werden, und zwar zunächst nur mit der
3. und 10. Kompagnie. Eine Stunde später
solgte Major v. Freyhold mit dem größten
Teil der 12. Kompagnie, der Artillerie und den
Maschinengewehren. Ein Zug der 12. Kompagnie
und die Funkenstation waren noch beim Tränken
der Pferde.
Die Spitze der 10. Kompagnie war etwa
100 m weit ungehindert in eine lange Schlucht,
in der die Wasserstelle Sperlingspütz lag, vor-
gedrungen, als sie plötzlich abends mit lebhaftem
Feuer überschüttet wurde. Der Vortrupp konnte
sich jedoch ohne Verluste auf die Kompagnie
zurückziehen, die beim Eintritt in das unübersicht-
liche Gelände zwei ihrer Züge entwickelt hatte.
Sie besetzte jetzt die Höhen unmittelbar westlich
des Weges, während die 3. Kompagnie sich östlich
entwickelte. Die Hottentotten hatten anscheinend
in großer Stärke die Höhen zu beiden Seiten
der Schlucht besetzt; es begann ein lobhafter
Feuerkampf.
Major v. Freyhold war auf die erste Mel-
dung des Führers der 10. Kompagnie, Ober-
leutnants Dannert, auf den Kampfplatz geeilt und
ordnete nach dem Eintreffen der 12. Kompagnie
und der Artillerie kurz an, daß die beiden ent-
wickelten Kompagnien am Wege entlang vorgehen,
die 12. Kompagnie, die Artillerie und die
Maschinengewehre hinter der Mitte folgen sollten.
Beim Vorgehen der Deutschen wichen die Hotten-
totten indes zurück; nur die 3. Kompagnie unter
Oberleutnant Müller v. Berneck stieß noch auf
Widerstand, nahm aber in entschlossenem Anlauf
die feindliche Stellung. Der Feind war indessen
nur wenige hundert Meter zurückgewichen und
leistete in einer zweiten vorzüglichen Stellung
erneut Widerstand. Major v. Freyhold ließ die
Geschütze in der Linie der 3. Kompagnie auf-
fahren und die 12. Kompagnie links von der 3.
sich entwickeln, mit dem Auftrage, den feindlichen
rechten Flügel zu umfassen; beim Vorgehen wurde
sie jedoch bald selbst in der Flanke und im
Rücken beschossen und mußte links rückwärts der
3. eine Art Defensivflanke bilden, um sich vor
der feindlichen Umzingelung zu schützen. Das
Gefecht nahm auch nach Einbruch der Nacht bei
Mondschein seinen Fortgang, die Gegner lagen
sich auf 40 bis 50 Schritt gegenüber, so daß
die Artillerie dauernd mit Kartätschen feuern
mußte. Am linken Flügel wurden zur Abwehr
der immer noch drohenden Umfassung nach
11 Uhr abends der eben eingetroffene letzte Zug
der 12. Kompagnie und eine Abteilung Kamel-
reiter eingesetzt. Erst von Mitternacht ab ließ
das Feuer nach und verstummte um 3 Uhr mor-
gens mit dem Untergang des Mondes ganz.
Sobald der Tag graute, versuchte Major
v. Freyhold die Entscheidung mit den bisher
weniger bedrängten Truppen des rechten Flügels
berbeizuführen: die 10. Kompagnie sollte unter
Mitwirkung der Maschinengewehre den ihr gegen-
überliegenden Feind in der linken Flanke an-
greifen. In Ausführung dieses Befehls wollte
Oberleutnant Dannert zunächst mit seiner Kom-
pagnie eine vor seiner bisherigen Stellung ge-
legene Höhe gewinnen und ließ seine Leute
einzeln das zwischen den beiden Höhen befindliche,
vom feindlichen Feuer beherrschte Revier über-
schreiten. Er selbst eilte als erster über die ge-
fährdete Stelle, gefolgt von seinen Offizieren,
den Leutnants v. Abendroth und Deininger, und
mehreren Leuten. Aber kaum hatten die ersten
vierzehn Schützen die Höhe erreicht, da brach
plötzlich von rechts, von vorn und von links ein
verheerendes Schnellfeuer los. Sofort war
die Verbindung nach rückwärts unterbrochen, so
daß die kleine Schar ganz auf sich angewiesen
war. Sie suchte sich zu decken, so gut es ging,
einzelne liefen in das Revier zurück, die anderen
leisteten, jeder für sich, da, wo sie sich befanden,
Widerstand. Nach einiger Zeit ging von links
her ein Trupp von etwa 30 Hottentotten zum
Angriff vor. Leutnant Deininger versuchte mit
wenigen Leuten diesen Vorstoß abzuwehren, aber
die Stellung war unhaltbar. Der in vielen
Gefechten bewährte Kompagnieführer, Oberleut-
nant Dannert, und sein kühner Patronillenoffizier
Leutnant v. Abendroth sowie mehrere Schützen
waren bereits gefallen, die Uberlebenden ver-