Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Terrain in einer Eutfernung von 17 bis 20 Palma 
(gleich 370 bis 440 cm) Löcher gegraben und in 
diese die jungen Bäumchen gepflanzt. Bei dieser 
Pflanzungsweise kommen auf den Hektar etwa 
500 Bäume. Die hauptsächlich angepflanzte 
Sorte ist unter dem Namen Paräá Comon bekannt. 
Während der ersten drei Jahre ist der Boden 
von Unkraut möglichst frei zu halten, etwa ein- 
gehende Pflänzlinge sind zu ersetzen. Nach dem 
dritten Jahre kann man auf den ersten Ertrag 
rechnen, die Bäume bleiben dann bis zum vier- 
zigsten Jahre volltragend und nehmen in ihren 
Erträgen während der folgenden 20 bis 30 Jahre 
wieder ab. Als Normaljahresertrag werden 
1½ kg pro Baum oder 750 kg pro Hektar an- 
genommen. Die Pflanzungen, die ich in den 
Bezirken Ilheos, Canavereios und Itabuna be- 
sucht habe, sahen im allgemeinen gut aus, wenn 
auch in einzelnen die geringe Pflege, die den 
Bäumen zuteil wird, sofort auffällt. Nirgends 
habe ich Kakaopflanzungen gesehen, die bei so 
wenig Arbeit solch reichliche Erträgnisse abwarfen 
wie in Bahia. Der Pflanzer hat lediglich die 
sich manchmal auf den Zweigen ansiedelnden 
Parasiten mit Vorsicht auszubrechen und verdorrte 
Zweige auszuschneiden. Andere Schädlinge, wie 
Insekten und Pilzkrankheiten, die oft gerade in 
den Kakaopflanzungen großen Schaden anrichten, 
sind hier unbekannt. Als bemerkenswert möchte 
ich hervorheben, daß die nach dem Herausnehmen 
der Kakaobohnen übrig bleibenden Fruchtschalen 
meist unter den Bäumen verwesen. Trotz dieses 
der Verbreitung von Pilzkrankheiten außerordent- 
lich günstigen Herdes, den man in anderen 
Ländern ängstlich zu beseitigen sucht, ist hier 
von einer Schädigung nichts zu bemerken. 
Es scheint, daß die kräftige Ernährung, Klima 
und Bodenbeschaffenheit, die Bildung solcher 
Schädlinge verhindern. Da der Boden durch die 
Bäume voll beschattet wird und Unkraut in 
größerem Umfange nicht aufkommen kann, so ist 
auch eine Reinigung der älteren Pflanzung fürder 
nicht nötig. Infolge dieser Umstände erfordert 
die Bearbeitung der Plantagen wenig Kraft. 
Für je 10 000 Bäume werden acht bis zehn 
Arbeiter, d. h. für etwa 2½ ha wird ein Arbeiter 
gebraucht. Der Wert einer tragenden Plantage ist 
infolgedessen auch recht erheblich, besonders da 
in letzterer Zeit die Preise für Kakao allgemein 
gestiegen sind. Kakaopflanzungen werden in jener 
Gegend gewöhnlich nach der Anzahl der tragenden 
Bäume bewertet; als Durchschnittswert für den 
Baum kann man drei Milreis annehmen, das 
ergibt einen Hektarwert der tragenden Plantage 
von etwa 1800 bis 2000 .J7. 
Die Ernte des Kakaos und seine Bearbeitung 
ist in Brasilien noch sehr primitiv. Die Frucht 
  
wird meist von weiblichen Arbeitskräften gepflückt 
und gleich in der Pflanzung geöffnet; die heraus- 
genommenen Bohnen werden zur weiteren Bear- 
beitung nach einem meist in der Nähe des Wohn- 
hauses gelegenen Gebäude gebracht. Dort werden 
die Bohnen in Kästen oder in alte Canoes ge- 
schüttet und zum Zwecke der Fermentierung 
mehrere Tage sich selbst überlassen; vielfach werden 
sie aber auch nur einfach zu Haufen aufsgeworfen. 
Um eine ordentliche Fermentierung zu erzielen, 
müssen die Bohnen öfters umgeschaufelt werden; 
in einzelnen Betrieben geschieht dies auch, in 
anderen aber wird es unterlassen, wodurch sich 
die Qualität des Kakaos natürlich verringert. 
Nachdem die Fermentierung beendet ist, wird der 
Kakao getrocknet. Die kleinen Besitzer besorgen 
das Trocknen vor ihrem Hause in der Sonne. 
In größeren Betrieben hat man gewöhnlich aus 
Holz gebaute Trockeneinrichtungen, flache, rollbare 
Roste, die während des Sonnenscheins der freien 
Luft ausgesetzt und bei eintretendem Regen in 
überdachte Schuppen zurückgerollt werden. Auf 
diesen Rosten wird der Kakao ausgebreitet. 
Solche Einrichtungen („Stufas“) findet man je 
nach der Größe der Pflanzung in größeren oder 
kleineren Dimensionen. Vielfach haben die Roste 
eine Fläche von 25 qm; vier davon sind dann 
so übereinander angeordnet, daß sie stufenförmig, 
einer unter dem andern, hervorgezogen werden 
können, zurückgeschoben aber alle unter demselben 
Dach Platz finden. Einzelne größere Besitzer 
haben aber auch heizbare Trockeneinrichtungen. 
Meist stellen diese ein kombiniertes System dar, 
indem die Roste bei Sonnenschein ins Freie und 
bei Regenwetter in das geheizte Gebäude ge- 
schoben werden. Dieses an und für sich richtige 
Prinzip der Trocknung ist jedoch nirgend voll- 
kommen ausgebildet; entweder mangelt es an 
praktisch eingerichteten und gut funktionierenden 
Heizungsanlagen oder es fehlt an genügender 
Ventilation. Dem Kakao von Bahia haftet 
durchweg ein Essiggeruch an; oft findet man auch 
im Innern der Bohnen Schimmelbildung, ein 
Beweis der unvollkommenen Bearbeitungsweise. 
Der Handel mit Kakao liegt in den Händen 
der Erxporthäuser von Bahia, die in den Pro- 
duktionsbezirken Ilheos und Belmonte entweder 
durch eigene Filialen oder durch Agenten den 
Einkauf besorgen. Die Filialhäuser oder Agenten 
beschäftigen an den kleinen Orten wiederum Unter- 
agenten und Aufkäufer. Diese liefern ungefähr 
2 Milreis unter dem Bahiapreis bis zum Segel- 
boot oder Dampfschiff, das den Kakao nach Bahia 
bringt. Der Transport vom Sitz dieser Auf- 
käufer oder Unteragenten bis zum Verladeplatnz 
ist oft sehr schwierig. Nur zum Teil liegen die 
Orte an befahrbaren Flußläufen, meist erfolgt
	        
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