Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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wegen ihres außerordentlich hohen, im 
Durchschnitt 42 v. H. betragenden Gerb- 
stoffgehalts und ihrer vorzüglichen gerbe- 
rischen Eigenschaften: leichte Löslichkeit des 
Gerbstoffs, Erzeugung eines hellfarbigen zähen 
Leders. Der hohe Gerbstoffgehalt ermöglicht es, 
die Malletrinde trotz der enormen Entfernung der 
im Innern Südaustraliens gelegenen Produktions- 
gebiete vom europäischen Markte noch mit Vorteil 
zu verkaufen und sogar, auf die Einheit Gerbstoff 
bezogen, billiger anzuliefern, als die meisten 
übrigen wertvolleren Gerbmittel. Das bisher 
von Australien nach Europa gelangte Material 
stammte durchweg aus wilden Beständen; da 
indessen die Ausdehnung der letzteren nicht über- 
mäßig groß sein, und die Ausbeutung ohne Rück- 
sicht auf den Fortbestand der Wälder erfolgen 
soll, so steht eine Erschöpfung dieser natürlichen 
Hilfsquelle in absehbarer Zeit zu erwarten. Man 
hat daher, um den wertvollen Malletgerbstoff 
auch fernerhin liefern zu können, bereits an ver- 
schiedenen Orten die Kultur des Baumes auf- 
genommen, besonders in Natal, das vielleicht 
später einmal Hauptproduzent des Mallet werden 
wird, falls die Kulturversuche ein günstiges Er- 
gebnis zeitigen.“ 
Auch in Deutsch-Ostafrika sind Pflanzungen 
des Eucalyptus occidentalis angelegt, deren 
weitere Entwicklung abgewartet werden muß, bis 
ein abschließendes Urteil darüber abgegeben 
werden kann, ob die Malletrinde sich in diesem 
Gebiete in großen Mengen wird produzieren 
lassen. Da über das Wachstum des Baumes in 
seiner Heimat so gut wie nichts bekannt ist, so ist 
zur Zeit auch nicht annähernd vorauszusagen, 
inwieweit die großen Hoffnungen, die man in 
Interessentenkreisen gerade auf die Kultur des 
Mallet in unseren Kolonien setzt, sich realisieren 
lassen werden. In erster Linie kommt es darauf 
an zu ermitteln, welcher Art die Ansprüche des 
Baumes in bezug auf Boden, Feuchtigkeitszufuhr 
und Klima find; in dieser Beziehung zeigen die 
verschiedenen Eukalyptusarten bekanntlich ein recht 
ungleiches Verhalten. Davon hängt es ab, ob 
der Baum auch im Tiefland einigermaßen gut 
gedeiht, ein entscheidendes Moment für die Aus- 
dehnungsfähigkeit seiner Kultur. Dasselbe gilt 
von der Schnelligkeit des Wachstums; ferner 
spielt eine nicht geringe Rolle die Frage, in 
welchem Alter der Baum den größten Rinden- 
ertrag liefert, und schließlich die Frage, ob sich 
die Verjüngung der geschälten Bestände auf na- 
türlichem Wege vollkommen genug vollzieht, oder 
  
  
*) Siehe die Notiz in der „Zeitschrift für Schuh 
und Leder- 1905, Nr. 47, aus dem australischen „Leath 
Ournal“. 
  
ob künstlicher Wiederanbau Platz greifen muß, 
der wie bei den übrigen Eukalyptusarten wohl 
nur durch Pflanzung wird geschehen können. 
Canaigre. Ein weniger wertvolles 
Gerbmittel als die Malletrinde ist die seit 
Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts 
bekannte, in Texas, Arizona und Neumexiko ein- 
heimische Canaigre-Wurzel (Rumer hyme- 
nosepalus), da sie durchschnittlich nur 30 v. H. 
Gerbstoff enthält und durch einen beträchtlichen 
Stärkegehalt ausgezeichnet ist. Sie besitzt indessen 
als Gerbmittel auch einige wesentliche Vorzüge, 
wie den der leichten Mahlbarkeit, der guten Lös- 
lichkeit ihres Gerbstoffs sowie den der Erzeugung 
eines hellfarbigen Leders, und hat sich infolge- 
dessen auf dem europäischen Gerbstoffmarkte ein- 
führen lassen. Der Preis dieses Gerbmittels 
war aber im Verhältnis zu seinem Werte 
zu hoch und deshalb konnte es sich auf die 
Dauer nicht behaupten.“) Seine Kultur in den 
deutschen Kolonien kann daher nur dann 
ernstlich in Erwägung gezogen werden, 
wenn das Produkt zu annehmbaren Preisen 
angeliefert werden könnte. Die überführung 
der Pflanze nach Ost= und Südwestafrika ist 
gelungen und namentlich in Südwest soll sie 
freudig gedeihen. 
Myrobalanen. Zu erwähnen sind noch die 
ostindischen Myrobalanen, die neben der 
Mangroverinde das billigste Gerbmittel des 
Handels darstellen und verschiedenen Stamm- 
pflanzen angehören. Eine von diesen, Ph yllan- 
thus emblica, wurde oben schon erwähnt; die 
wichtigeren sind die Terminalia-Arten (T. Che- 
bula, T. eitrina und T. bellerica), die in 
Vorderindien, besonders in den Zentralprovinzen, 
in ausgedehnteren Beständen wild vorkommen. 
Von einer Kultur in nennenswertem Umfange ist 
bis jetzt noch nicht die Rede. Die jährliche Pro- 
duktion an Myrobalanen ist recht bedeutend; nur 
ein Teil des Materials wird aus Indien expor- 
tiert, der Rest wird, gleich dem Katechu, im Lande 
selbst, und zwar größtenteils in dem dort immer 
mehr aufblühenden Gerbereigewerbe verbraucht. 
Deutschland hat im Jahre 1907 allein 
15000 Tonnen Myrobalanen eingeführt, 
1905 sogar 16 700; größere Mengen gehen nach 
England und bedeutende Posten nach Osterreich 
und Rußland. Wie günstig die Produktions= 
und Verkehrsverhältnisse in Indien liegen, geht 
am besten aus der Tatsache hervor, daß die 
Myrobalanen trotz der oft viele hundert Kilometer 
*) Notizblatt des Königl. Botan. Gartens und 
Museusms in Berlin, 1898, S. 171.
	        
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