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dem Kopf. Vielfach findet man auch die Perl-
hühner der wilden Rasse in den Gehöften. Diese
stammen dann von aufgefundenen Eiern her, die
der Heide in seinem Gehöft von anderen Hühnern
ausbrüten läßt.
Wild existiert in größerer Zahl nur in den
Laubwäldern und in den daran anschließenden
Grasebenen des östlichen Gahar-, des südöstlichen
Gumei= und des östlichen Wulija-Stammes. In
diesen Gegenden ist als Standwild vertreten: die
Pferdeantilope, die Kuhantilope, selten das Harte-
best, die Pallahantilope, der Riedbock, die Gazelle
und vereinzelt der Wasserbock. Ab und zu stößt
man auch auf die Fährten von Elefanten, die
aus dem Miltu-Busch während der Regenzeit
häufig nach dem Logone wechseln, sowie von
Nashörnern, und zwar ist hier das Doppel-Nas-
horn vertreten. Raubzeug ist sehr wenig vor-
handen. Die Eingeborenen behaupten, ab und
zu einen Löwen gesehen zu haben. Leoparden
kommen häufiger vor.
Im Logone-Fluß gibt es Flußpferde und
Alligatoren. Der Alligator ist hier merkwürdiger-
weise kein Menschenfresser. Die Eingeborenen
durchwaten und durchschwimmen überall den
Logone und baden in nächster Nähe der Tiere.
Man kann eigentlich kaum von einer Jagd
der Eingeborenen reden, denn sie jagen fast gar
nicht, sondern sie fangen. Ich habe gehört, daß
es nur vereinzelte Eingeborene verstehen sollen,
sich mit Speer und Keule so nahe an das Wild
heranzupürschen, daß sie es zur Strecke bringen.
Zur Zeit der Grasbrände werden jedoch häufiger
Antilopen durch Speerstich und -Wurf erlegt.
Entweder werden zu diesem Zweck Zwangswechsel
geschaffen, die von Eingeborenen besetzt sind und
in welche die Antilopen durch das Feuer hinein-
getrieben werden, oder es wird durch Eingeborene
unter Wind eine größere Strecke dicht besetzt,
welche das Wild, ebenfalls durch das Feuer ge-
trieben, anlaufen muß (Vorstehtreiben).
Fallgruben und WMürgefallen sind aber die
gebräuchlichsten Mittel zur Erlangung von Wild.
Die Fallgruben sind hier genau so, wie ich sie
im Süden des Schutzgebiets bei den Bakoko und
Jaunde kennen lernte, bis zu 6 m tief in die
Wechsel eingeschlagen; nach unten verengen sie
sich etwas und werden mit ganz dünnem Reisig,
Blättern oder anderen Erzeugnissen der nächsten
Umgebung bedeckt.
Die Würgefallen bestehen aus einem längen,
schweren Schlagbaum, der über einem stark be-
fahrenen, durch einen Dornemrichter zu einem
Zwangswechsel gemachten Wechsel angebracht wird
und der sich, sobald eine Stelle unter ihm vom
Wild betreten wird, infolge einer einfachen sinn-
reichen Konstruktion aus seiner Höhenlage löst
und das Wild unter sich erdrückt. Diese Würge-
fallen findet man meist in der Nähe von Farmen,
die am Waldrande liegen und die das Wild des
Nachts zur Asung annimmt. Durch die Fall-
gruben und Würgefallen wird dem Wildbestand
leider erheblich Abbruch getan.
Die Flußbewohner bringen ab und zu einmal
ein Flußpferd zur Strecke. Das Flußpferd bedarf
vom weidmännischen Standpunkt aus entschieden
der Schonung. Sein Bestand im Logone-Fluß
hat nach Aussage der Eingeborenen im Laufe
der Jahre bedeutend abgenommen. Man findet
es zur Zeit in kleinen Familien zusammen und
als Einzelgänger — diese sind meist starke Bullen
— nur noch an vereinzelten Stellen. So habe
ich auf einer Flußreise von Bongor nach Kusseri
nur neun solcher Stellen angetroffen. Für den
Flußverkehr durch Kanus wird das Tier zur
Nachtzeit gefährlich, da es häufig Kanus ohne
weiteres annimmt. Mir find mehrere derartige
Fälle bekannt geworden.
Die Eingeborenen bedienen sich zur Erlegung
des Flußpferdes eines kurzen Speers mit starker
runder Eisenspitze, die mit kräftigen Widerhaken
versehen ist. Am Ende der Eisenspitze wird ein
langes, starkes Tau befestigt. Zur Jagd ver-
sammeln sich viele Eingeborene des Nachts in
der Nähe der Stelle, an welcher die Flußpferde
ihren Ausstieg oder Wechsel zur Asung haben.
Zwei beherzte Männer stellen sich nahe dem
Wasser zu beiden Seiten des Wechsels mit je
einem Flußpferdspeer auf. Sobald ein Flußpferd
sie passiert, stoßen sie ihm den Speer tief in den
Leib. Sofort stürzt die übrige Bevölkerung hinzu
und hält gemeinsam das Tau fest; man läßt dem
Tiere jedoch so viel Freiheit, daß es das Wasser
noch erreicht. Das Tau wird sodann zunächst
am Lande festgemacht und dem Tier bis zum
Morgen des kommenden Tages Ruhe gewährt.
Sobald das Tageslicht anbricht, ist auch die ganze
männliche Bevölkerung des Ortes oder der be-
treffenden Landschaft mit scharfgeschliffenen Speeren-
zur Stelle. Nun wird das Flußpferd hochgezogen
und, sobald sein Körper an der Oberfläche des
Wassers erscheint, mit zahlreichen Speerstichen
versehen und sodann wieder in die Tiefe gelassen.
Diese grausame Prozedur wird so lange fort-
gesetzt, bis das Tier an Schweißverlust eingeht.
Eine solche Jagd dauert oft tagelang. Natürlich
kommen dabei sehr häufig Unfälle vor. Fast.
immer nimmt das verwundete Flußpferd an, vor
allem, wenn das Ufer flach ist, und dann wehe
dem Eingeborenen, der von den mächtigen Ge-
wehren des Unterkiefers geschlagen wird.
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