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A. versicolor, A. brachycalyx, in dieser
Hinsicht als unverwertbar erwiesen. Ob weitere
Untersuchungen noch zu einem günstigen Ergebnis
führen, bleibt abzuwarten; eine direkte prak-
tische Verwertung dürfte ein solches aber
bei dem zerstreuten Auftreten der Albizzia-
Arten kaum ermöglichen.
Im Gegensatz hierzu sind die zu den Gattungen
Brachystegia und Berlinia gehörenden Baum-
arten in Ostafrika vielerorts vorherrschende Be-
standteile der Baumvegetation, ja einige Arten
bilden im zentralen und südlichen Teil der deut-
schen Kolonie fast reine Bestände von enormer
Ausdehnung. Leider machen es die bis jetzt vor-
genommenen Rindenuntersuchungen wenig wahr-
scheinlich, daß gerade diese Arten eine Be-
deutung für die Gerbstoffproduktion erlangen
können. Die Rinde von Brachystegia Kirkii#
wurde als völlig unbrauchbar bezeichnet und
diejenige von B. appendiculata muß ihres
niedrigen Gerbstoffgehalts wegen als gering-
wertig gelten; in zwei untersuchten Proben wurden
nur 8,7 bzw. 5,5 v. H. Gerbstoff (neben 4,4 v. H.
löslichen Nichtgerbstoffen) gefunden. Eine vorteil-
hafte Verwertung derartig geringer Gerbstoffmengen
wird aber auch durch Extrahierung nicht mög-
lich sein.
Von der in Ostafrika gleichfalls ausgedehnte
Bestände bildenden Berlinia Eminii weiß man
durch die Feststellungen von Busse nur, daß das
ihrer Rinde entstammende Kino eine eisenbläuende
Gerbsäure enthält.“) Hier wären vielleicht noch
weitere Untersuchungen am Platze, besonders
nachdem durch die Kunene — Sambesi= Expedition
bekannt geworden ist, daß die im südöstlichen Teil
des portugiesischen Westafrika auf sandigen
Hügeln sehr verbreitete B. Baumii, die eventnell
auch im nordöstlichen Teil von Deutsch-Süd-
westafrika vorkommt, eine gerbstoffhaltige Rinde
besitzt.)
Außerdem sollen noch folgende Leguminosen
Gerbstoffe liefern: Copaifera Mopane im Gebiet
des Kunene,“““) ferner verschiedene weit verbreitete
Cassia-Arten, wie Cassia fistula, C. auri-
culata und C. goratensis, Pterocarpus
erinaceus, f) letztere in Togo. Inwieweit sich
diese Rinden zur Gerbstoffgewinnung verwerten
lassen, wird erst noch festgestellt werden müssen.
—
*) „Tropenpflanzer“ 1902, S. 308.
*“*) In Verbindung mit einem braunroten Farbstoff.
Diese Leguminose wird von den Buren „Houtbosch“ ge-
nannt; die Rinde soll noch gerbstoffhaltiger sein als
die von Copaiferns Mopane, bei unrichtiger Behandlung
jedoch so stark auf das Leder einwirken, daß dasselbe
verbrennt. S. I. Baum: Kunene-Sambesi-Erpedition.
»**) H. Baum a. a. O.
S. Engler: Pflanzenwelt Ostafrikas, Teil B,
S. 407.
Auf Gerbstoff untersucht wurde vor einigen Jahren
auch die Rinde der Entada abyssinica, jedoch
ergab sich ein prozentualer Gehalt von nur 5,9
bei 4,2 v. H. löslichen Nichtgerbstoffen. In den
Hülsen von Parkia africana aus Togo
wurden kürzlich 23,5 v. H. Gerbstoff nachge-
wiesen.“)
Alle die zuletzt genannten Baumarten besitzen
zwar eine ziemliche Verbreitung, finden sich in-
dessen keineswegs in solcher Häufigkeit, daß
an ihre technische Ausnutzung auf Gerbstoff über-
haupt gedacht werden könnte; für sie gilt also
dasselbe, was oben bereits von den Albizzien ge-
sagt wurde.
Zu erwähnen wäre endlich noch die strauch-
artige Dichrostachys nutans, eine in ganz
Ostafrika sehr verbreitete, im Innern der deutschen
Kolonie stellenweise durch ihr massenhaftes Auf-
treten den Charakter der Vegetation bestimmende
Leguminose. Böllig ausgereifte Früchte dieser
Art wurden von mir im Jahre 1904 im Bezirk
Kilimatinde gesammelt und zur Untersuchung ein-
gesandt; es konnte ein Gerbstoffgehalt von 15,4 v. H.
(bei 11,6 v. H. löslichen Nichtgerbstoffen) darin
nachgewiesen werden. Auch diese Hülsen sollten
in unreifem Zustande untersucht werden, da ihr
Gerbstoffgehalt möglicherweise, wie bei den Myro-
balanen, vor der Reife seinen Höhepunkt erreicht
und beim Reifeprozeß durch Umwandlung eines
Teils der Gerbstoffe wieder etwas zurückgeht.
Ausgenutzt könnten indessen nur die im Küsten-
gebiet vorhandenen Bestände dieser Pflanze werden,
wo die Transportfrage weniger ins Gewicht fällt.
Dichrostachys nutans findet sich aber hier
lange nicht in solcher Menge.
4. Combretazeen.
Die Familie der Combretazeen, speziell die
Gattungen Combretum und Terminalia, zu denen
die wichtigsten Stammpflanzen der im Gerbstoff-
handel so geschätzten ostindischen Myrobalanen,
Terminalia chebula, T. eitrina und T. bel-
lerica gehören, ist auch auf dem afrikanischen
Kontinent durch eine große Anzahl von Arten
vertreten. Es sind meist Bäume oder Sträuncher,
die sämtlich größere oder kleinere, dünnhäutige
und geflügelte, also nicht fleischige Früchte be-
sitzen; diese enthalten infolgedessen zu wenig
Substanz, als daß sie, auch bei eventueller
Anwesenheit von Gerbstoff, als Gerbmaterial in
Betracht kommen können.
Eher war hier von der Prüfung der Rinden
ein günstiges Ergebnis zu erhoffen. Busse hat
auf seiner bereits erwähnten Expedition von ver-
schiedenenombretum-Arten Rinden gesammelt.
*) Amtsblatt für Togo 1909 Nr. 2, S. 10.
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