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wegen ihres außerordentlich hohen, im
Durchschnitt 42 v. H. betragenden Gerb-
stoffgehalts und ihrer vorzüglichen gerbe-
rischen Eigenschaften: leichte Löslichkeit des
Gerbstoffs, Erzeugung eines hellfarbigen zähen
Leders. Der hohe Gerbstoffgehalt ermöglicht es,
die Malletrinde trotz der enormen Entfernung der
im Innern Südaustraliens gelegenen Produktions-
gebiete vom europäischen Markte noch mit Vorteil
zu verkaufen und sogar, auf die Einheit Gerbstoff
bezogen, billiger anzuliefern, als die meisten
übrigen wertvolleren Gerbmittel. Das bisher
von Australien nach Europa gelangte Material
stammte durchweg aus wilden Beständen; da
indessen die Ausdehnung der letzteren nicht über-
mäßig groß sein, und die Ausbeutung ohne Rück-
sicht auf den Fortbestand der Wälder erfolgen
soll, so steht eine Erschöpfung dieser natürlichen
Hilfsquelle in absehbarer Zeit zu erwarten. Man
hat daher, um den wertvollen Malletgerbstoff
auch fernerhin liefern zu können, bereits an ver-
schiedenen Orten die Kultur des Baumes auf-
genommen, besonders in Natal, das vielleicht
später einmal Hauptproduzent des Mallet werden
wird, falls die Kulturversuche ein günstiges Er-
gebnis zeitigen.“
Auch in Deutsch-Ostafrika sind Pflanzungen
des Eucalyptus occidentalis angelegt, deren
weitere Entwicklung abgewartet werden muß, bis
ein abschließendes Urteil darüber abgegeben
werden kann, ob die Malletrinde sich in diesem
Gebiete in großen Mengen wird produzieren
lassen. Da über das Wachstum des Baumes in
seiner Heimat so gut wie nichts bekannt ist, so ist
zur Zeit auch nicht annähernd vorauszusagen,
inwieweit die großen Hoffnungen, die man in
Interessentenkreisen gerade auf die Kultur des
Mallet in unseren Kolonien setzt, sich realisieren
lassen werden. In erster Linie kommt es darauf
an zu ermitteln, welcher Art die Ansprüche des
Baumes in bezug auf Boden, Feuchtigkeitszufuhr
und Klima find; in dieser Beziehung zeigen die
verschiedenen Eukalyptusarten bekanntlich ein recht
ungleiches Verhalten. Davon hängt es ab, ob
der Baum auch im Tiefland einigermaßen gut
gedeiht, ein entscheidendes Moment für die Aus-
dehnungsfähigkeit seiner Kultur. Dasselbe gilt
von der Schnelligkeit des Wachstums; ferner
spielt eine nicht geringe Rolle die Frage, in
welchem Alter der Baum den größten Rinden-
ertrag liefert, und schließlich die Frage, ob sich
die Verjüngung der geschälten Bestände auf na-
türlichem Wege vollkommen genug vollzieht, oder
*) Siehe die Notiz in der „Zeitschrift für Schuh
und Leder- 1905, Nr. 47, aus dem australischen „Leath
Ournal“.
ob künstlicher Wiederanbau Platz greifen muß,
der wie bei den übrigen Eukalyptusarten wohl
nur durch Pflanzung wird geschehen können.
Canaigre. Ein weniger wertvolles
Gerbmittel als die Malletrinde ist die seit
Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts
bekannte, in Texas, Arizona und Neumexiko ein-
heimische Canaigre-Wurzel (Rumer hyme-
nosepalus), da sie durchschnittlich nur 30 v. H.
Gerbstoff enthält und durch einen beträchtlichen
Stärkegehalt ausgezeichnet ist. Sie besitzt indessen
als Gerbmittel auch einige wesentliche Vorzüge,
wie den der leichten Mahlbarkeit, der guten Lös-
lichkeit ihres Gerbstoffs sowie den der Erzeugung
eines hellfarbigen Leders, und hat sich infolge-
dessen auf dem europäischen Gerbstoffmarkte ein-
führen lassen. Der Preis dieses Gerbmittels
war aber im Verhältnis zu seinem Werte
zu hoch und deshalb konnte es sich auf die
Dauer nicht behaupten.“) Seine Kultur in den
deutschen Kolonien kann daher nur dann
ernstlich in Erwägung gezogen werden,
wenn das Produkt zu annehmbaren Preisen
angeliefert werden könnte. Die überführung
der Pflanze nach Ost= und Südwestafrika ist
gelungen und namentlich in Südwest soll sie
freudig gedeihen.
Myrobalanen. Zu erwähnen sind noch die
ostindischen Myrobalanen, die neben der
Mangroverinde das billigste Gerbmittel des
Handels darstellen und verschiedenen Stamm-
pflanzen angehören. Eine von diesen, Ph yllan-
thus emblica, wurde oben schon erwähnt; die
wichtigeren sind die Terminalia-Arten (T. Che-
bula, T. eitrina und T. bellerica), die in
Vorderindien, besonders in den Zentralprovinzen,
in ausgedehnteren Beständen wild vorkommen.
Von einer Kultur in nennenswertem Umfange ist
bis jetzt noch nicht die Rede. Die jährliche Pro-
duktion an Myrobalanen ist recht bedeutend; nur
ein Teil des Materials wird aus Indien expor-
tiert, der Rest wird, gleich dem Katechu, im Lande
selbst, und zwar größtenteils in dem dort immer
mehr aufblühenden Gerbereigewerbe verbraucht.
Deutschland hat im Jahre 1907 allein
15000 Tonnen Myrobalanen eingeführt,
1905 sogar 16 700; größere Mengen gehen nach
England und bedeutende Posten nach Osterreich
und Rußland. Wie günstig die Produktions=
und Verkehrsverhältnisse in Indien liegen, geht
am besten aus der Tatsache hervor, daß die
Myrobalanen trotz der oft viele hundert Kilometer
*) Notizblatt des Königl. Botan. Gartens und
Museusms in Berlin, 1898, S. 171.