Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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druck verliehen haben. Lassen Sie mich daher 
hoffen, daß wir gemeinsam in demselben Geiste 
weiter arbeiten werden, sowohl aus allgemeinen 
ethischen Rücksichten, als auch aus denen einer 
fortgeschrittenen Staatskunst heraus, damit sich 
das schöne Wort: „Friede auf Erden und den 
Menschen ein Wohlgefallen“ auch bei unseren 
Arbeiten in Afrika bewahrheiten möge, soweit es 
in unseren schwachen menschlichen Kräften und in 
unserer Einsicht liegt. 
Ich kann nicht schließen, ohne noch einmal 
der African Society und dem verehrten Herrn 
Präsidenten dafür zu danken, daß sie mir diese 
Gelegenheit gaben, das Wenige zu sagen, was 
ich zu sagen hatte. 
II. 
Rede, gehalten vor der Handelskammer in Liverpool 
am 8. November 1909. 
Als ich die von Ihrem verehrten Herrn Prä— 
sidenten an mich ergangene Einladung empfing, 
machte mir die Kombination der einladenden 
Körperschaften, der Handelskammer und des 
Tropenhygienischen Instituts, einen starken Ein- 
druck. Denn ich sagte mir: dies ist in der Tat 
die natürliche und richtige Kombination, durch 
welche unsere Kolonisationsarbeit, schwer wie sie 
ist, schließlich Erfolg haben wird. Eine Kombi- 
nation, welche bezweckt, die Handelsentwicklung 
des Mutterlandes zu fördern, indem sic die 
körperlichen und gesundheitlichen Verhältnisse seiner 
Landeskinder und seiner neu gewonnenen Unter- 
tanen verbessert, eine Kombination, welche er- 
kannt hat, daß am Ende keine Kolonisationsarbeit 
Erfolg haben kann, wenn sie sich nicht der großen 
Reihe moralischer Verpflichtungen bewußt ist, die 
sie in bezug auf ihre neuen Ländereien und deren 
Bewohner übernommen hat, die aber doch gleich- 
zeitig die berechtigten Wünsche der kolonisierenden 
Nation berücksichtigt. Ich habe den Vorzug ge- 
habt, das Tropenhygienische Institut zu besuchen 
und die großartigen Einrichtungen, die den großen 
Handel dieser Stadt besorgen. Zuerst will ich 
die Frage der Hygiene behandeln und dann ein 
Wort über den hervorragendsten Stapelartikel 
sagen, nämlich die Baumwolle. 
Natürlich wird es Sie interessieren zu er- 
fahren, wie weit wir in Deutschland versucht 
haben, mit dem Beispiel, daß Sie uns und der 
übrigen Welt gegeben haben, Schritt zu halten. 
Sie wissen, daß wir in Hamburg ein Jnstitut 
für Tropenmedizin gegründet haben, das aus dem 
gleichen Grunde in jenem großen Hafenplatz er- 
richtet worden ist, aus dem Ihre Wahl auf 
Liverpvol gefallen ist; weil nämlich ein solcher 
  
Hafen die beste Gelegenheit zum Siundium de 
Tropenkrankheiten darbietet, welche von Matrol#en 
und Reisenden, die hier zuerst landen, eingeichlebern 
werden. 
In Hamburg sind swährend des leuten Jahres 
567 Patienten behandelt worden, wovon, wie ich 
mit Frenuden konstatiere, nur 16 gestorben sind. 
In diesem Institut sind während des Jahrr= 
52 Arzte unterrichtet worden, welche in den 
Kolonialdienst eingetreten sind, und weitere 31. 
welche auf ihre eigene Rechnung in die Troven 
gehen. 
Das Institut hat während desselben Jahres 
mehr als 50 Berichte über wissenschaftliche Umor- 
suchungen tropischer Erkrankungen, sowohl von 
Menschen als auch von Tieren veröffentlicn. 
Aber diese Anstalt hat noch einen andern Zwerc. 
Ich weiß nicht, ob Sie darüber unterrichtet sind, 
daß auf Veranlassung des Deutschen Kolonialamz 
vor drei Jahren die Regierung der freien Siad 
Hamburg, eine Körperschaft mit weitem politüchen 
Blick, eine Hochschule für die Vorbereitung der 
jenigen Leute gegründet hat, die in amtlicher 
oder privater Eigenschaft beabsichtigen, in die 
Kolonien zu gehen, oder sich schon in dirsen 
befinden. Nun gibt es in den Vorbereimg- 
kursen dieser Akademie, „Kolonial-Institu“ ge- 
nannt, einen Kursus, der obligatorisch ist für alle 
Beamte: das ist der Kurfus in der Trovenheil- 
kunde. In diesem Kursus sind während des 
letzten Jahres 40 Zivilbeamte unterrichtet worden, 
um sich selbst schützen zu können, und um, soweit 
möglich, anderen, gleichviel ob Schwarzen oder 
Weißen, Hilfe angedeihen zu lassen. Ich denke, 
das ist für den Anfang ein achtbarer Erfolg, und 
die anwesenden Mitglieder des Tropenhygienüchen 
Instituts von Liverpool werden die innigen Ae#- 
ziehungen, welche zwischen den beiden Inntinun 
bestehen, kennen und den vornehmen Wettbewülb, 
welcher zwischen ihnen in bezug auf die endgül- 
tige Uberwindung dieser Krankheiten bestebt, di 
— mehr als sonst etwas — die Wohlfahrt und 
dabei das Vermögen der Kolonien bedrohen. Jch 
hoffe, daß dieser vornehme Wettbewerb anhalten 
wird, und daß er zuletzt zur Ausrottung solcher 
Geißeln wie z. B. der Schlafkrankheit führe, u 
deren Bekämpfung England und Deuschland eim 
internationales Abkommen gewoffen haben. Die 
Regierungen der beiden Nationen wünichen ihet 
den allerbesten Erfolg. Sie haben immer di 
medizinische Wissenschaft als eines der wertvollurn 
Hilfsmittel für die Erfüllung ihrer humanen und 
Handelsbestrebungen betrachtet. 1 
Die eigenen Einnahmen der deunchen Kolon#en 
betragen jetzt über 1 500 000 K jährlich 
werden keine Zuschüsse gegeben, mit Ansnabm##e 
eines kleinen Zuschusses für Denrch-Neu Gume.
	        
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