Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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sammelt; nur eine Kompagnie blieb in Rietmont 
zurück. Aus dem Nordbezirk trafen Anfang Sep- 
tember als Reserven drei Kompagnien unter 
Major Flügge von Windhuk in und bei Gibeon 
ein, eine ihnen beigegebene Batterie übernahm 
die Sicherung der durch Simon Kopper-Leute ge- 
fährdeten Etapp 
Da sich Gerüchte vom Wiederaufstande der Hereros 
wie ein Lauffeuer im ganzen Lande verbreiteten 
und die Bevölkerung ohne starken militärischen 
Schutz sich der Willkür der Eingeborenen preis- 
gegeben glaubte, so mußte eine zweite, ursprüng- 
lich auch für den Süden bestimmte Batterie in 
der Gegend von Windhuk zurückbleiben. Auch 
wurde in Okahandja und Windhuk je eine Kom- 
pagnie aus den zurückgehaltenen Heimsendungs- 
mannschaften der Nordtruppen und den bisher 
eingetroffenen Ersatzmannschaften gebildet, so daß 
beide Orte militärisch wieder stark besetzt waren. 
Simon Kopper gegenüber blieben im Raume 
Aminuis —Hoachanas — Rietmont — Kowes vier 
Kompagnien, ein Zug Maschinengewehre und ein 
Zug Gebirgsartillerie unter Hauptmann v. Erckert 
verfügbar. 
Da die bisherigen Kriegserfahrungen zur Ge- 
nüge gezeigt hatten, daß der Feind seine Haupt- 
erfolge durch das Abschießen von Patrouillen er- 
zielte, so beabsichtigte Oberstleutnant v. Estorff, 
die Erkundungen vorzugsweise durch Kundschafter 
ausführen zu lassen. Der entscheidende Schlag 
gegen Morenga sollte erst dann geführt werden, 
wenn ausreichende Kräfte versammelt und das 
Zusammenwirken mit der Kap-Polizei verbürgt 
waren. Der Versuch, den gewandten und be- 
weglichen Gegner einzukesseln, versprach in dem 
unendlich klüftereichen Gebirgsgelände kaum einen 
sicheren Erfolg. Estorff gedachte daher, ihn durch 
eine ununterbrochene Verfolgung mürbe zu machen 
und zur Unterwerfung zu zwingen. Zu diesem 
Zwecke sollten Verfolgungsabteilungen mit tiefer 
Gliederung aufgestellt werden, die durch gegen- 
seitige Ablösung die Verfolgung dauernd bis zum 
Enderfolge in Fluß zu erhalten hatten. Von 
Vorteil war dabei der Umstand, daß der Bau 
der Eisenbahn Kubub— Keetmanshoop schon über 
Kuibis hinaus in gutem Fortschreiten begriffen 
war, und ferner, daß auf der Straße Keetmans- 
hoop—Warmbad, die früher eine 95 km lange 
Durststrecke enthalten hatte und daher für die 
Truppenversorgung von Norden her nicht in 
Frage kommen konnte, jetzt an zwei vom Landrat 
v. Uslar bezeichneten Stellen reichlich Wasser er- 
bohrt war. 
Zunächst galt es, dem Räuber ein Eindringen 
in das deutsche Gebiet zu verwehren. Der Be- 
fehlshaber der Truppen des Südbezirks, Major 
Beerecke, erteilte schon am 16. August dem Haupt- 
  
  
mann Ritter folgende Weisung: „Ihre Aufgabe 
ist für jetzt: 1. einen Durchbruch Morengas auf 
die Karras= oder Oranje-Berge zu verhindern, 
2. zu verhüten, daß dieser in Besitz von Vieh, 
besonders von Pferden, Waffen und Munition 
kommt. Der erste Schlag gegen ihn muß mit 
entscheidender Überlegenheit geführt werden, daher 
nicht übereilen."“ 
Die Farmer wurden gewarnt und brachten 
ihr Vieh großenteils in die Nähe der von den 
Truppen besetzten Posten in Sicherheit. Auf 
Morengas Kopf wurden vom Gouverneur 20 000 
Mark gesetzt. 
Es kam nunmehr darauf an, Morengas Auf- 
enthaltsort mit Sicherheit festzustellen. Am 
17. August ergaben Erkundungen, daß er die 
Linie Stolzenfels — Nakab —Ukamas noch nicht 
überschritten hatte. Privatnachrichten aus Kapstadt 
besagten, daß er mit nur 50 Mann bei Nakab, 
30 km nördlich des Oranje-Flusses, unmittelbar 
an der englischen Grenze sitze. Doch schon am 
20. August wurde diese Angabe dahin berichtigt, 
daß er sich nach wie vor in der Gamsib-Kluft 
(ob auf deutschem oder englischem Gebiet, blieb 
fraglich) aufhielte und die Feindseligkeiten noch 
nicht eröffnet habe. Seine Anhängerzahl wurde 
entgegen den früheren Mitteilungen der Kap- 
Regierung nach mehrfachen Meldungen auf nur 
50 Köpfe geschätzt. Demnach gebot Hauptmann 
Ritter schon jetzt über wesentlich überlegene Kräfte. 
Er erhielt daher freie Hand. Auf seinen Vorschlag 
erfolgte am 21. August vom stellvertretenden 
Gouverneur zunächst eine Anfrage an den als 
Unterhändler vielfach bewährten Pater Malinowski, 
ob er bereit sei, Morenga gegen Zusicherung seines 
Lebens zur Unterwerfung zu bewegen. Malinowski 
schien diese Grundlage für eine Verhandlung nicht 
ausreichend. An demselben Tage ergab eine Er- 
kundung, daß die Gamsib-Kluft auf deutscher 
Seite frei vom Feinde war. Morenga schien 
nahe der Grenze auf englischem Gebiet zu sitzen, 
entweder noch in der Gamsib-Kluft oder, wie 
Nachrichten der Kap-Polizei sagten, in der ebenso 
unzugänglichen Gegend der Einmündung des 
Back-Reviers in den Oranje. Mit Vieh und 
Geld sollte er reichlich versehen sein. Die Zahl 
seiner Anhänger, einschließlich Weiber und Kinder, 
wurde jetzt auf etwa 300 angegeben. Hauptmann 
Ritter beabsichtigte deshalb, am 22. August nach- 
mittags mit der 3. Kompagnie und dem Zug 
Gebirgsartillerie von Ukamas nach der Gamsfib- 
Kluft zu rücken und diese zu besetzen, nahm jedoch 
von seinem Vorhaben zunächst noch Abstand, als 
sich herausstellte, daß an der Grenze bei Nakab 
noch viel Farmervieh sich befand, das leicht eine 
Beute des beweglichen Feindes werden konnte. 
Ein weiterer Aufschub der Verfolgung wurde
	        
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