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Für eine Reiskultur im großen, mit der Aus-
sicht, einerseits den ganzen Bedarf des Schutz-
gebietes zu decken, anderseits die Eingeborenen
zu seßhaften Ackerbauern zu erziehen, eignet sich
nur der Wasserreis. Daß dieser in Neuguinea
gut gedeiht, ist nach Analogie anderer Länder,
wie z. B. Javas, ohne weiteres anzunehmen.
Anbauversuche in kleinem Maßstabe, welche recht
gut ausgefallen find, haben diese Annahme be-
stätigt. Land, das sich für die Kultur von Sumpf-
reis eignet, ist besonders in Kaiser-Wilhelmsland
in gewaltiger Ausdehnung vorhanden. Der ein-
zige Erfolg versprechende Weg, die mit vielen
Schwierigkeiten verbundene Sumpfreiskultur in
Neuguinea einzuführen, wäre der, daß Familien
aus Java oder Siam nach dem Schutzgebiet
übergeführt und dort an einer unter dem Schutze
der Regierung stehenden Station angesiedelt und
zur Reiskultur angehalten würden. Die Einge-
borenen müßten zunächst als Mitarbeiter gründlich
mit der Kultur vertraut gemacht werden, um sich
dann in Anlehnung an das bereits bestehende
Siedlungszentrum selbständig zu machen. Die
Durchführung dieser Maßnahmen erfordert be-
deutende Mittel und wird sich über Jahre hin-
aus erstrecken.
Für den Anfang dürfte es sich empfehlen, die
Eingeborenen in der Nähe der Europäerstationen
mit Saat von Bergreis zu versehen und sie zum
Anbau anzuhalten. Auch den Plantagen-Unter-
nehmungen müßte Saat zur Anlage von Bergreis-
Zwischenkulturen geliefert werden, damit die ein-
geborenen Pflanzungsarbeiter Gelegenheit bekämen,
den Reisbau kennen zu lernen. Die Lieferung
von möglichst einfachen Maschinen für Handbetrieb
zur Präparation der Ernte wäre zweckmäßig.
Das Komitee hält es nach Lage der Verhält-
nisse für richtig, daß die Fortsetzung und Durch-
führung von Versuchen mit dem Anbau von Reis
durch das Gouvernement selbst bewirkt wird,
möglichst unter Mitarbeit der Missionen und son-
stigen Interessenten. Das Komitee ist bereit,
Saatgut, landwirtschaftliche Geräte und Ernte-
bereitungsmaschinen zu liefern, und stellt zunächst
einen Betrag von 5000 /“ zur Verfügung.
Kolonial-Wirtschaftliches Archiv.
Seit längerer Zeit beschäftigt sich die öffentliche
Kritik mit den kolonialen Neugründungen.
Den Prospekten und Geschäftsberichten wird viel-
fach zum Vorwurf gemacht, daß sie zu wenig
vorsichtig und dem kaufmännischen Brauch nicht
entsprechend aufgemacht seien; auch die Art der
Unterzeichnung bestimmter Prospekte wird bean-
standet. Immer dringender stellt sich das Be-
dürfnis heraus, eine Stelle zu schaffen, die jeder-
mann eine möglichst objektive Orientierung über
koloniale Unternehmungen ermöglicht.
Aus diesem Grunde hat das Komitee be-
schlossen, ein Kolonial-Wirtschaftliches Archiv
Unter den Linden 43 einzurichten. Das Archiv
sammelt (in besonderen Fächern für jedes Unter-
nehmen) Prospekte, Geschäftsberichte und sonstige
Veröffentlichungen der kolonial-wirtschaftlichen
Unternehmungen sowie die Kritiken und Auskünfte,
welche für und gegen die Unternehmen und ihre
Entwicklung veröffentlicht sind.
Das Archiv steht vom 1. Juli d. Is. ab an
den Wochentagen von 10 bis 2 Uhr jedermann
kostenlos zur Verfügung.
Weltausstellung Brüssel 1910.
Der Vorsitzende berichtete über die am 3. De-
zember 1908 im Reichs-Kolonialamt unter dem
Vorsitz des Geheimen Legationsrats Golinelli
und im Beisein des Reichskommissars für die
Ausstellung, Geheimen Regierungsrats Albert,
stattgehabte Besprechung betr. die Organisation
einer kolonialen Abteilung bei der Welt-
ausstellung in Brüssel 1910. Die Konferenz
führte im wesentlichen zu folgenden Ergebnissen:
1. Die Führung der Ausstellung übernimmt
das Reichs-Kolonialamt.
2. Die Ausstellung beschränkt sich auf die Pro-
dukte der Kolonien.
3. Jeder einzelne Aussteller verpflichtet sich zu
einem Beitrag von 600 .7.
4. Bestimmte Produkte werden in Gruppen zu-
sammengefaßt.
Das K. W. Komitee hat beschlossen, einen
Beitrag von 3000 . zur Bildung einer Baum-
wollgruppe bereitzustellen.
–—.....
RKautschuhbestände im Kameruner Bezirk
Dengdeng)
Der in der Ungegend von Dengdeng sich in
ziemlicher Ausdehnung erstreckende Urwaldgürtel
ist nur mit Kick ia elastica bestanden. Die
Bäume finden sich vereinzelt und auch in Gruppen
vereinigt zwischen den anderen Bäumen des Ur-
waldes vor. Sie erreichen im Wettbewerb mit
den anderen Urwaldstämmen oft eine stattliche
Höhe. Diese Stattlichkeit läßt darauf schließen,
daß sich im Boden besonders gute Wachstums-
bedingungen für die Kickria vorfinden. Nach Aus-
sagen der Eingeborenen sollen einzelne Bäume
4 bis 6 kg Kautschuk geben. Die Anzapfungs-
methode der Eingeborenen ist primitiv und wenig
)Aus dem „Amteblatt für das Schutzgebict
Kamerun“ 1909, Nr. 8.