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Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten.
Die Baumwollernte in Mittelasien und
Transkauhasien 1908.
Die Sektion für Landwirtschaft und landwirt-
schaftliche Statistik der russischen Hauptverwaltung
für Landwirtschaft hat Nachrichten über die Baum-
wollernte, über den Baumwollhandel und über
die Bedingungen gesammelt, welche dem Baum-
wollbau im Berichtsjahre schädlich gewesen sind.
Aus dem gesammelten Material werden nach-
folgende Schlüsse gezogen:
Die Baumwollernte fiel in den mittelasiatischen
Gebieten und in Transkaukasien im ganzen unter
mittel aus. Der Ertrag an roher Baumwolle
schwankte in Transkaspien in manchen Gegen-
den zwischen 30 bis 40, in anderen zwischen 50
bis 80 Pud pro Dessätine. Im Gebiete Samar-
kand (in den Kreisen Chodshent und Dshisak)
erzielte man an Baumwolle I. Sorte 57 bis 75 Pud
von der Dessätine, Zwischensorte 40 bis 50 Pud,
II. Sorte 30 bis 40 Pud, III. Sorte 20 bis
30 Pud. Je nach dem Grade der Beschädigung
der Baumwollstauden durch frühe Fröste stellte
sich die Baumwollernte in den einzelnen Gegenden
des Syr-Darja-Gebiets auf 5 bis 30 und
50 Pud von der Dessätine. Im Ferghana-
Gebiete war die Baumwollernte in den einzelnen
Gegenden recht verschieden; im Kreise Osch erreichte
sie 30 bis 60 und 72 Pud, in Andishan 40 bis
50 Pud und an einigen Stellen sogar 100 Pud,
in Margelan gegen 40 Pud und in Namangan
50 bis 70 und sogar 105 Pud.
Was Transkaukasien anbetrifft, so erzielte
man im Kreise Aresch des Gouvernements Jelisa-
wetpol von der Dessätine gegen 80 Pud Baum-
wolle und im Kreise Dschewanschir 10 bis 48 Pud,
während im Gouvernement Eriwan 20 bis 35 oder
55 bis 60 Pud pro Dessätine geerntet wurden.
Die Verhältnisse für den Baumwollhandel
werden als schwierig bezeichnet.
Als ungünstige Bedingungen für den Baum-
wollbau im Berichtsjahre werden in Transkaspien
der Mangel an Wasser, im Syr-Darja= und
Ferghana-Gebiete die verspätete Aussaat, die
häufigen heißen Winde, das frühe Eintreten der
Fröste und der Regen, die das Reifen der Baum-
wollkapseln beeinträchtigen, im Gebiete Samarkand
außer dem Wassermangel auch die Menge von
Heuschrecken, besonders in der Hungersteppe und
in Transkaukasien Krankheiten der Baumwollstaude
genannt. (Nach der Torg. Prom. Gazeta.)
Die ägvptische Baumwollernte 1908/09.
Nach den Angaben des ägyptischen Finanz-
ministeriums sind im Jahre 1908/09 mit Baum-
wolle 1 638 040 Feddan (1 Feddan gleich rund
4200 am) gegen 1 603272 Feddan im vorher-
gehenden Jahre bebaut worden, so daß sich die
Anbaufläche nur um 34768 Feddan vergrößert
hat. Es scheint jedoch, daß diese Ziffern hinter
der Wirklichkeit zurückgeblieben sind. Man hat
deshalb Vorkehrungen getroffen, um in Zukunft
genauere Angaben zu erhalten.
Infolge starker Regengüsse und kalten Wetters
im Januar und Februar 1908 verzögerten sich
das Bestellen der Felder und die Aussaat um
etwa 20 Tage. Diese Verspätung verringerte
sich im Laufe der nächsten Monate zwar auf
10 bis 14 Tage, wurde für die Ernte aber in-
sofern bedeutungsvoll, als sich infolge des Rück-
standes gerade im kritischen Monat Oktober ein
größerer Teil der Baumwolle als gewöhnlich noch
auf den Feldern befand. Bei dem ungünstigen
Wetter im September und in der ersten Hälfte
des Oktober fiel die erste Pflücke qualitativ schlecht
aus. Die zweite Pflücke wurde durch bessere
Witterung in der zweiten Hälfte des Oktober und
der ersten Hälfte des November einigermaßen be-
günstigt, wogegen die dritte Pflücke ein unbefrie-
digendes Ergebnis hatte. Die Wasserversorgung
war knapp; die im August eingetretene starke
Nilschwelle konnte hieran nichts mehr ändern.
Raupen sind beinahe überall ausfgetreten und
haben Schaden angerichtet.
Die offiziellen Schätzungen der Ernte haben
sich bisher zwischen 6¼ und 6½ Millionen
Kantar (1 Kantar gleich 44,918 kg) bewegt. Da
die letztgenannte Ziffer Ende März d. Is. nahezu
erreicht war, so wird auf ein Ergebnis von
6¾ Millionen Kantar gerechnet werden können.
Auch in diesem Jahre ist die Baumwolle im
Innern in Erwartung häöherer Preise künstlich
zurückgehalten worden. Qualitativ ist die Ernte
unbefriedigend ausgefallen. Man schreibt dies
der seit einigen Jahren stattfindenden übermäßigen
Ausnutzung des Bodens und der Verschlechterung
der Saat zu. Das Ergebnis in den Entkernungs-
fabriken war ungefähr 1 v. H. schlechter als im
vorhergehenden Jahre. Im Jahre 1908/09 find
in verschiedenen Gegenden des Deltas Versuche
mit Caravonicasamen gemacht worden, wie es
heißt, mit ziemlich befriedigendem Erfolge.
Die Preise waren im Jahre 1908/09 niedriger
als im vorhergehenden. Baumwolle für Lieferung
im November 1908 wurde mit 14 bis 15 Tallaris