Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Zunächst wurde auf dem Lloyddampfer 
„Langeoog“ eine Reise nach den noch wenig be- 
kannten Greenwich-Inseln unternommen. Auf 
der Fahrt dahin wurden mehrere Punkte Neu- 
Mecklenburgs, nämlich Namatanai, Karu, Fileba 
und Käwieng, berührt. Von Karu aus konnte 
eine Durchquerung der Insel ausgeführt werden. 
Auf einem Kanakerpfad war die Westküste schon 
nach 2½ Stunden erreicht, und damit vielleicht 
die schmalste Stelle Neu-Mecklenburgs durch- 
schritten. Unter den ethnographischen Gegen- 
ständen, die in dem Orte Kamalu an der West- 
küste zu beobachten waren, interessierten besonders 
die Geräte zum Fang der Haifsche.') In Fileba 
und Käwieng bot sich Gelegenheit, die schönen 
Straßenanlagen und Rasthäuser zu besichtigen, die 
unter der Leitung des Kaiserlichen Stationschefs 
Boluminski entstanden sind und eine hervor- 
ragende Zierde unserer Kolonie darstellen. 
Das eigentliche Ziel der Reise, die Greenwich- 
Inseln, bildet eine zwischen den Ost-Karolinen 
im Norden und den Inseln Melanesiens im Süden 
liegende, isolierte Gruppe. Die schwierige Einfahrt 
in das Atoll wurde dank der Ruhe und Umsicht 
des Kapitäns Roscher glücklich passiert. Von 
den zweiunddreißig Inseln sind nur drei bewohnt. 
Anthropologisch und ethnographisch dürften sie zu 
Mikronesien zu rechnen sein. Die Eingeborenen 
sind schöne, großgewachsene Menschen von hell- 
brauner Hautfarbe. Leider ist die Mehrzahl mit 
Ringwurm behaftet, wogegen die Wundkranken, 
die in Neu-Mecklenburg so zahlreich sind, hier 
ganz zurücktreten. Als typische Inselbewohner 
sind sie tüchtige Seefahrer und daher im Besitz 
von zahlreichen Einbäumen. Diese werden meist 
aus angeschwemmten Holzstämmen geschnitzt. Von 
Geräten zum Fischfang kommen Netze, Reusen 
und Angelhaken und diese alle wiederum in ver- 
schiedenen Formen vor. Die Häuser sind ge- 
räumig und sauber; ihr Boden ist stets mit 
Korallen bestreut und mit geflochtenen Matten 
belegt. Ein leichter Lendenschurz aus fast weißem 
Bastzeug bildet die Kleidung der Männer, die 
gewobene Matte diejenige der Weiber. Die 
Männer tragen die Haare lang und halten sie 
vermittels eines Holzstäbchens, das stets in den 
Haaren oder hinter den Ohren steckt, in Ordnung. 
Die Haare der Weiber sind kurz gehalten. Waffen 
fjehlen den Bewohnern der Greenwich-Inseln. 
Der kurze Aufenthalt wurde neben sammlerischer 
und photographischer Tätigkeit hauptsächlich zu 
anthropologischen Beobachtungen und Sprach- 
aufnahmen verwendet. 
) Dr. 
jestgestellt. 
Berlin 1907. 
Siephan hatte diese schon weiter südlich 
Siehe das Werk „Neu-Mecklenburg“, S. 66; 
  
Auf der Rückreise wurde der Kurs nach den 
Fischer= und Gardener-Inseln genommen 
und dort eine Reihe von Plätzen angelaufen. 
Bei der Kürze der Zeit konnten nur einige orien- 
tierende Besuche gemacht werden. Diese Gruppe 
fällt in das besondere Untersuchungsgebiet des im 
Norden Neu-Mecklenburgs arbeitenden Expeditions- 
mitgliedes Walden. 
Nach einem nochmaligen Besuch in Namatanai 
lief „Langeoog“ wieder in Muliama ein. Dort 
wird Dr. Schlaginhaufen nach den von dem 
verstorbenen Expeditionsleiter hinterlassenen Be- 
stimmungen die Arbeit selbständig fortsetzen. 
Neunter Bericht. 
Babase, Feni-Inseln 5. September 1908. 
Am 11. August 1908 besuchte S. M. S. 
„Planet“ die Station Muliama und brachte die 
Besatzung des Expeditionslagers nach den Feéni- 
Inseln. 
Diese bilden eine der Ostküste von Süd-Neu- 
Mecklenburg vorgelagerte, aus zwei Inseln be- 
stehende Gruppe, die auf den Karten mit den 
Namen Aneri oder St. Jan bezeichnet ist. Als 
wirklicher, von den Eingeborenen der Inseln selbst 
gebrauchter Name wurde Feni festgestellt. Die 
größere Insel, Ambitle, ist westlich, die kleinere, 
Babase, östlich gelegen; beide trennt ein für 
kleine Fahrzeuge passierbarer Meeresarm. 
Dr. Schlaginhaufen und Photograph 
Schilling verbrachten die erste Zeit des vier- 
wöchigen Aufenthalts auf der kleinen Insel und 
durchkreuzten sie nach verschiedenen Richtungen. 
Später wurde das Lager nach dem Orte Suntau 
auf der großen Insel verlegt, von wo aus Küsten- 
märsche und Vorstöße in die Berge unternommen 
wurden. Die Kultur der Eingeborenen wurde in 
mancher Hinsicht ähnlich derjenigen der Tanga- 
Leute"') gefunden. Bambusrohr ist auch hier das 
Material, das zum Bau von Wänden und Zäunen 
dient. Mit den Blättern der Atap-Palme, die 
von den Eingeborenen angepflanzt wird, werden 
die Häuser gedeckt. Die Ansiedlungen sind in der 
Regel etwas größer als auf Tanga, aber sie über- 
schreiten die Zahl von acht Häusern nicht. Die 
geschnitzten und bemalten Säulen waren hier auch 
in ganz neuen Männerhäusern zu sehen, ein 
Zeichen, daß die Kunst ihrer Herstellung noch 
heute auf den Inselu lebt. Anders verhält es 
sich mit der Industrie der Muschelarmringe. 
Während sie auf Tanga heute noch blüht, ist sie 
auf den Feni-Inseln verloren gegangen. Auch 
die Ringe selbst, die sich in ihrer Form deutlich 
von den Tangaringen unterscheiden, sind nur noch 
* % „iehe den sechsten Vericht (D. Kol. Bl., 1908.
	        
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