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dann mit Rücksicht auf ein einheitliches Zusammen-
wirken mit der Kap-Polizei erforderlich. Die
Kap-Regierung hatte sich damit einverstanden er-
klärt, daß ein deutscher Offizier zur britischen
Polizei entsandt wurde, um ein gemeinsames
Operieren zu gewährleisten und die Verbindung
zwischen den beiderseitigen Streitkräften sicher-
zustellen. Am 26. August begab sich daher der
Generalstabsoffizier, Hauptmann v. dem Hagen,
von Windhuk über Swakopmund zunächst nach
Kapstadt, um dort dem Ministerium und dem
Chef der Cape Mounted Police (C. M. P.) bie
Wünsche und Pläne des deutschen Truppen-
kommandeurs mitzuteilen und dann dem an der
Kap-Grenze befehligenden britischen Polizeioffizier
beigegeben zu werden. Bis zu seinem Eintreffen
sollte ihn der in Ukamas befindliche Oberleutnant
v. Hanenfeldt in Upington vertreten.
Am 24. August teilte die Kap-Regierung dem
Gouvernement mit, daß Morenga auf englischem
Gebiet bei Back-Reviermund plündere. Tags
darauf sagten Nachrichten von Kundschaftern und
englischen Hottentotten, daß Morris, der frühere
Großmann der Bondels, der Ende 1906 auf
englisches Gebiet übergetreten war, mit einigen
Anhängern und 37 Pferden zu Morenga gestoßen
und dieser von Back-Reviermund wieder in die
Berge gezogen sei.
Am 27. August traf Oberleutnant v. Hanen-
feldt in Upington bei dem neuernannten Befehls-
haber der dortigen Grenzpolizei, Major Elliot,
ein. Nach wie vor hielt diese an der Richtigkeit
ihrer ersten Angaben über Morengas Stärke-
verhältnisse fest. Eine Offizierpatrouille wollte
250 Gewehre „selbst gesehen“ haben. Major
Elliot hoffte, bis Anfang September etwa 100 Mann
verfügbar zu machen, und wollte bis dahin von
Upington aus eine Erkundung durch Patrouillen
in die Gegend von Aries ausführen lassen.
Oberleutnant v. Hanenfeldt vereinbarte mit ihm,
daß in den ersten Tagen des September das
gemeinsame Vorgehen der Deutschen und Eng-
länder gegen Morenga beginnen sollte. Den
deutschen Truppen wurde freigestellt, die Grenze
jederzeit bis zu sieben Meilen, in Berührung mit
dem Feinde auch auf weitere Strecken, zu über-
schreiten. Zur Erleichterung der Verbindung sollte
eine deutsche Heliographenlinie von Ukamas nach
Nakab eingerichtet werden, wo sie Anschluß an
die von der englischen Polizei besetzte Linie
Nakab—Upington zu gewinnen hatte.“)
Bevor jedoch die einheitlichen Bewegungen
*) Diese Signalverbindung hat nicht genügend
funktioniert, woran die geringe Besetzung der Stationen
auf englischer Seite mit nur je einem Polizisten und
die in jener Zeit herrschenden starken Sandstürme schuld
gewesen zu sein scheinen.
der deutschen und englischen Truppen in Fluß
kamen, trat eine Wendung der Lage ein. Der
größte Teil der bei Morenga befindlichen Bondels,
denen die Absicht des gemeinsamen Handelns
beider Gegner nicht verborgen geblieben war, sah
nunmehr die Nutzlosigkeit eines weiteren bewaff-
neten Widerstandes ein und bat am 29. August
durch nach Warmbad gesandte Boten den Gou-
verneur um Aufnahme in das am 23. Dezember
1906 mit Johannes Christian geschlossene Ab-
kommen. Es erschien in Rücksicht auf die Haltung
der in den Lokationen befindlichen Bondels ratsam,
die angebotene Unterwerfung anzunehmen. Denn
wenn diese auch bisher ruhig geblieben waren
und insbesondere an der Vertragstreue des Ka-
pitäns nicht zu zweifeln war, so lag es doch auf
der Hand, daß durch den Ubertritt der bisherigen
Gefolgschaft Morengas für die fernere friedliche
Haltung des Stammes eine erhöhte Bürgschaft
gegeben war.
Der inzwischen im Schutzgebiet eingetroffene
Gouverneur v. Schuckmann erklärte sich daher bereit,
die Unterwerfung der bei Morenga befindlichen
Bondels im wesentlichen unter den Bedingungen
des Friedens von Ukamas nur unter Gewährung
von weniger Kleinvieh anzunehmen. Morenga
selbst wurden keine Zusicherungen gemacht, ihm
nur nahe gelegt, der deutschen Regierung seine
Bitten durch Vermittlung des Kapitäns zu unter-
breiten. Am 31. August wurden dementsprechend
Boten mit einem Briefe Johannes Christians in
Morengas Lager entsandt. Sie trafen diesen erst
nach einigen Tagen in der Gamsib-Kluft an. Auf
die Botschaft des Kapitäns hin erklärten sich
sämtliche dort befindlichen Bondels zur Unter-
werfung bereit, obwohl Morenga sich alle Mühe
gab, sie in seiner Gefolgschaft zu erhalten.
Schließlich beauftragte er selbst die Boten, die
deutsche Regierung auch für ihn um die Aufnahme
in das Bondels-Abkommen zu bitten.
So stellten sich am 8. September in Ukamas
42 Männer, meist junge und kräftige Gestalten,
mit 97 Weibern und Kindern und 140 Stück
Kleinvieh. Sie brachten jedoch nur ein Gewehr
Modell 71 mit. Die Leute wurden über Heirachabis
nach Warmbad gebracht. Nach Aussage der
Boten befanden sich bei Morenga jetzt nur noch
zehn Kaffern mit acht Gewehren. War zwar die
Aussicht, seiner in der Gamsib-Kluft habhaft zu
werden, dadurch nicht größer geworden, so schien
doch die von ihm drohende Gefahr jetzt so er-
heblich gemindert, daß Oberstleutnant v. Estorff
den Zeitpunkt für gekommen hielt, die unter-
brochenen Heimsendungstransporte wieder in Fluß
zu bringen.
Auf Morengas Bitte um Aufnahme in das
Bondels-Abkommen ermächtigte der Gouverneur