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nur dadurch geschaffen wird, daß dem eigentlichen
Heimgründer die günstigste Gelegenheit zur An-
siedlung gegeben wird. Die wirklichen Ansiedler
sind alle die Leute, die nicht erwarten, große
Vermögen zu machen, sondern nur den Lohn
ihrer harten Arbeit und angenehme Heimstätten
für sich und ihre Familien zu finden, und die
von der Hoffnung erfüllt sind, daß ihre Kinder
gesund und kräftig aufwachsen, um einst ihr Erbe
antreten zu können.
Der home-maker, der eigentliche Ansiedler,
ist zu ermutigen und nicht der Spekulant. Das
erste Erfordernis für die Kolonie ist es, Ansiedler
zu gewinnen, die in ihr ihre endgültige Heimat
erblicken, die ihr Eigentum in ihren Farmen
sehen und ihren Lebensunterhalt aus dem Boden
nehmen.
Während Sie so den weißen Mann in der
Kolonie festsetzen, lassen Sie nicht außer acht,
nicht nur um der Gerechtigkeit willen, sondern
in Ihrem eigensten unmittelbarsten Interesse, daß
der Schwarze gerecht behandelt werden muß, daß
ihm Schutz zuteil werden soll, daß ihm auch auf-
wärts geholfen und er nicht niedergedrückt wird.
Brutalität und Ungerechtigkeit sind besonders
hassenswert, wenn sie an Hilflosen geübt werden.
Ich habe nichts übrig für Sentimentalitäten. Ich
glaube sogar, Sentimentalität kann unter Um-
ständen mehr schaden als Brutalität. Es ist
ganz ausgeschlossen, daß die Stämme hier herum
sich je selbst vorwärts bringen können; ohne
weise Führung und Anleitung werden sie die
Kolonie niemals vorteilhaft fördern und auch
dann wird der Fortschritt nicht das Werk von
Jahren, sondern von Generationen sein. Sie
haben die Stellung einer unzweifelhaften Meister-
und Führerschaft einzunehmen, aber sowohl in
Ihrem eigenen Interesse als auch zu Nutzen der
Humanität und der Moral müssen Sie diese
Führerschaft mit einem tiefen Verständnis für all
die Verantwortlichkeit, die sie in sich birgt, über-
nehmen. Das ist auch der Grund, weshalb
ich die Hilfe der Missionen so sehr schätze, gleich-
gültig welchen Glaubens sie sind, der Missionen,
die mit praktischem Verständnis ernsthafte und
uninteressierte Arbeit auf diesem Gebiete leisten.
Hier in der Kolonie ist Platz für jeden guten
Bürger. Weder auf dem Gebiete des Glaubens
noch der nationalen Abstammung dürfen Sie
gegenteilige Auffassungen vertreten. Kümmern
Sie sich auch nicht darum, aus welchem Lande
der Mann kommt, lassen Sie es auch nicht Ihre
Sorge sein, wie er seinen Schöpfer anbetet, vor-
ansgesetzt, daß er ein square man ist. Seien
Sie freundlich und wohlwollend zu allen, aus-
genommen zu denjenigen, welche schlecht über-
einander sprechen. Natürlich habe ich ein beson-
deres Mitgefühl mit den Ansiedlern, da sie mic
so sehr an die Leute erinnern, mit denen ich m
unserem eigenen Westen gearbeitet habe und mi
deren Streben und Idealen ich so tief verbunder
bin. Der Regierungsbeamte, der seine Aufgabe
in der Kolonie nicht dahin auffaßt, daß er daze
da ist, für das Wohlergehen der Ansiedler za
sorgen, soll schnell das Land verlassen, je schnellet
je besser; das gleiche gilt von dem Ansiedler, der
glaubt, hier ein ruhiges Leben führen zu können,
und daß der Erfolg von selbst käme. Die Kolonie
kann ohne diese Leute eristieren. Ich setze in
Ihre Kolonie so zuversichtliches Vertrauen, und
wünsche ihr so sehr ein Wachsen und Gedeiben,
daß es mich besonders freuen würde, wenn An-
siedler, Missionare und Beamte hier in herzlicher
Übereinstimmung Hand in Hand gehen wollun.
Jeder kann auf seine Weise für das Ganze un-
entbehrliche Arbeit leisten. Die Unmöglichken
zusammen zu arbeiten, wenn jeder die Schwierig-
keiten der Aufgabe anders erkannt hat, bedeute
eine Kraftvergeudung und bringt weitgebende
Störungen mit sich. Major Roß und ich erinnemn
uns an ein kleines Operntheater im fernen Westen,
in dem man manchmal gegen das Spiel des Geigers
protestierte, bis eines Tages eine Bekanntmachung
angeschlagen war „Nicht auf den Geiger schießen.
er tut sein Bestes“. Ich möchte bitten, die
gleiche Nachsicht allen Regierungsbeamten zu ge-
währen. Ich fürchte, ich habe zu freimüng ge-
sprochen und vergessen, daß ich nicht zu Laue
bin (Heiterkeit).
Besonderen Nachdruck möchte ich noch aui
zwei Punkte gelegt wissen. In so mancher Be-
ziehung herrscht eine gewisse Ahnlichkeit der Be-
dingungen hier in der Kolonie und dem was ich
vor nahezu einer Generation im Westen geieden
habe. Es trifft dies besonders für Ihre Fedl-
schläge zu und für die Wirkung, die diese dei
kleinmütigen Leuten und Unglückspropheten her-
vorrufen. In einem neuen Lande müssen Sie
Experimente machen, und das bedeutet gleich-
zeitig gelegentliche Fehlschläge. Aber es wöre
unsinnig, sich durch diese mißglückten Versuche
entmutigen zu lassen. Vor dreißig Jahren, im
Westen, auf einer ungeheuer großen Landfläche,
größer als ganz Britannien, sah ich Ansiedler in
Scharen daherkommen, völlig unvorbereitet für
die Eigenart des Klimas und alle mit der jeiten
Zuversicht auf eine goldene Zukunft. Städte er-
standen, denen jegliche wirtschaftliche Grundlage
fehlte, Leute, die nichts von Ackerbau verstander,
oder aber die Landwirtschaft in ihrer Heimat mu
regelmäßigem und genügendem Regenfall be-
trieben hatten, begannen auf jeder Bodenart ale
mögliche Feldwirtschaft. Fünf Jahre ipäler
waren die Städte verlassen oder auf ein bis