Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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und in einzelne Posten aufgelöst sind, kann immer 
nur mit einem geringen Bruchteil von ihnen für 
die Operationen gerechnet werden. 
Die kriegerischen Ereignisse. 
Für die Sicherheit, besonders der portugiesischen 
Nachbargebiete, bildeten die unabhängigen Ovambos 
durch ihre häufigen Raubzüge von jeher eine 
Gefahr. Schon länger dachte man daher an ihre 
Unterwerfung. 
1904 kam die Frage in Fluß durch den 
Ausbruch des Herero-Aufstandes auf deutschem 
Gebiete. Hier hatte der Ovambohäuptling Nechale 
im Januar mit 600 Bewaffneten den Posten 
Namutoni überfallen. Die vier Mann starke Be- 
satzung konnte sich auf dem Turm der Station 
halten und war erst abgezogen, nachdem der 
Gegner mit einem Verlust von angeblich über 
100 Toten das Feld geräumt hatte. Diesen 
Kampf haben die deutschen Ovambos offenbar 
als schwere Niederlage empfunden und sich seitdem 
ruhig verhalten. Es ist auch unwahrscheinlich 
und jedenfalls nicht erwiesen, daß sie flüchtigen 
Hereros in größerer Zahl Aufnahme gewährt 
haben. Man hat daher auf deutscher Seite ge- 
glaubt, von einem militärischen Vorgehen gegen 
die Ovambos absehen zu können. 
Anders die Portugiesen. Der Gedanke an 
ein mögliches Ausweichen der Hereros nach Norden 
und an ein üÜbergreisen der Unruhen auf portu- 
giesisches Gebiet führte zu dem Entschlusse, die 
ganze Südgrenze von Angola durch Militärposten 
zu sperren, diese also mitten in das Ovamboland 
vorzutreiben. Die Vereinigung einer stärkeren 
deutschen Truppenmacht, die den Kämpfen am 
Waterberg vorausging, machte es doppelt 
wünschenswert, auch in Südangola militärische 
Macht zu zeigen. Eile schien geboten, wenn man 
nicht zu spät kommen wollte. Es fehlte aber an 
Vorbereitungen und an Geld zu einer größeren 
Unternehmung. Der Gegner wurde unterschältzt, 
und die wenigen warnenden Stimmen verhallten 
ungehört. 
Von den im Lande stehenden Streitkräften 
war nur ein Teil gegen die Ovambos verfügbar. 
Er reichte allein nicht aus, und man verstärkte 
ihn darum durch Neuformationen und eine Kom- 
pagnie aus Mozambique. 
Im ganzen sollten 1800 Mann Feldtruppen 
bereitgestellt werden, doch kam man nur auf etwa 
1500 Mann, die sich aus sehr verschiedenartigen, 
meist militärisch nicht vollwertigen Truppen zu- 
sammensetzten; 550 Mann waren Europäer, davon 
170 eben erst aus der Heimat angekommene 
Freiwillige, und 150 Soldaten des Strafbataillons. 
Von den farbigen Truppen galt die Mozambique= 
Kompagnie als die beste, einige neu aufgestellte 
  
Angola-Kompagnien als ganz minderwertig, da 
sie kaum ausgebildet waren. 
Nur etwa 300 weiße Mannschaften waren 
annähernd modern bewaffnet; sie führten 8 mm- 
Kropatscheck-Gewehre (Röhrenmagazin mit neun 
Patronen), alle anderen alte Sunyyder-Einzellader 
aus den sechziger Jahren, also eine schlechtere 
Waffe als das in Händen vieler Ovambos be- 
findliche Henry-Martini-Gewehr. Die Artillerie 
hatte sechs alte Geschütze, zu denen aber passende 
Munition fehlte. Außer einer Eskadron Dragoner, 
die auf neu angekauften Maultieren beritten war, 
bestand das Expeditionskorps nur aus Fußtruppen. 
Führer war der Gouverneur des Distriktes 
Huilla, Ingenieurhauptmann Aguiar. Er hatte 
nie größere Abteilungen befehligt und ist an- 
scheinend nur durch seine Stellung als Gouverneur 
in dem Operationsgebiete zu dem verantwortungs- 
vollen Posten eines militärischen Führers ge- 
kommen. 
Bis Mitte September gelang es, den größten 
Teil des Expeditionskorps an der Grenze des 
Ovambolandes bei Humbe zu vereinigen. Die 
Mozambique-Kompagnie fehlte aber noch, und die 
Sicherung der Etappenlinie sowie Abgaben für 
Postierungen längs des Kunene schwächten die 
Feldtruppen weiter, so daß Hauptmann Aguiar 
schließlich am 19. September mit nur 1020 Mann, 
6 Geschützen und 30 Wagen am Kunene an- 
langte. Der Übergang wurde vom Gegner nur 
durch ein wenig wirksames Feuer beunruhigt. 
Die Maßnahmen des Führers sind nach dem, 
was man bisher über sie erfahren hat, schwer zu 
verstehen. Seit dem 20. September lagerte die 
Abteilung im Viereck am Flußufer im Gebiete 
der Kuamatos. Der Gegner belästigte das Lager 
mehrfach durch einzelne Schützen, besonders sobald 
durch Hornsignale zu den Mahlzeiten gerufen 
wurde. Die Portugiesen antworteten jedesmal 
mit einem vermutlich wirkungslosen Infanterie- 
und Artillerie-Massenfeuer, das ohne Ziel in den 
Busch hinein abgegeben wurde und viel Munition 
kostete. Am 23. September unternahm Haupt- 
mann Aguiar eine Erkundung mit 300 Mann, 
einem Drittel seiner Truppen. Er ging 5 km 
weit vor, ohne auf Widerstand zu stoßen, und 
kehrte dann zurück. In ähnlicher Weise entsandte 
er am 25. September den Hauptmann Pinto 
d'Almeida mit 500 Mann und zwei Geschützen, 
also der Hälfte aller Truppen. Er sollte den 
Weg für den Weitermarsch erkunden und dann 
wieder zurückkehren. 
Diese Erkundungsabteilung war aus Teilen 
aller Kompagnien zusammengesetzt. Führer und 
Mannschaften kannten einander nicht, was bei 
Eingeborenentruppen besonders ungünstig ins 
Gewicht fällt. Jeder Mann sollte 120 Patronen
	        
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