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Zunächst wurde auf dem Lloyddampfer
„Langeoog“ eine Reise nach den noch wenig be-
kannten Greenwich-Inseln unternommen. Auf
der Fahrt dahin wurden mehrere Punkte Neu-
Mecklenburgs, nämlich Namatanai, Karu, Fileba
und Käwieng, berührt. Von Karu aus konnte
eine Durchquerung der Insel ausgeführt werden.
Auf einem Kanakerpfad war die Westküste schon
nach 2½ Stunden erreicht, und damit vielleicht
die schmalste Stelle Neu-Mecklenburgs durch-
schritten. Unter den ethnographischen Gegen-
ständen, die in dem Orte Kamalu an der West-
küste zu beobachten waren, interessierten besonders
die Geräte zum Fang der Haifsche.') In Fileba
und Käwieng bot sich Gelegenheit, die schönen
Straßenanlagen und Rasthäuser zu besichtigen, die
unter der Leitung des Kaiserlichen Stationschefs
Boluminski entstanden sind und eine hervor-
ragende Zierde unserer Kolonie darstellen.
Das eigentliche Ziel der Reise, die Greenwich-
Inseln, bildet eine zwischen den Ost-Karolinen
im Norden und den Inseln Melanesiens im Süden
liegende, isolierte Gruppe. Die schwierige Einfahrt
in das Atoll wurde dank der Ruhe und Umsicht
des Kapitäns Roscher glücklich passiert. Von
den zweiunddreißig Inseln sind nur drei bewohnt.
Anthropologisch und ethnographisch dürften sie zu
Mikronesien zu rechnen sein. Die Eingeborenen
sind schöne, großgewachsene Menschen von hell-
brauner Hautfarbe. Leider ist die Mehrzahl mit
Ringwurm behaftet, wogegen die Wundkranken,
die in Neu-Mecklenburg so zahlreich sind, hier
ganz zurücktreten. Als typische Inselbewohner
sind sie tüchtige Seefahrer und daher im Besitz
von zahlreichen Einbäumen. Diese werden meist
aus angeschwemmten Holzstämmen geschnitzt. Von
Geräten zum Fischfang kommen Netze, Reusen
und Angelhaken und diese alle wiederum in ver-
schiedenen Formen vor. Die Häuser sind ge-
räumig und sauber; ihr Boden ist stets mit
Korallen bestreut und mit geflochtenen Matten
belegt. Ein leichter Lendenschurz aus fast weißem
Bastzeug bildet die Kleidung der Männer, die
gewobene Matte diejenige der Weiber. Die
Männer tragen die Haare lang und halten sie
vermittels eines Holzstäbchens, das stets in den
Haaren oder hinter den Ohren steckt, in Ordnung.
Die Haare der Weiber sind kurz gehalten. Waffen
fjehlen den Bewohnern der Greenwich-Inseln.
Der kurze Aufenthalt wurde neben sammlerischer
und photographischer Tätigkeit hauptsächlich zu
anthropologischen Beobachtungen und Sprach-
aufnahmen verwendet.
) Dr.
jestgestellt.
Berlin 1907.
Siephan hatte diese schon weiter südlich
Siehe das Werk „Neu-Mecklenburg“, S. 66;
Auf der Rückreise wurde der Kurs nach den
Fischer= und Gardener-Inseln genommen
und dort eine Reihe von Plätzen angelaufen.
Bei der Kürze der Zeit konnten nur einige orien-
tierende Besuche gemacht werden. Diese Gruppe
fällt in das besondere Untersuchungsgebiet des im
Norden Neu-Mecklenburgs arbeitenden Expeditions-
mitgliedes Walden.
Nach einem nochmaligen Besuch in Namatanai
lief „Langeoog“ wieder in Muliama ein. Dort
wird Dr. Schlaginhaufen nach den von dem
verstorbenen Expeditionsleiter hinterlassenen Be-
stimmungen die Arbeit selbständig fortsetzen.
Neunter Bericht.
Babase, Feni-Inseln 5. September 1908.
Am 11. August 1908 besuchte S. M. S.
„Planet“ die Station Muliama und brachte die
Besatzung des Expeditionslagers nach den Feéni-
Inseln.
Diese bilden eine der Ostküste von Süd-Neu-
Mecklenburg vorgelagerte, aus zwei Inseln be-
stehende Gruppe, die auf den Karten mit den
Namen Aneri oder St. Jan bezeichnet ist. Als
wirklicher, von den Eingeborenen der Inseln selbst
gebrauchter Name wurde Feni festgestellt. Die
größere Insel, Ambitle, ist westlich, die kleinere,
Babase, östlich gelegen; beide trennt ein für
kleine Fahrzeuge passierbarer Meeresarm.
Dr. Schlaginhaufen und Photograph
Schilling verbrachten die erste Zeit des vier-
wöchigen Aufenthalts auf der kleinen Insel und
durchkreuzten sie nach verschiedenen Richtungen.
Später wurde das Lager nach dem Orte Suntau
auf der großen Insel verlegt, von wo aus Küsten-
märsche und Vorstöße in die Berge unternommen
wurden. Die Kultur der Eingeborenen wurde in
mancher Hinsicht ähnlich derjenigen der Tanga-
Leute"') gefunden. Bambusrohr ist auch hier das
Material, das zum Bau von Wänden und Zäunen
dient. Mit den Blättern der Atap-Palme, die
von den Eingeborenen angepflanzt wird, werden
die Häuser gedeckt. Die Ansiedlungen sind in der
Regel etwas größer als auf Tanga, aber sie über-
schreiten die Zahl von acht Häusern nicht. Die
geschnitzten und bemalten Säulen waren hier auch
in ganz neuen Männerhäusern zu sehen, ein
Zeichen, daß die Kunst ihrer Herstellung noch
heute auf den Inselu lebt. Anders verhält es
sich mit der Industrie der Muschelarmringe.
Während sie auf Tanga heute noch blüht, ist sie
auf den Feni-Inseln verloren gegangen. Auch
die Ringe selbst, die sich in ihrer Form deutlich
von den Tangaringen unterscheiden, sind nur noch
* % „iehe den sechsten Vericht (D. Kol. Bl., 1908.