Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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A. versicolor, A. brachycalyx, in dieser 
Hinsicht als unverwertbar erwiesen. Ob weitere 
Untersuchungen noch zu einem günstigen Ergebnis 
führen, bleibt abzuwarten; eine direkte prak- 
tische Verwertung dürfte ein solches aber 
bei dem zerstreuten Auftreten der Albizzia- 
Arten kaum ermöglichen. 
Im Gegensatz hierzu sind die zu den Gattungen 
Brachystegia und Berlinia gehörenden Baum- 
arten in Ostafrika vielerorts vorherrschende Be- 
standteile der Baumvegetation, ja einige Arten 
bilden im zentralen und südlichen Teil der deut- 
schen Kolonie fast reine Bestände von enormer 
Ausdehnung. Leider machen es die bis jetzt vor- 
genommenen Rindenuntersuchungen wenig wahr- 
scheinlich, daß gerade diese Arten eine Be- 
deutung für die Gerbstoffproduktion erlangen 
können. Die Rinde von Brachystegia Kirkii# 
wurde als völlig unbrauchbar bezeichnet und 
diejenige von B. appendiculata muß ihres 
niedrigen Gerbstoffgehalts wegen als gering- 
wertig gelten; in zwei untersuchten Proben wurden 
nur 8,7 bzw. 5,5 v. H. Gerbstoff (neben 4,4 v. H. 
löslichen Nichtgerbstoffen) gefunden. Eine vorteil- 
hafte Verwertung derartig geringer Gerbstoffmengen 
wird aber auch durch Extrahierung nicht mög- 
lich sein. 
Von der in Ostafrika gleichfalls ausgedehnte 
Bestände bildenden Berlinia Eminii weiß man 
durch die Feststellungen von Busse nur, daß das 
ihrer Rinde entstammende Kino eine eisenbläuende 
Gerbsäure enthält.“) Hier wären vielleicht noch 
weitere Untersuchungen am Platze, besonders 
nachdem durch die Kunene — Sambesi= Expedition 
bekannt geworden ist, daß die im südöstlichen Teil 
des portugiesischen Westafrika auf sandigen 
Hügeln sehr verbreitete B. Baumii, die eventnell 
auch im nordöstlichen Teil von Deutsch-Süd- 
westafrika vorkommt, eine gerbstoffhaltige Rinde 
besitzt.) 
Außerdem sollen noch folgende Leguminosen 
Gerbstoffe liefern: Copaifera Mopane im Gebiet 
des Kunene,“““) ferner verschiedene weit verbreitete 
Cassia-Arten, wie Cassia fistula, C. auri- 
culata und C. goratensis, Pterocarpus 
erinaceus, f) letztere in Togo. Inwieweit sich 
diese Rinden zur Gerbstoffgewinnung verwerten 
lassen, wird erst noch festgestellt werden müssen. 
— 
*) „Tropenpflanzer“ 1902, S. 308. 
*“*) In Verbindung mit einem braunroten Farbstoff. 
Diese Leguminose wird von den Buren „Houtbosch“ ge- 
nannt; die Rinde soll noch gerbstoffhaltiger sein als 
die von Copaiferns Mopane, bei unrichtiger Behandlung 
jedoch so stark auf das Leder einwirken, daß dasselbe 
verbrennt. S. I. Baum: Kunene-Sambesi-Erpedition. 
»**) H. Baum a. a. O. 
S. Engler: Pflanzenwelt Ostafrikas, Teil B, 
S. 407. 
  
Auf Gerbstoff untersucht wurde vor einigen Jahren 
auch die Rinde der Entada abyssinica, jedoch 
ergab sich ein prozentualer Gehalt von nur 5,9 
bei 4,2 v. H. löslichen Nichtgerbstoffen. In den 
Hülsen von Parkia africana aus Togo 
wurden kürzlich 23,5 v. H. Gerbstoff nachge- 
wiesen.“) 
Alle die zuletzt genannten Baumarten besitzen 
zwar eine ziemliche Verbreitung, finden sich in- 
dessen keineswegs in solcher Häufigkeit, daß 
an ihre technische Ausnutzung auf Gerbstoff über- 
haupt gedacht werden könnte; für sie gilt also 
dasselbe, was oben bereits von den Albizzien ge- 
sagt wurde. 
Zu erwähnen wäre endlich noch die strauch- 
artige Dichrostachys nutans, eine in ganz 
Ostafrika sehr verbreitete, im Innern der deutschen 
Kolonie stellenweise durch ihr massenhaftes Auf- 
treten den Charakter der Vegetation bestimmende 
Leguminose. Böllig ausgereifte Früchte dieser 
Art wurden von mir im Jahre 1904 im Bezirk 
Kilimatinde gesammelt und zur Untersuchung ein- 
gesandt; es konnte ein Gerbstoffgehalt von 15,4 v. H. 
(bei 11,6 v. H. löslichen Nichtgerbstoffen) darin 
nachgewiesen werden. Auch diese Hülsen sollten 
in unreifem Zustande untersucht werden, da ihr 
Gerbstoffgehalt möglicherweise, wie bei den Myro- 
balanen, vor der Reife seinen Höhepunkt erreicht 
und beim Reifeprozeß durch Umwandlung eines 
Teils der Gerbstoffe wieder etwas zurückgeht. 
Ausgenutzt könnten indessen nur die im Küsten- 
gebiet vorhandenen Bestände dieser Pflanze werden, 
wo die Transportfrage weniger ins Gewicht fällt. 
Dichrostachys nutans findet sich aber hier 
lange nicht in solcher Menge. 
4. Combretazeen. 
Die Familie der Combretazeen, speziell die 
Gattungen Combretum und Terminalia, zu denen 
die wichtigsten Stammpflanzen der im Gerbstoff- 
handel so geschätzten ostindischen Myrobalanen, 
Terminalia chebula, T. eitrina und T. bel- 
lerica gehören, ist auch auf dem afrikanischen 
Kontinent durch eine große Anzahl von Arten 
vertreten. Es sind meist Bäume oder Sträuncher, 
die sämtlich größere oder kleinere, dünnhäutige 
und geflügelte, also nicht fleischige Früchte be- 
sitzen; diese enthalten infolgedessen zu wenig 
Substanz, als daß sie, auch bei eventueller 
Anwesenheit von Gerbstoff, als Gerbmaterial in 
Betracht kommen können. 
Eher war hier von der Prüfung der Rinden 
ein günstiges Ergebnis zu erhoffen. Busse hat 
auf seiner bereits erwähnten Expedition von ver- 
schiedenenombretum-Arten Rinden gesammelt. 
*) Amtsblatt für Togo 1909 Nr. 2, S. 10. 
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