Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

G 538 20 
Für eine Reiskultur im großen, mit der Aus- 
sicht, einerseits den ganzen Bedarf des Schutz- 
gebietes zu decken, anderseits die Eingeborenen 
zu seßhaften Ackerbauern zu erziehen, eignet sich 
nur der Wasserreis. Daß dieser in Neuguinea 
gut gedeiht, ist nach Analogie anderer Länder, 
wie z. B. Javas, ohne weiteres anzunehmen. 
Anbauversuche in kleinem Maßstabe, welche recht 
gut ausgefallen find, haben diese Annahme be- 
stätigt. Land, das sich für die Kultur von Sumpf- 
reis eignet, ist besonders in Kaiser-Wilhelmsland 
in gewaltiger Ausdehnung vorhanden. Der ein- 
zige Erfolg versprechende Weg, die mit vielen 
Schwierigkeiten verbundene Sumpfreiskultur in 
Neuguinea einzuführen, wäre der, daß Familien 
aus Java oder Siam nach dem Schutzgebiet 
übergeführt und dort an einer unter dem Schutze 
der Regierung stehenden Station angesiedelt und 
zur Reiskultur angehalten würden. Die Einge- 
borenen müßten zunächst als Mitarbeiter gründlich 
mit der Kultur vertraut gemacht werden, um sich 
dann in Anlehnung an das bereits bestehende 
Siedlungszentrum selbständig zu machen. Die 
Durchführung dieser Maßnahmen erfordert be- 
deutende Mittel und wird sich über Jahre hin- 
aus erstrecken. 
Für den Anfang dürfte es sich empfehlen, die 
Eingeborenen in der Nähe der Europäerstationen 
mit Saat von Bergreis zu versehen und sie zum 
Anbau anzuhalten. Auch den Plantagen-Unter- 
nehmungen müßte Saat zur Anlage von Bergreis- 
Zwischenkulturen geliefert werden, damit die ein- 
geborenen Pflanzungsarbeiter Gelegenheit bekämen, 
den Reisbau kennen zu lernen. Die Lieferung 
von möglichst einfachen Maschinen für Handbetrieb 
zur Präparation der Ernte wäre zweckmäßig. 
Das Komitee hält es nach Lage der Verhält- 
nisse für richtig, daß die Fortsetzung und Durch- 
führung von Versuchen mit dem Anbau von Reis 
durch das Gouvernement selbst bewirkt wird, 
möglichst unter Mitarbeit der Missionen und son- 
stigen Interessenten. Das Komitee ist bereit, 
Saatgut, landwirtschaftliche Geräte und Ernte- 
bereitungsmaschinen zu liefern, und stellt zunächst 
einen Betrag von 5000 /“ zur Verfügung. 
Kolonial-Wirtschaftliches Archiv. 
Seit längerer Zeit beschäftigt sich die öffentliche 
Kritik mit den kolonialen Neugründungen. 
Den Prospekten und Geschäftsberichten wird viel- 
fach zum Vorwurf gemacht, daß sie zu wenig 
vorsichtig und dem kaufmännischen Brauch nicht 
entsprechend aufgemacht seien; auch die Art der 
Unterzeichnung bestimmter Prospekte wird bean- 
standet. Immer dringender stellt sich das Be- 
dürfnis heraus, eine Stelle zu schaffen, die jeder- 
  
mann eine möglichst objektive Orientierung über 
koloniale Unternehmungen ermöglicht. 
Aus diesem Grunde hat das Komitee be- 
schlossen, ein Kolonial-Wirtschaftliches Archiv 
Unter den Linden 43 einzurichten. Das Archiv 
sammelt (in besonderen Fächern für jedes Unter- 
nehmen) Prospekte, Geschäftsberichte und sonstige 
Veröffentlichungen der kolonial-wirtschaftlichen 
Unternehmungen sowie die Kritiken und Auskünfte, 
welche für und gegen die Unternehmen und ihre 
Entwicklung veröffentlicht sind. 
Das Archiv steht vom 1. Juli d. Is. ab an 
den Wochentagen von 10 bis 2 Uhr jedermann 
kostenlos zur Verfügung. 
Weltausstellung Brüssel 1910. 
Der Vorsitzende berichtete über die am 3. De- 
zember 1908 im Reichs-Kolonialamt unter dem 
Vorsitz des Geheimen Legationsrats Golinelli 
und im Beisein des Reichskommissars für die 
Ausstellung, Geheimen Regierungsrats Albert, 
stattgehabte Besprechung betr. die Organisation 
einer kolonialen Abteilung bei der Welt- 
ausstellung in Brüssel 1910. Die Konferenz 
führte im wesentlichen zu folgenden Ergebnissen: 
1. Die Führung der Ausstellung übernimmt 
das Reichs-Kolonialamt. 
2. Die Ausstellung beschränkt sich auf die Pro- 
dukte der Kolonien. 
3. Jeder einzelne Aussteller verpflichtet sich zu 
einem Beitrag von 600 .7. 
4. Bestimmte Produkte werden in Gruppen zu- 
sammengefaßt. 
Das K. W. Komitee hat beschlossen, einen 
Beitrag von 3000 . zur Bildung einer Baum- 
wollgruppe bereitzustellen. 
–—..... 
RKautschuhbestände im Kameruner Bezirk 
Dengdeng) 
Der in der Ungegend von Dengdeng sich in 
ziemlicher Ausdehnung erstreckende Urwaldgürtel 
ist nur mit Kick ia elastica bestanden. Die 
Bäume finden sich vereinzelt und auch in Gruppen 
vereinigt zwischen den anderen Bäumen des Ur- 
waldes vor. Sie erreichen im Wettbewerb mit 
den anderen Urwaldstämmen oft eine stattliche 
Höhe. Diese Stattlichkeit läßt darauf schließen, 
daß sich im Boden besonders gute Wachstums- 
bedingungen für die Kickria vorfinden. Nach Aus- 
sagen der Eingeborenen sollen einzelne Bäume 
4 bis 6 kg Kautschuk geben. Die Anzapfungs- 
methode der Eingeborenen ist primitiv und wenig 
)Aus dem „Amteblatt für das Schutzgebict 
Kamerun“ 1909, Nr. 8.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.