Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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unternehmungen abschreckend wirken müssen. Der 
Natur der Sache nach werden es aber in der 
Hauptsache Privatunternehmungen sein, die für 
den Gerbstoffanbau zu interessieren wären und die 
ihn allein in größerem Umfange durchführen 
könnten. Zur Zeit ist in Ostafrika nur der Black- 
wattleanbau als rentabel erkannt; er ist auch in 
den letzten Jahren von privater Seite an ver- 
schiedenen Plätzen in einigem Umfange auf- 
genommen worden, während die früheren, u. a. 
auch die von der Regierung angelegten Pflanzungen 
mehr den Charakter von Versuchen besitzen. Eine 
Ausfuhr von Mimosarinde hat daher bis heute 
noch nicht stattgefunden. Meines Erachtens kommt 
es nunmehr darauf an, Vorsorge zu treffen, daß 
diese Kultur nicht wieder einschläft bzw. von 
anderen weniger geeigneten verdrängt wird. Zu 
dem Zwecke müßten die bestehenden Pflanzungen 
von den heimischen Interessenten nach Möglichkeit 
gefördert und allmählich immer weitere Kreise 
für die Kultur gewonnen werden. Eine wertvolle, 
schon verschiedentlich in Anwendung gekommene 
Hilfe besteht in der kosten losen Beschaffung 
von Blackwattlesamen. Als noch wirksamer 
würde sich die Gewährung einer Prämie für 
jeden mit Blackwattle bebauten Hektar erweisen; 
die volle Prämie aber nur für die lückenlos ge- 
schlossene, anderthalbjährige Kultur. Daß in den 
ersten Erntejahren für die Rinde möglichst günstige 
Abnahmebedingungen geschaffen werden müüsssen, 
erscheint gleichfalls notwendig. Analoge Hilfen 
sind ja auch im ersten Stadium des Baumwoll-= 
baues durch das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee 
gewährt worden und haben sich als sehr zweck- 
mäßig erwiesen. Im vorliegenden Falle würden 
die erforderlichen Maßnahmen am besten von den 
deutschen Gerbstoffinteressenten zu organi- 
sieren sein, die einen unmittelbaren Nutzen dar- 
aus zu ziehen imstande sind. Die beste Lösung 
würde immer die sein, daß die Gerbstoffin dustriellen 
selbst den Anbau in die Hand nähmen; eine süd- 
deutsche Firma will neuerdings hiermit den An- 
fang machen. Ihr Vorgehen dürfte, falls es von 
Erfolg gekrönt wird, bald Nachahmung finden. 
Auf diese Weise würde zweifellos auch eine 
raschere Ausdehnung der Akazienkultur erreicht. 
Die deutsche Lederindustrie bezog in den letzten 
Jahren etwa 10 000 Tonnen Akazienrinde aus 
  
Südafrika; die zur Produktion dieses Quantums 
nötige Fläche von ungefähr 6000 ha ist in Ost- 
afrika in günstiger Lage wohl vorhanden, sie ließe 
sich eventuell auch noch ausdehnen. Allerdings 
läßt sich nicht absehen, wieweit dabei die Kon- 
kurrenz anderer Pflanzungsunternehmungen hin- 
dernd in den Weg treten wird. Als ziemlich 
sicher darf indessen gelten, daß eine auch nur an- 
nähernd so hohe jährliche Produktionsziffer, wie 
sie Natal gegenwärtig aufzuweisen hat, von 
Deutsch-Ostafrika nicht sobald erreicht werden wird. 
Als Schlußfolgerung ergibt sich aus vor- 
stehenden Betrachtungen, daß die deutsche Leder- 
bzw. Gerbstoffindustrie nicht darauf rechnen kann, 
einen wesentlichen Teil ihres enormen Bedarfs 
an ausländischen Gerbmaterialien, der im Jahre 
1907 nahezu 200 000 Tonnen betragen hat, in 
absehbarer Zeit aus den deutschen Kolonien zu 
erhalten. Die natürlichen Verhältnisse sowie die 
noch geringe wirtschaftliche Entwicklung dieser 
Gebiete werden vielmehr nur eine langsam fort- 
schreitende Steigerung der gegenwärtigen noch 
unbedeutenden Gerbstoffproduktion gestatten. 
Alle Mittel jedoch, welche auf eine Hebung 
der letzteren innerhalb der gegebenen Grenzen 
abzielen, müssen uns willkommen sein. Eine 
Großproduktion liegt indessen vorläufig 
nicht im Bereiche der Möglichkeit. 
Endlich sei noch gewisser Vorschläge zur Ab- 
änderung zolltechnischer Vorschriften gedacht, wie 
sie neuerdings von privater Seite gemacht wurden. 
Hierbei handelte es sich im wesentlichen um die 
Herabsetzung bzw. Beseitigung der Einfuhrzölle 
auf Gerbmaterialien und Gerbstoffauszüge. Der 
deutschen Gerbstoff= und Lederindustrie wäre damit 
der Bezug von ausländischen Gerbmaterialien 
allerdings sehr erleichtert; daß aber hieraus in 
erster Linie fremde Produktionsländer, die unseren 
Schutzgebieten in der Entwicklung voran sind, 
Vorteil ziehen würden, ist ebenso klar, wie es 
zweifelhaft ist, ob daneben ein steigernder Einfluß 
auf die Gerbstoffproduktion unserer Kolonien aus- 
geübt würde. Letztere würde wahrscheinlich für 
den aus der Aufhebung oder Ermäßigung der 
Einfuhrzölle hervorgehenden beträchtlichen finan- 
ziellen Ausfall kein oder nur ein gänzlich un- 
zureichendes Aquivalent zu bieten vermögen. 
Hier folgen umstehende Tabellen.
	        
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