Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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gegen den Oranje weitergezogen waren. Bei 
Sperlingspütz, einer Wasserstelle zwischen Gaobis 
und Kawigaus, machten sie indes wieder halt. 
4 Ehe Major v. Freyhold sie dort angriff, 
führte er seine Abteilung zunächst nach Norechab, 
um sie hier mit Wasser zu versehen. Am 1. Juni 
abends trat er von hier mit der 3., 10. und 
12. Kompagnie, dem Maschinengewehrzug und 
zwei Geschützen den Vormarsch über Gaobis an. 
Um den Hottentotten ein Ausweichen über den 
Oranje zu verwehren, hatte er den Hauptmann 
Anders mit seiner Kompagnie (11. des 2. Feld- 
regiments) und einem Geschütz über Ramansdrift 
in die Oranje-Berge entsandt. 
Die Hauptabteilung erreichte am 2. Juni 
ohne Zwischenfall Gaobis und wartete dort das 
Herankommen der Verpflegung aus Ramansdrift 
ab. Da außerdem beim Tränken erhebliche Ver- 
30gerungen eintraten, konnte erst am 3. Juni 
nachmittags der Marsch auf Sperlingspütz fort- 
gesetzt werden, und zwar zunächst nur mit der 
3. und 10. Kompagnie. Eine Stunde später 
solgte Major v. Freyhold mit dem größten 
Teil der 12. Kompagnie, der Artillerie und den 
Maschinengewehren. Ein Zug der 12. Kompagnie 
und die Funkenstation waren noch beim Tränken 
der Pferde. 
Die Spitze der 10. Kompagnie war etwa 
100 m weit ungehindert in eine lange Schlucht, 
in der die Wasserstelle Sperlingspütz lag, vor- 
gedrungen, als sie plötzlich abends mit lebhaftem 
Feuer überschüttet wurde. Der Vortrupp konnte 
sich jedoch ohne Verluste auf die Kompagnie 
zurückziehen, die beim Eintritt in das unübersicht- 
liche Gelände zwei ihrer Züge entwickelt hatte. 
Sie besetzte jetzt die Höhen unmittelbar westlich 
des Weges, während die 3. Kompagnie sich östlich 
entwickelte. Die Hottentotten hatten anscheinend 
in großer Stärke die Höhen zu beiden Seiten 
der Schlucht besetzt; es begann ein lobhafter 
Feuerkampf. 
Major v. Freyhold war auf die erste Mel- 
dung des Führers der 10. Kompagnie, Ober- 
leutnants Dannert, auf den Kampfplatz geeilt und 
ordnete nach dem Eintreffen der 12. Kompagnie 
und der Artillerie kurz an, daß die beiden ent- 
wickelten Kompagnien am Wege entlang vorgehen, 
die 12. Kompagnie, die Artillerie und die 
Maschinengewehre hinter der Mitte folgen sollten. 
Beim Vorgehen der Deutschen wichen die Hotten- 
totten indes zurück; nur die 3. Kompagnie unter 
Oberleutnant Müller v. Berneck stieß noch auf 
Widerstand, nahm aber in entschlossenem Anlauf 
die feindliche Stellung. Der Feind war indessen 
  
nur wenige hundert Meter zurückgewichen und 
leistete in einer zweiten vorzüglichen Stellung 
erneut Widerstand. Major v. Freyhold ließ die 
Geschütze in der Linie der 3. Kompagnie auf- 
fahren und die 12. Kompagnie links von der 3. 
sich entwickeln, mit dem Auftrage, den feindlichen 
rechten Flügel zu umfassen; beim Vorgehen wurde 
sie jedoch bald selbst in der Flanke und im 
Rücken beschossen und mußte links rückwärts der 
3. eine Art Defensivflanke bilden, um sich vor 
der feindlichen Umzingelung zu schützen. Das 
Gefecht nahm auch nach Einbruch der Nacht bei 
Mondschein seinen Fortgang, die Gegner lagen 
sich auf 40 bis 50 Schritt gegenüber, so daß 
die Artillerie dauernd mit Kartätschen feuern 
mußte. Am linken Flügel wurden zur Abwehr 
der immer noch drohenden Umfassung nach 
11 Uhr abends der eben eingetroffene letzte Zug 
der 12. Kompagnie und eine Abteilung Kamel- 
reiter eingesetzt. Erst von Mitternacht ab ließ 
das Feuer nach und verstummte um 3 Uhr mor- 
gens mit dem Untergang des Mondes ganz. 
Sobald der Tag graute, versuchte Major 
v. Freyhold die Entscheidung mit den bisher 
weniger bedrängten Truppen des rechten Flügels 
berbeizuführen: die 10. Kompagnie sollte unter 
Mitwirkung der Maschinengewehre den ihr gegen- 
überliegenden Feind in der linken Flanke an- 
greifen. In Ausführung dieses Befehls wollte 
Oberleutnant Dannert zunächst mit seiner Kom- 
pagnie eine vor seiner bisherigen Stellung ge- 
legene Höhe gewinnen und ließ seine Leute 
einzeln das zwischen den beiden Höhen befindliche, 
vom feindlichen Feuer beherrschte Revier über- 
schreiten. Er selbst eilte als erster über die ge- 
fährdete Stelle, gefolgt von seinen Offizieren, 
den Leutnants v. Abendroth und Deininger, und 
mehreren Leuten. Aber kaum hatten die ersten 
vierzehn Schützen die Höhe erreicht, da brach 
plötzlich von rechts, von vorn und von links ein 
verheerendes Schnellfeuer los. Sofort war 
die Verbindung nach rückwärts unterbrochen, so 
daß die kleine Schar ganz auf sich angewiesen 
war. Sie suchte sich zu decken, so gut es ging, 
einzelne liefen in das Revier zurück, die anderen 
leisteten, jeder für sich, da, wo sie sich befanden, 
Widerstand. Nach einiger Zeit ging von links 
her ein Trupp von etwa 30 Hottentotten zum 
Angriff vor. Leutnant Deininger versuchte mit 
wenigen Leuten diesen Vorstoß abzuwehren, aber 
die Stellung war unhaltbar. Der in vielen 
Gefechten bewährte Kompagnieführer, Oberleut- 
nant Dannert, und sein kühner Patronillenoffizier 
Leutnant v. Abendroth sowie mehrere Schützen 
waren bereits gefallen, die Uberlebenden ver-
	        
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