Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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nur drei Zimmer für fünf Kranke enthält, durch 
einen Neubau ergänzt. Die ganze Anlage, zu 
der vom Württembergischen Landesverein des 
Frauenvereins für Krankenpflege in den Kolonien 
die Mittel aufgebracht worden sind, erhält den 
Namen Charlottenkrankenhaus. Im Jahre 1907 
wurden 71 Europäer im Krankenhause, an dem 
zwei Schwestern tätig sind, behandelt. Auch das 
Eingeborenenkrankenhaus erhielt in letzter Zeit 
einen Neubau. Es wurden in Lome im Jahre 1907 
393 Europäer und 2636 Farbige ärztlich behandelt. 
In Anecho, der früheren Hauptstadt von 
Togo, befindet sich das Nachtigalkrankenhaus. Es 
enthält fünf Krankenzimmer mit sieben Betten, 
Arztwohnung, drei Zimmer für die zwei Schwestern 
und die notwendigen Nebenräume. Im Jahre 1907 
fanden 38 Kranke Aufnahme im Nachtigalkranken- 
haus. Im ganzen wurden in Anecho 84 Euro-= 
päer und in der Poliklinik für Eingeborene, der 
ein kleines, 25 bis 30 Kranke fassendes Hospital 
angeschlossen ist, 1889 Kranke behandelt. 
In Palime befindet sich erst seit 1. Mai 1907 
ein ständiger Regierungsarzt, es wurden in diesem 
Berichtsjahr 54 Europäer und 754 Eingeborene 
ärztlich behandelt. 
Die Kosten, welche der regierungsärztliche 
Dienst in Togo veranlaßt, sind für 1909 auf 
etwa 150 000 ./“ veranschlagt. 
In Kamerun sind sieben Regierungsärzte 
und 15 Schutztruppenärzte. Die Regierungsärzte 
sind in den unter Zivilverwaltung stehenden Be- 
zirken, die Schutztruppenärzte in den unter Militär- 
verwaltung stehenden Bezirken tätig. Die Leitung 
ist seit kurzer Zeit in einer Hand; der Oberstabs- 
arzt der Schutztruppe ist zugleich Referent beim 
Gouvernement. Die frühere Zweiteilung der 
militärärztlichen und zivilmedizinischen Leitung 
unter verschiedene Persönlichkeiten hatte zu manchen 
Unzuträglichkeiten geführt. Außerdem sind zur Zeit 
noch im Schutzgebiet ein Bahnarzt und ein Missions- 
arzt tätig. 
Von Krankenhäusern in Kamerun steht in 
erster Linie das Regierungshospital in Duala, 
dessen Bau im Jahre 1897 vollendet und im 
Jahre 1908 erweitert wurde, so daß jetzt Platz 
zur Aufnahme von 30 kranken Européern ist. 
Das Gebäunde enthält außer den Krankenzimmern 
und den üblichen Nebenräumen ein Laboratorium, 
die Regierungsapotheke für den Verkauf von 
Arzneimitteln, Operationszimmer, Wohnräume für 
den Lazarettinspektor, für drei Schwestern und 
einen Heildiener und Sammlungsräume. Außer- 
dem ist noch ein besonderes Arzthaus, ein Isolier- 
haus und Küchengebäude vorhanden. Im Jahre 
1907 haben 213 Europäer im Krankenhaus Auf- 
nahme gefunden, während in dem damit ver- 
bundenen Eingeborenenkrankenhaus 657 Farbige 
  
behandelt und in der Polikliniketwa 12000 Schwarz: 
beraten wurden. In Viktoria wurde im Jahre 190 
ein neues Krankenhaus für Europäer an Stele 
einer baufällig gewordenen Baracke erbaut, welches 
für acht kranke Europäer Platz bietet. Ebenio 
hat Kribi ein kleines Krankenhaus für für 
kranke Europäer erhalten. In Viktoria wurden 
im Jahre 1907 134 Europäer und gege# 
3000 Eingeborene behandelt, in Kribi ebenfal- 
gegen 3000 Eingeborene. Kamerun besitzt ir 
Suellaba ein an der See gelegenes Sanatorium, 
das im Jahre 1900 in Betrieb genommen wurde 
und für acht Rekonvaleszenten Platz bietet. Die 
Zahl der Besucher hat in den letzten sieben Jahren 
zwischen 44 und 112 gewechselt. Auf den Innen- 
stationen finden sich zum großen Teil noch vro- 
visorische Unterkunftsverhältnisse, bei denen selbit 
Krankenstuben mangeln. Malaria und Schwarz- 
wasserfieber spielen in Kamerun ein große Rolle. 
jedoch hat sich schon seit Jahren, besonders in 
Duala und Viktoria, der Gesundheitszustand dauernd 
gehoben. An beiden Orten ist durch Aufschünung 
von Sümpfen und anderen hugienischen Maß- 
nahmen viel geschehen, auch sind in diesen Orten, 
wie auch in Kribi und Jaunde, ständige Sanitäts- 
kolonnen zur Vernichtung der Moskitos in Tütig- 
keit. Die Eingeborenen sind hauptsächlich durch 
Pocken und Lepra, die im Innern sehr verbreitet 
zu sein scheinen, gefährdet. 
Für das Sanitätswesen in Kamerun sind für 
1909 etwa 500 000 . vorgesehen. 
In Deutsch-Ostafrika sind für das Jahr 1909 
38 Schutztruppenärzte vorgesehen, nämlich ein 
Oberstabsarzt, 20 Stabsärzte und 17 Oberärzte, 
von diesen sind 18, nämlich zwölf Staböärzie 
und sechs Oberärzte, dauernd zur Zivilverwaltung 
abkommandiert und außerdem fünf vorübergehend 
zur Verwendungbeider Schlafkrankheitsbekämofung. 
Der Leiter der Schlafkrankheitsbekämpfung ist ein 
vom Heere abkommandierter Stabsarzt. Außer 
diesen 39 Militärärzten sind für das Jahr 1909 
noch drei Regierungsärzte vorgesehen, die sich als 
Phnsikatsärzte hauptsächlich der praktischen Ein- 
geborenenhygiene widmen sollen. Außerdem sind 
noch ein Bahnarzt beim Bahnbau, vier Privat-= 
ärzte und zwei Missionsärzte im Schutzgebiet, so 
daß die Gesamtzahl der Arzte in Deutsch-Ostafriko 
sich auf 49 beläuft. 
Von den Krankenanstalten sind zu nennen 
die zwei großen Gouvernementskrankenhäuser in 
Daressalam und Tanga. Das in Daressalom 
bietet in 18 Krankenzimmern Platz für 32 Kramee. 
Die Anlage besteht aus drei Hauptgebäuden und 
vier Nebengebäuden, Küche, Waschhaus, Labora- 
toriumgebäude und einem besonderen Pestlabora= 
torium. Das Gouvernementskrankenhaus in Tanga 
hat Platz für 21 Kranke, außer dem Hauptgebäude
	        
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