Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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dann mit Rücksicht auf ein einheitliches Zusammen- 
wirken mit der Kap-Polizei erforderlich. Die 
Kap-Regierung hatte sich damit einverstanden er- 
klärt, daß ein deutscher Offizier zur britischen 
Polizei entsandt wurde, um ein gemeinsames 
Operieren zu gewährleisten und die Verbindung 
zwischen den beiderseitigen Streitkräften sicher- 
zustellen. Am 26. August begab sich daher der 
Generalstabsoffizier, Hauptmann v. dem Hagen, 
von Windhuk über Swakopmund zunächst nach 
Kapstadt, um dort dem Ministerium und dem 
Chef der Cape Mounted Police (C. M. P.) bie 
Wünsche und Pläne des deutschen Truppen- 
kommandeurs mitzuteilen und dann dem an der 
Kap-Grenze befehligenden britischen Polizeioffizier 
beigegeben zu werden. Bis zu seinem Eintreffen 
sollte ihn der in Ukamas befindliche Oberleutnant 
v. Hanenfeldt in Upington vertreten. 
Am 24. August teilte die Kap-Regierung dem 
Gouvernement mit, daß Morenga auf englischem 
Gebiet bei Back-Reviermund plündere. Tags 
darauf sagten Nachrichten von Kundschaftern und 
englischen Hottentotten, daß Morris, der frühere 
Großmann der Bondels, der Ende 1906 auf 
englisches Gebiet übergetreten war, mit einigen 
Anhängern und 37 Pferden zu Morenga gestoßen 
und dieser von Back-Reviermund wieder in die 
Berge gezogen sei. 
Am 27. August traf Oberleutnant v. Hanen- 
feldt in Upington bei dem neuernannten Befehls- 
haber der dortigen Grenzpolizei, Major Elliot, 
ein. Nach wie vor hielt diese an der Richtigkeit 
ihrer ersten Angaben über Morengas Stärke- 
verhältnisse fest. Eine Offizierpatrouille wollte 
250 Gewehre „selbst gesehen“ haben. Major 
Elliot hoffte, bis Anfang September etwa 100 Mann 
verfügbar zu machen, und wollte bis dahin von 
Upington aus eine Erkundung durch Patrouillen 
in die Gegend von Aries ausführen lassen. 
Oberleutnant v. Hanenfeldt vereinbarte mit ihm, 
daß in den ersten Tagen des September das 
gemeinsame Vorgehen der Deutschen und Eng- 
länder gegen Morenga beginnen sollte. Den 
deutschen Truppen wurde freigestellt, die Grenze 
jederzeit bis zu sieben Meilen, in Berührung mit 
dem Feinde auch auf weitere Strecken, zu über- 
schreiten. Zur Erleichterung der Verbindung sollte 
eine deutsche Heliographenlinie von Ukamas nach 
Nakab eingerichtet werden, wo sie Anschluß an 
die von der englischen Polizei besetzte Linie 
Nakab—Upington zu gewinnen hatte.“) 
Bevor jedoch die einheitlichen Bewegungen 
  
*) Diese Signalverbindung hat nicht genügend 
funktioniert, woran die geringe Besetzung der Stationen 
auf englischer Seite mit nur je einem Polizisten und 
die in jener Zeit herrschenden starken Sandstürme schuld 
gewesen zu sein scheinen. 
  
der deutschen und englischen Truppen in Fluß 
kamen, trat eine Wendung der Lage ein. Der 
größte Teil der bei Morenga befindlichen Bondels, 
denen die Absicht des gemeinsamen Handelns 
beider Gegner nicht verborgen geblieben war, sah 
nunmehr die Nutzlosigkeit eines weiteren bewaff- 
neten Widerstandes ein und bat am 29. August 
durch nach Warmbad gesandte Boten den Gou- 
verneur um Aufnahme in das am 23. Dezember 
1906 mit Johannes Christian geschlossene Ab- 
kommen. Es erschien in Rücksicht auf die Haltung 
der in den Lokationen befindlichen Bondels ratsam, 
die angebotene Unterwerfung anzunehmen. Denn 
wenn diese auch bisher ruhig geblieben waren 
und insbesondere an der Vertragstreue des Ka- 
pitäns nicht zu zweifeln war, so lag es doch auf 
der Hand, daß durch den Ubertritt der bisherigen 
Gefolgschaft Morengas für die fernere friedliche 
Haltung des Stammes eine erhöhte Bürgschaft 
gegeben war. 
Der inzwischen im Schutzgebiet eingetroffene 
Gouverneur v. Schuckmann erklärte sich daher bereit, 
die Unterwerfung der bei Morenga befindlichen 
Bondels im wesentlichen unter den Bedingungen 
des Friedens von Ukamas nur unter Gewährung 
von weniger Kleinvieh anzunehmen. Morenga 
selbst wurden keine Zusicherungen gemacht, ihm 
nur nahe gelegt, der deutschen Regierung seine 
Bitten durch Vermittlung des Kapitäns zu unter- 
breiten. Am 31. August wurden dementsprechend 
Boten mit einem Briefe Johannes Christians in 
Morengas Lager entsandt. Sie trafen diesen erst 
nach einigen Tagen in der Gamsib-Kluft an. Auf 
die Botschaft des Kapitäns hin erklärten sich 
sämtliche dort befindlichen Bondels zur Unter- 
werfung bereit, obwohl Morenga sich alle Mühe 
gab, sie in seiner Gefolgschaft zu erhalten. 
Schließlich beauftragte er selbst die Boten, die 
deutsche Regierung auch für ihn um die Aufnahme 
in das Bondels-Abkommen zu bitten. 
So stellten sich am 8. September in Ukamas 
42 Männer, meist junge und kräftige Gestalten, 
mit 97 Weibern und Kindern und 140 Stück 
Kleinvieh. Sie brachten jedoch nur ein Gewehr 
Modell 71 mit. Die Leute wurden über Heirachabis 
nach Warmbad gebracht. Nach Aussage der 
Boten befanden sich bei Morenga jetzt nur noch 
zehn Kaffern mit acht Gewehren. War zwar die 
Aussicht, seiner in der Gamsib-Kluft habhaft zu 
werden, dadurch nicht größer geworden, so schien 
doch die von ihm drohende Gefahr jetzt so er- 
heblich gemindert, daß Oberstleutnant v. Estorff 
den Zeitpunkt für gekommen hielt, die unter- 
brochenen Heimsendungstransporte wieder in Fluß 
zu bringen. 
Auf Morengas Bitte um Aufnahme in das 
Bondels-Abkommen ermächtigte der Gouverneur
	        
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