Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Boden etwa 3 bis 4 m tiefer als die umgebende 
Sandfläche liegt. Typisch ist für alle Kalkpfannen 
der stufen= und terrassenförmige Abfall des Ge- 
steins nach der Mitte zu. Einige, z. B. Enguruwau, 
Otjomasu und Otjimbinde, haben vleyartige, oft 
mehrere Kilometer lange Erweiterungen und werden 
nur im Halbkreis von Steilabfällen umgeben. 
Der geologische Aufbau der Kalkpfannen ist 
nach den von Passarge im östlichen Sandfelde 
gemachten Studien folgender: Das Grundgestein 
besteht in der Regel aus Grauwacken. Auf diesem 
lagert meist eine nur dünne und lückenhafte 
Schicht Pfannensandstein. In der Pfanne von 
Okatjire z. B. tritt dieser in ziegelroter Farbe an 
mehreren Stellen zutage. Auf dem Pfannen- 
sandstein lagert der eigentliche Kalk. Er besteht 
im Innern der Pfannen aus weichem Kalktuff, 
der nach außen in harten Sinterkalk übergeht. 
Letzterer umgibt das Kalktuffbecken in flacher 
Böschung; er ist meist nur wenige hundert Meter 
sichtbar und dehnt sich unter der Bedeckung von 
Geröll und Sand häufig mehrere Kilometer 
weit aus. 
Der Kalktuff im Innern der Pfanne ist porös, 
weich und löcherig. Fingerdicke Röhren, die mit 
Erde und verwitterten Pflanzenresten erfüllt sind, 
durchziehen ihn in senkrechter Richtung und be- 
wirken, daß der Tuff bei Bearbeitung immer in 
senkrechten Wänden abspringt. So entstehen die 
eigentümlichen Stufen und Terrassen. Je tiefer 
der Kalktuff unter der Oberfläche liegt, desto 
weicher wird er. In 1 bis 2 m Tiefe hört die 
durch Austrocknung und Erhärtung entstandene 
Röhrenstruktur auf. Der Tuff wird feucht und 
erdig und nimmt eine dunkelgraue Färbung an. 
Der Kalktuff und in geringerem Grade der 
Pfannensandstein sind die wasserhaltenden Schichten. 
Das Wasser findet sich in allen Pfannen in ge- 
ringer Tiefe, meist jedoch nicht unter 3 m. Die 
Wassermenge ist von der Mächtigkeit des Kalktuffs 
abhängig. Auf Pfannen mit reichlichem Kalktuff 
tritt sie häufig als Quellwasser zutage und bildet 
während des ganzen Jahres Teiche, so in Otjim- 
binde, Owinauanaua, Okonjete. Das Wasser ist 
immer süß, obgleich der Kalktuff meist salzhaltig, 
häufig sogar mit Salzausblühungen bedeckt ist. 
Wo der Boden der Pfannen nicht von Wasser 
erfüllt ist, bedeckt ihn in der Regel eine schwärz- 
liche, kalkige Schicht Humuserde, die auch meist 
stark mit dem Mist von Wild und Vieh durchsetzt 
ist. Die auf diesem Boden üppig sprossende 
Begetation besteht in der Hauptsache aus hohem, 
saurem Gras und Binsen. Die Teiche, ständigen 
Pfützen und Wasserlöcher pflegen mit einer dichten 
Moos-, Algen= und Schilfvegetation erfüllt zu 
sein, die sich reichlich mit Kalk inkrustiert. Diese 
Erscheinung weist darauf hin, daß der Kalktuff 
  
der Pfannen durch Abscheidung von Pflanzen 
entstanden ist und die jetzigen Kalkpfannen die 
Uberbleibsel größerer Wasser= und Sumpfflächen 
einer früheren, an Niederschlägen reichen Period 
Südafrikas sind. - 
Danach müßte der Kalktuff in der Mitte der 
Pfannen am mächtigsten sein. In Wirklichkeit 
liegt aber in vielen Pfannen gerade in der Mitte 
das Grundgestein zutage. Die Pfannen haben 
durch ihre steilen Ränder das Aussehen von Kalk- 
brüchen, aus denen große Massen von Kalk ge- 
waltsam entfernt wurden. Nach Passarges Mei- 
nung ist diese eigentümliche Hohlform der Pfannen 
dadurch entstanden, daß die ungeheuren Massen 
von Wild, die noch vor wenigen Jahrzehnten 
das Sandfeld und die näördliche Kalahari be- 
völkerten, hier dauernd zur Tränke kamen. Noch 
jetzt sind an vielen Pfannen breite Zugänge 
wahrnehmbar, die das Wild durch Niedertreten 
der Kalkstufen bildete. Durch die Hufe der nach 
Tausenden zählenden Antilopen und der Dick- 
häuter wurde der weiche Tuff zermalmt und zer- 
stäubt und mit dem Wasser zu Schlamm vermischt 
oder vom Winde fortgetragen. Eine Menge Kalk 
wurde von den Tieren mit dem gesoffenen 
Schlammwasser entfernt, mehr noch als Schlamm, 
der in dicker Schicht auf dem Körper der Ele- 
fanten, Nashörner und Wildschweine haften blieb. 
Die Anhäufung des Wildes an den Pfannen stieg 
naturgemäß mit dem Vorschreiten der Trockenzeit, 
in der auch das Wasser in den Pfannen am 
spärlichsten war und leicht verschlammte. 
Alles Wild besucht auch die trockenen Pfannen 
regelmäßig, um die Salzausblühungen des Kalk- 
tuffs abzulecken und das auf dem Sinterkalk 
wachsende Brackkraut zu äsen. So geht denn 
auch hier durch die vereinte Wirkung der Hufe 
und des Windes die Abtragung des Kalkes vor 
sich und trägt dazu bei, den Pfannen ihr eigen- 
tümliches, kraterähnliches Aussehen zu geben. 
Die Kalkpfannen sind also, besonders zur 
Trockenzeit, die Sammelplätze des Wildes und 
überhaupt der Tierwelt der Omaheke. Durch 
gewerbsmäßige Jagderpeditionen weißer Händler 
und besonders durch die Bewaffnung der Ein- 
geborenen mit Gewehren hat der früher ungeheure 
Wildbestand der Omaheke rapide abgenommen. 
Auch ist das Wild wohl von vielen Wasserstellen 
durch die großen Rinderherden der Hereros ver- 
drängt worden. Seit dem Hererokriege sind die 
meisten Pfannen unbewohnt. Infolge der Ruhe 
und der gesetzlichen Schonzeit hat sich jetzt das 
Wild wieder etwas ausgebreitet. 
Nach meinen Beobachtungen ist der Masser- 
bedarf des Wildes nicht groß. Der Kudu kommt 
etwa jeden vierten oder fünften Tag zum Wasser, 
Gemsbock, Hartebeest, Springbock und die kleinen
	        
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