Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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nur dadurch geschaffen wird, daß dem eigentlichen 
Heimgründer die günstigste Gelegenheit zur An- 
siedlung gegeben wird. Die wirklichen Ansiedler 
sind alle die Leute, die nicht erwarten, große 
Vermögen zu machen, sondern nur den Lohn 
ihrer harten Arbeit und angenehme Heimstätten 
für sich und ihre Familien zu finden, und die 
von der Hoffnung erfüllt sind, daß ihre Kinder 
gesund und kräftig aufwachsen, um einst ihr Erbe 
antreten zu können. 
Der home-maker, der eigentliche Ansiedler, 
ist zu ermutigen und nicht der Spekulant. Das 
erste Erfordernis für die Kolonie ist es, Ansiedler 
zu gewinnen, die in ihr ihre endgültige Heimat 
erblicken, die ihr Eigentum in ihren Farmen 
sehen und ihren Lebensunterhalt aus dem Boden 
nehmen. 
Während Sie so den weißen Mann in der 
Kolonie festsetzen, lassen Sie nicht außer acht, 
nicht nur um der Gerechtigkeit willen, sondern 
in Ihrem eigensten unmittelbarsten Interesse, daß 
der Schwarze gerecht behandelt werden muß, daß 
ihm Schutz zuteil werden soll, daß ihm auch auf- 
wärts geholfen und er nicht niedergedrückt wird. 
Brutalität und Ungerechtigkeit sind besonders 
hassenswert, wenn sie an Hilflosen geübt werden. 
Ich habe nichts übrig für Sentimentalitäten. Ich 
glaube sogar, Sentimentalität kann unter Um- 
ständen mehr schaden als Brutalität. Es ist 
ganz ausgeschlossen, daß die Stämme hier herum 
sich je selbst vorwärts bringen können; ohne 
weise Führung und Anleitung werden sie die 
Kolonie niemals vorteilhaft fördern und auch 
dann wird der Fortschritt nicht das Werk von 
Jahren, sondern von Generationen sein. Sie 
haben die Stellung einer unzweifelhaften Meister- 
und Führerschaft einzunehmen, aber sowohl in 
Ihrem eigenen Interesse als auch zu Nutzen der 
Humanität und der Moral müssen Sie diese 
Führerschaft mit einem tiefen Verständnis für all 
die Verantwortlichkeit, die sie in sich birgt, über- 
nehmen. Das ist auch der Grund, weshalb 
ich die Hilfe der Missionen so sehr schätze, gleich- 
gültig welchen Glaubens sie sind, der Missionen, 
die mit praktischem Verständnis ernsthafte und 
uninteressierte Arbeit auf diesem Gebiete leisten. 
Hier in der Kolonie ist Platz für jeden guten 
Bürger. Weder auf dem Gebiete des Glaubens 
noch der nationalen Abstammung dürfen Sie 
gegenteilige Auffassungen vertreten. Kümmern 
Sie sich auch nicht darum, aus welchem Lande 
der Mann kommt, lassen Sie es auch nicht Ihre 
Sorge sein, wie er seinen Schöpfer anbetet, vor- 
ansgesetzt, daß er ein square man ist. Seien 
Sie freundlich und wohlwollend zu allen, aus- 
genommen zu denjenigen, welche schlecht über- 
einander sprechen. Natürlich habe ich ein beson- 
  
deres Mitgefühl mit den Ansiedlern, da sie mic 
so sehr an die Leute erinnern, mit denen ich m 
unserem eigenen Westen gearbeitet habe und mi 
deren Streben und Idealen ich so tief verbunder 
bin. Der Regierungsbeamte, der seine Aufgabe 
in der Kolonie nicht dahin auffaßt, daß er daze 
da ist, für das Wohlergehen der Ansiedler za 
sorgen, soll schnell das Land verlassen, je schnellet 
je besser; das gleiche gilt von dem Ansiedler, der 
glaubt, hier ein ruhiges Leben führen zu können, 
und daß der Erfolg von selbst käme. Die Kolonie 
kann ohne diese Leute eristieren. Ich setze in 
Ihre Kolonie so zuversichtliches Vertrauen, und 
wünsche ihr so sehr ein Wachsen und Gedeiben, 
daß es mich besonders freuen würde, wenn An- 
siedler, Missionare und Beamte hier in herzlicher 
Übereinstimmung Hand in Hand gehen wollun. 
Jeder kann auf seine Weise für das Ganze un- 
entbehrliche Arbeit leisten. Die Unmöglichken 
zusammen zu arbeiten, wenn jeder die Schwierig- 
keiten der Aufgabe anders erkannt hat, bedeute 
eine Kraftvergeudung und bringt weitgebende 
Störungen mit sich. Major Roß und ich erinnemn 
uns an ein kleines Operntheater im fernen Westen, 
in dem man manchmal gegen das Spiel des Geigers 
protestierte, bis eines Tages eine Bekanntmachung 
angeschlagen war „Nicht auf den Geiger schießen. 
er tut sein Bestes“. Ich möchte bitten, die 
gleiche Nachsicht allen Regierungsbeamten zu ge- 
währen. Ich fürchte, ich habe zu freimüng ge- 
sprochen und vergessen, daß ich nicht zu Laue 
bin (Heiterkeit). 
Besonderen Nachdruck möchte ich noch aui 
zwei Punkte gelegt wissen. In so mancher Be- 
ziehung herrscht eine gewisse Ahnlichkeit der Be- 
dingungen hier in der Kolonie und dem was ich 
vor nahezu einer Generation im Westen geieden 
habe. Es trifft dies besonders für Ihre Fedl- 
schläge zu und für die Wirkung, die diese dei 
kleinmütigen Leuten und Unglückspropheten her- 
vorrufen. In einem neuen Lande müssen Sie 
Experimente machen, und das bedeutet gleich- 
zeitig gelegentliche Fehlschläge. Aber es wöre 
unsinnig, sich durch diese mißglückten Versuche 
entmutigen zu lassen. Vor dreißig Jahren, im 
Westen, auf einer ungeheuer großen Landfläche, 
größer als ganz Britannien, sah ich Ansiedler in 
Scharen daherkommen, völlig unvorbereitet für 
die Eigenart des Klimas und alle mit der jeiten 
Zuversicht auf eine goldene Zukunft. Städte er- 
standen, denen jegliche wirtschaftliche Grundlage 
fehlte, Leute, die nichts von Ackerbau verstander, 
oder aber die Landwirtschaft in ihrer Heimat mu 
regelmäßigem und genügendem Regenfall be- 
trieben hatten, begannen auf jeder Bodenart ale 
mögliche Feldwirtschaft. Fünf Jahre ipäler 
waren die Städte verlassen oder auf ein bis
	        
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