Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Deutsch-HNeuguinea. 
Eine Reise Ju den Sulka und Mengen. 
Die an der Küste von Neu-Pommern in der 
Gegend von Kap Oxford ansässigen Eingeborenen, 
die Sulkas, hatten auch im vergangenen Jahre 
wiederholt unter den Überfällen der benachbarten 
Bergbewohner, der Gakteis, zu leiden. Bezirksamts- 
assessor Full zu Herbertshöhe unternahm deshalb 
im Oktober 1908 im Auftrage des Gouverneurs 
mit dem Dampfer „Seestern“ eine Reise nach 
den Sulka-Ansiedlungen bei Kap Orford, um die 
dortigen Eingeborenen zur Ubersiedlung nach der 
den Uberfällen der Gakteis nicht ausgesetzten 
Gegend nördlich des Warangoi zu veranlassen. 
Über den Verlauf dieser Reise wird von dem 
genannten Beamten folgendes berichtet: 
Der „Seestern“ fuhr am 14. Oktober 1908 
ab. Bei den Dörfern Arap und Wuma ging ich 
mit den an Bord befindlichen Mope-Leuten an 
Land. 
Arap und Wuma sind gegenwärtig die nörd- 
lichsten Dörfer der Sulka-Ansiedlung bei Kap Oxford. 
Die an der Küste nördlich früher daran an- 
schließenden Ortschaften Kilalum und Blowlin 
wurden vor einigen Monaten — angeblich wegen 
Angriffen der Gaktei — von den Sulkas ver- 
lassen. Von Wuma bis zu der Brown-Insel in 
der Henry Reid-Bucht zeigten dicht aneinander- 
gereihte Palmgruppen an der ganzen Küste und 
halbverwachsene Pflanzungen an den Berghängen 
die Stätten früherer Sulka-Ansiedlungen an. Die 
Sulkas wissen noch die Namen der einzelnen 
Plätze zu nennen; darunter befindet sich das 
Dorf Mochlon. Die Gegend ist jetzt vollkommen 
menschenleer. 
Auf der von der Großen Bucht im Norden 
und der Jaquinot-Bucht im Süden gebildeten 
breiten Halbinsel scheinen keine Gaktei zu wohnen. 
Die Sulkas geben an, daß die Gaktei zu ihren 
Überfällen nicht aus den Bergen, sondern die 
Küste entlang heranziehen. Damit stimmt über- 
ein, daß zuerst die nördlichsten Sulka-Ansiedlungen 
an der Küste von den Sulkas aufgegeben wurden 
und daß auch jetzt noch immer die nördlichsten 
Plätze an der Küste den Angriffen der Gaktei 
ausgesetzt sind. Die Sulkas in den alten Nieder- 
lassungen bezeichnen als Wohnsitz der Gaktei die 
Gegend um die Henry Reid-Bucht. Die Sulkas 
nördlich des Warangoi behaupten, daß sie auch 
an ihren neuen Niederlassungen mit Eingeborenen 
zusammentreffen, welche die gleiche Sprache 
sprechen wie ihre Gegner an der Henry Reid- 
Bucht. Es hat demnach den Anschein, als ob 
bereits auf der Gazellehalbinsel südlich von Put- 
put (Rügenhafen) bis nach der Henry Reid-Bucht 
Gaktei säßen. 
  
Das Dorf Arap ist mit einem hohen Pali- 
sadenzaun umgeben. An der Küste bei Arap 
und Wuma liegt je ein großer Korallenblock auf 
dem Riff nahe der Küste. Auf beiden ist eine 
Hütte errichtet. Dort scheinen die Weiber und 
Kinder bei der Annäherung von Feinden unter- 
gebracht zu werden. 
Die Leute in Wuma und Arap hatten offen- 
bar kein besonderes Verlangen, nach der Gegend 
nördlich des Warangoi überzusiedeln. Ich kün- 
digte an, daß der „Seestern“ am nächsten Morgen 
wiederkommen würde, um die Leute, welche aus- 
wandern wollten, aufzunehmen. 
Alsdann nahmen wir Kurs nach Süden und 
gingen dicht bei Kap Owen in einer kleinen 
Bucht vor Anker. 
Die Umgebung der Bucht ist mit mehreren 
Mengendörfern besetzt. Im Hintergrund der 
Bucht in einem freundlichen Flußtal liegt das 
Hauptdorf Weiin, nach welchem die Gegend be- 
nannt wird. Weiter landeinwärts auf der süd- 
lichen Höhe über dem Flußtal liegt das mit 
Weiin befreundete Mengendorf Malbeimal. Am 
Südufer der Bucht, die den Namen Uten zu 
führen scheint, befand sich früher das Mengendorf 
Weir. Unter den Kokospalmen stebt noch der 
geschnitzte Hauptpfahl des Männerhauses und 
daneben die massive Holztrommel. Das Dorf 
ist verlassen seit einem Zusammenstoß mit der 
Besatzung des Anwerbeschiffs „Samoa“, wobei 
zwei Mengen, darunter der Bruder des Häupt- 
lings, erschossen worden sein sollen. 
Die früheren Bewohner des Dorfes Weir 
sitzen jetzt auf steiler Höhe über der Südspitze der 
Bucht. Auf der Höhe über dem Nordende der 
Bucht liegt das Dorf Tangsor. 
Die wenigen am Ufer sichtbar werdenden 
Eingeborenen zeigten große Scheu und ver- 
schwanden im Busch, als ich mit dem Boot an 
Land kam. Mit Hilfe von vier Männern des 
Mengenhäuptlings Blowgil von Warangoi, die 
ich mitgebracht hatte, kam bald ein friedlicher 
Verkehr zustande. Die Bevölkerung scheint ver- 
hältnismäßig zahlreich, gesund und kriegerisch zu 
sein. Die Leute lagen zur Zeit in Fehde mit 
den Bergbewohnern weiter im Innern, nicht 
aber mit den Gaktei. Zur Auswanderung nach 
dem Warangoi hatten sie keine Lust. Ein Mann 
ließ sich anwerben. Er kennt die Sulkasprache. 
In dem Dorfe Weiin stellte ich die Anwesenheit 
von Sulkaweibern fest, die mit Mengen ver- 
heiratet sind. 
Als am nächsten Morgen der „Seestern“ 
wieder vor Arap und Wuma anlief, herrschte 
dort große Aufregung. An der Küste weiter 
südlich waren angeblich zwei Sulkadörfer mit- 
einander in Kampf geraten. Die Leute erklärten
	        
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