Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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dem Kopf. Vielfach findet man auch die Perl- 
hühner der wilden Rasse in den Gehöften. Diese 
stammen dann von aufgefundenen Eiern her, die 
der Heide in seinem Gehöft von anderen Hühnern 
ausbrüten läßt. 
Wild existiert in größerer Zahl nur in den 
Laubwäldern und in den daran anschließenden 
Grasebenen des östlichen Gahar-, des südöstlichen 
Gumei= und des östlichen Wulija-Stammes. In 
diesen Gegenden ist als Standwild vertreten: die 
Pferdeantilope, die Kuhantilope, selten das Harte- 
best, die Pallahantilope, der Riedbock, die Gazelle 
und vereinzelt der Wasserbock. Ab und zu stößt 
man auch auf die Fährten von Elefanten, die 
aus dem Miltu-Busch während der Regenzeit 
häufig nach dem Logone wechseln, sowie von 
Nashörnern, und zwar ist hier das Doppel-Nas- 
horn vertreten. Raubzeug ist sehr wenig vor- 
handen. Die Eingeborenen behaupten, ab und 
zu einen Löwen gesehen zu haben. Leoparden 
kommen häufiger vor. 
Im Logone-Fluß gibt es Flußpferde und 
Alligatoren. Der Alligator ist hier merkwürdiger- 
weise kein Menschenfresser. Die Eingeborenen 
durchwaten und durchschwimmen überall den 
Logone und baden in nächster Nähe der Tiere. 
Man kann eigentlich kaum von einer Jagd 
der Eingeborenen reden, denn sie jagen fast gar 
nicht, sondern sie fangen. Ich habe gehört, daß 
es nur vereinzelte Eingeborene verstehen sollen, 
sich mit Speer und Keule so nahe an das Wild 
heranzupürschen, daß sie es zur Strecke bringen. 
Zur Zeit der Grasbrände werden jedoch häufiger 
Antilopen durch Speerstich und -Wurf erlegt. 
Entweder werden zu diesem Zweck Zwangswechsel 
geschaffen, die von Eingeborenen besetzt sind und 
in welche die Antilopen durch das Feuer hinein- 
getrieben werden, oder es wird durch Eingeborene 
unter Wind eine größere Strecke dicht besetzt, 
welche das Wild, ebenfalls durch das Feuer ge- 
trieben, anlaufen muß (Vorstehtreiben). 
Fallgruben und WMürgefallen sind aber die 
gebräuchlichsten Mittel zur Erlangung von Wild. 
Die Fallgruben sind hier genau so, wie ich sie 
im Süden des Schutzgebiets bei den Bakoko und 
Jaunde kennen lernte, bis zu 6 m tief in die 
Wechsel eingeschlagen; nach unten verengen sie 
sich etwas und werden mit ganz dünnem Reisig, 
Blättern oder anderen Erzeugnissen der nächsten 
Umgebung bedeckt. 
Die Würgefallen bestehen aus einem längen, 
schweren Schlagbaum, der über einem stark be- 
fahrenen, durch einen Dornemrichter zu einem 
Zwangswechsel gemachten Wechsel angebracht wird 
und der sich, sobald eine Stelle unter ihm vom 
Wild betreten wird, infolge einer einfachen sinn- 
  
reichen Konstruktion aus seiner Höhenlage löst 
und das Wild unter sich erdrückt. Diese Würge- 
fallen findet man meist in der Nähe von Farmen, 
die am Waldrande liegen und die das Wild des 
Nachts zur Asung annimmt. Durch die Fall- 
gruben und Würgefallen wird dem Wildbestand 
leider erheblich Abbruch getan. 
Die Flußbewohner bringen ab und zu einmal 
ein Flußpferd zur Strecke. Das Flußpferd bedarf 
vom weidmännischen Standpunkt aus entschieden 
der Schonung. Sein Bestand im Logone-Fluß 
hat nach Aussage der Eingeborenen im Laufe 
der Jahre bedeutend abgenommen. Man findet 
es zur Zeit in kleinen Familien zusammen und 
als Einzelgänger — diese sind meist starke Bullen 
— nur noch an vereinzelten Stellen. So habe 
ich auf einer Flußreise von Bongor nach Kusseri 
nur neun solcher Stellen angetroffen. Für den 
Flußverkehr durch Kanus wird das Tier zur 
Nachtzeit gefährlich, da es häufig Kanus ohne 
weiteres annimmt. Mir find mehrere derartige 
Fälle bekannt geworden. 
Die Eingeborenen bedienen sich zur Erlegung 
des Flußpferdes eines kurzen Speers mit starker 
runder Eisenspitze, die mit kräftigen Widerhaken 
versehen ist. Am Ende der Eisenspitze wird ein 
langes, starkes Tau befestigt. Zur Jagd ver- 
sammeln sich viele Eingeborene des Nachts in 
der Nähe der Stelle, an welcher die Flußpferde 
ihren Ausstieg oder Wechsel zur Asung haben. 
Zwei beherzte Männer stellen sich nahe dem 
Wasser zu beiden Seiten des Wechsels mit je 
einem Flußpferdspeer auf. Sobald ein Flußpferd 
sie passiert, stoßen sie ihm den Speer tief in den 
Leib. Sofort stürzt die übrige Bevölkerung hinzu 
und hält gemeinsam das Tau fest; man läßt dem 
Tiere jedoch so viel Freiheit, daß es das Wasser 
noch erreicht. Das Tau wird sodann zunächst 
am Lande festgemacht und dem Tier bis zum 
Morgen des kommenden Tages Ruhe gewährt. 
Sobald das Tageslicht anbricht, ist auch die ganze 
männliche Bevölkerung des Ortes oder der be- 
treffenden Landschaft mit scharfgeschliffenen Speeren- 
zur Stelle. Nun wird das Flußpferd hochgezogen 
und, sobald sein Körper an der Oberfläche des 
Wassers erscheint, mit zahlreichen Speerstichen 
versehen und sodann wieder in die Tiefe gelassen. 
Diese grausame Prozedur wird so lange fort- 
gesetzt, bis das Tier an Schweißverlust eingeht. 
Eine solche Jagd dauert oft tagelang. Natürlich 
kommen dabei sehr häufig Unfälle vor. Fast. 
immer nimmt das verwundete Flußpferd an, vor 
allem, wenn das Ufer flach ist, und dann wehe 
dem Eingeborenen, der von den mächtigen Ge- 
wehren des Unterkiefers geschlagen wird. 
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