Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Gartenland mitbepflanzt werden können, auf 
dem nicht nur Gemüse und Früchte für den 
Hausverbrauch, sondern auch — wie ich das an 
vielen Stellen gesehen habe — Tabak für die 
farbigen Dienstleute, Mais für Schweine= und 
Hühnerzucht, Sämlinge für kleine Schonungen 
wachsen. Wenn man die baren Auslagen, 
welche eine Familie im Schutzgebiet braucht, auf 
etwa 4000 . pro Jahr annimmt, so wird man 
bei den hohen Preisen, die dort herrschen, er- 
sohen können, welch bedeutenden Zuschuß ein 
solcher Eigenbau der Wirtschaft zu leisten imstande 
ist. Ebenso wird ein Farmer, der sich um seine 
Sache bekümmern kann, leicht pro Jahr zwei 
oder mehr Pferde verkaufsreif machen können; 
in diese Kategorie gehört auch die Aufnahme 
der Straußenzucht an den dazu geeigneten Stellen. 
Nachdem ich dies vorausgeschickt habe, kann 
ich die im Schutzgebiet herrschende Meinung nur 
unterschreiben, daß vorläufig im Grootfonteiner 
Gebiet Farmen etwa 3000 ha, im mittleren 
Teil, mehr nach Gibeon hin 5000 bis 10 000 ha 
und im Süden 20 000 ha umfassen sollen. Da- 
bei ist im Süden darauf gerechnet, daß größere 
Strecken Landes für Fehljahre in jeder Farm 
unbeweidet bleiben. Die außerordentliche Trocken- 
heit des Klimas erhält die Futterkräuter auf 
den Halmen noch jahrelang nahrhaft, nachdem 
die Pflanzen ausgetrocknet sind; ebenso bleibt 
der gefallene Samen außerordentlich lange keim- 
fähig, so daß nur ein ganz kurzer Regen, wie 
wir uns überzeugt haben, genügt, in wenigen 
Tagen den ausgedörrten Boden mit einer neuen 
Vegetation zu überziehen. Auf diesen Farmen 
lann bei einem Anlagekapital von 35000 bis 
45 000 ¾ eine gute mittlere Farmwirtschaft ent- 
wickelt werden, welche eine Verzinsung der An- 
loge und dem Besitzer ein Leben gestattet, ähnlich 
dem, wie es sich Leute gleichen Kapitals in der 
Heimat zu leisten vermögen. 
Dies leitet über auf die Frage der möglichen 
Gesamtbefiedlung des Schutzgebietes. Unter 
Heranziehung der für die Kapkolonie vorhin mit- 
geteilten Zahlen ist vorläufig anzunehmen, daß 
etwa 100 000 Weiße in dem für befiedlungsfähig 
gehaltenen Teil des Schutzgebietes ihr gutes Fort- 
kommen finden können. Diese Zahl schließt na- 
türlich die Handwerker= und Professionistenbevölke- 
rung ein. Nun rechnet man aber noch mit einer 
erheblichen Ausdehnung des Bergbaues. Es ist 
ohne weiteres einzusehen, daß, selbst wenn Deutsch- 
Südwestafrika eine ähnliche Menschenmenge auf- 
nehmen könnte wie die Kapkolonie, wir in dem 
Schutzgebiet doch kein Siedlungsland besitzen, 
welches einer größeren Abwanderung aus Deutsch- 
land, wie wir sie vor 15 und 20 Jahren gesehen 
haben, Raum geben würde. Aber die Ziffer ist 
  
immerhin höher, als manche bisher angenommen 
haben, und ich glaube, sie ist nicht übertrieben. 
Ich komme nun zur Frage der Kleinfiedlung. 
Auch hier ist das Kapital meistens unzureichend. 
Ein erheblicher Viehzuwachs steht den entstehenden 
Verbindlichkeiten bei den Kaufleuten nicht gegen- 
über. Für den Absatz von Gartenprodukten sind 
weder hinreichende Verkehrswege, noch eine zahl- 
reiche weiße konsumkräftige Bevölkerung vor- 
handen. Die Betriebe sind deshalb zum großen 
Teil kümmerlich. Sie würden vielleicht aussichts- 
los sein, wenn es nicht gelungen wäre, in dem 
Tabakbau eine gute Kultur zu finden. Die Ver- 
waltung hat einen praktischen süddeutschen Tabak- 
bauer seit längerem im Schutzgebiet stationiert, 
und es gelingt nach und nach, richtige Arten und 
vor allen Dingen die richtige Fermentierung ein- 
zuführen. Da der Tabak im Lande viel kon- 
sumiert wird und auch bei gleichmäßiger Qualität 
und nicht zu kleinem Quantum eine gute Auf- 
nahme auf dem Weltmarkt findet, so kann er- 
freulicherweise das letzte Wort über die Klein- 
fiedlungen in Südwestafrika noch nicht gesprochen 
werden. Es ist aber möglich, daß eine Anzahl 
der jetzt angesetzten kleinbäuerlichen Betriebe auf- 
gegeben werden muß. Aber es kann ebenso an- 
genommen werden, daß für eine nicht zu große 
Anzahl, wenn sie, wie in Klein-Windhuk oder 
am Swakop, in der Nähe der Städte oder, wie 
in Bethanien, in begnemer Bahnnähe liegen, ge- 
sunde Vorbedingungen bestehen. Wenn ich aber 
die Schwierigkeiten, die schon bei subventionierten, 
in gemäßigtem Klima mit starker weißer Be- 
völkerung und bei verhältnismäßig zahlreichen 
Verkehrsmitteln hart kämpfenden Bauern bestehen, 
mit der Situation vergleiche, in welche ähnliche 
Betriebe in Ostafrika kommen müssen, bei denen 
all diese günstigen Momente fehlen, dann finde 
ich meine Ansicht bestärkt, die dahin geht, daß 
für kleinbäuerliche Betriebe unser ostafrikanisches 
Schutzgebiet auch in seinen Höhenlagen sehr ge- 
ringe Aussichten bietet. Ich schalte aber ein, 
daß für mittlere Betriebe, d. h. kleinere Plan- 
tagen und Viehzuchtunternehmen, auf Grund des 
gesammelten Materials auch für Ostafrika die 
Vorbedingungen günstiger erscheinen. 
Über die Besiedlungsfähigkeit des tropischen 
Okawango-Gebietes sind Erfahrungen noch nicht 
gemacht. Schon in Grootfontein ist die Malaria- 
ein ziemlich häufiger Gast, und es werden des- 
halb dort wohl andere Wirtschaftsmethoden Platz 
greifen müssen, bei denen besonders die Arbeiter- 
frage ein Hindernis bilden kann. 
Viele andere Gegenden des Schutzgebietes 
find noch nicht erforscht. Besonders nach der 
bis jetzt wasserstellenlosen, dünenartigen, aber mit 
dichtem und nahrhaftem Gras bestandenen Kala-
	        
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