Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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in verschiedenen Kanalisationsarmen dem Meere 
zugeführt wird. 
Auf allen Hauptstraßen des Ortes sind die 
Schienen einer schmalspurigen (50 cm) Stadt- 
bahn (nach dem Erfinder des Systems kurz die 
Déecauville genannt) zur Beförderung von Waren 
und Personen gelegt. Letzterem Zwecke dienen 
kleine, mit Sonnendach versehene Miniaturwaggons 
zu zwei oder vier Sitzen, die sogenannten „pousse- 
pousse“, die von den schwarzen Dienern ge- 
schoben werden. Diese kleinen Waggons werden 
für etwa 200 Fr. in Conakry selbst gebaut, das 
Befahren der Stadtbahngleise auf ihnen ist für 
die Europäer unentgeltlich. Für die Beförderung 
von Gütern von der Landungsbrücke bis zur 
Faktorei wird pro Tonne eine Gebühr von 1 Fr. 
erhoben. Außer diesen „pousse-pousse“ ist die 
Benutzung von Rickschahs während der heißen 
Stunden des Tages sehr gebräuchlich. 
Zur Reinhaltung der Straßen ist von der 
Kommunalverwaltung ein eigener Straßen- 
reinigungsdienst eingeführt worden, dessen vor- 
zügliches Funktionieren man nach der in die 
Augen springenden großen Sauberkeit der Straßen 
und öffentlichen Plätze bemessen kann. Auch für 
Europäer und Eingeborene sind genaue Vor- 
schriften zur Reinhaltung ihrer Anwesen erlassen. 
Jeden Morgen vor 8 Uhr müssen alle Haus- 
bewohner die Straße in Ausdehnung ihres an- 
liegenden Besitzes kehren lassen. Der Kehricht 
muß an den Seiten der Straße in Haufen auf- 
geschichtet werden, damit er von den Straßen- 
reinigern, die alle Morgen mit großen Karren 
die Stadt durchziehen, bequem abgeholt werden 
kann. Küchenabfälle, Stroh und Asche sind in 
eigenen Behältern bereitzustellen, die dann in 
die Wagen der Straßenreiniger entleert werden. 
Sofort nach ihrer Entleerung haben sie von der 
Straße zu verschwinden. Die Fäkalien der 
Europäerhäuser dürfen nur vor 7 Uhr früh oder 
nach 7 Uhr abends in dicht schließenden Gefäßen 
über die Straße getragen und an bestimmten 
Punkten des Meeresufers in die See entleert 
werden. 
Um die während der Trockenzeit sehr starke 
Staubbildung des Lateritbodens auf den Straßen 
zu bekämpfen, werden die Straßen neuerdings 
von drei Sprengwagen befahren, deren einer von 
einem Maulesel, die beiden anderen bisher noch 
von Schwarzen gezogen werden. 
Die Frage der Eingeborenenklosetts ist 
hier so gelöst, daß an fünf verschiedenen Stellen 
des Strandes auf primitiven Pfeilerbrücken Well- 
blechklosetts so weit ins Meer hinaus gebaut 
worden sind, daß auch noch bei tiefster Ebbe die 
Fäkalien ins Wasser gelangen; bei zwei dieser 
Anlagen erforderte dies eine Brückenlänge von 
  
150 m. Die Kosten dieser fünf Klosettanlagen 
haben 25 .500 Fr. betragen. 
Für die mit ihren Produkten, mit Fischen 
und mit anderen Lebensmitteln zu Markte kom- 
menden Eingeborenen hat man große Markt- 
hallen errichtet, die gegen eine geringe, je nach 
der Größe des beanspruchten Platzes zwischen 
5 und 10 Cts. schwankende Marktgebühr benutzt 
werden dürfen. Ein Feilbieten von Lebensmitteln 
außerhalb dieser Markthallen ist nicht erlaubt. 
Die tägliche Versorgung Conakrys mit frischem 
Fleische begegnet keinen Schwierigkeiten. Der 
Auftrieb von Rindern aus dem Hinterlande ist 
so groß, daß noch ein sehr beträchtlicher Export 
nach Liberia, Sierra Leone und der Goldküste 
stattfindet; er hat im vorigen Jahre den Wert 
von 1½ Millionen Francs erreicht. Um das 
Schlachtwesen, das der Aufsicht eines Tierarztes 
untersteht, besser kontrollieren und hygienisch ge- 
stalten zu können, hat man ein Schlachthaus 
gebaut. Es besteht aus einer geräumigen, luftigen 
Schlachthalle, deren Rückseite unmittelbar nach 
dem Meere zu abfällt, und zwei Seitenflügeln, 
deren einer die Stallungen der zum Schlachten 
bestimmten Tiere enthält, während im anderen 
die Wohnung eines schwarzen Aufsehers, Geräte- 
schuppen usw. untergebracht sind. Nicht selten 
müssen bei der Fleischbeschau erkrankte Tiere oder 
wenigstens einzelne krankhaft veränderte Organe 
vom Tierarzt zur Vernichtung bestimmt werden. 
Der seit der tierärztlichen Leitung des Schlacht- 
hauses vor allem in die Erscheinung tretende 
praktische sanitäre Erfolg ist der, daß der Band- 
wurm, der früher — ganz wie jetzt noch in 
Kamerun — unter den Europäern der Kolonie 
sehr stark verbreitet war, nur noch vereinzelt zur 
Beobachtung kommt. Die Durchschnittszahl der 
monatlich geschlachteten Tiere beträgt 150 Rinder 
und 80 Schafe; nur selten kommen Schweine 
zum Angebot. Der Verkaufspreis des Fleisches 
ist 1,50 Fr. für 1 kg Rind= und 2 Fr. für 1 kg 
Hammelfleisch. Die Rinder sind meist von 
kleinerem Schlage, so daß man knapp 100 kg 
Fleischgewicht pro Stück rechnet, für ein Schaf 
durchschnittlich 17 kg, für ein Schwein 60 ke. 
Auch sonst sind die Preise für die Lebensmittel 
und dadurch für die ganze Haushaltung der 
Europäer in Conakry weit niedriger als bei uns. 
Die ganze Lebensweise der Franzosen ist neben 
dem äußeren Milien hier auf einen weit mehr 
europäischen, heimatlichen Ton gestimmt, als dies 
in unseren westafrikanischen Besitzungen bisher hat 
erreicht werden können. Da, wo heimische Ver- 
hältnisse sich nicht in die Kolonie verpflanzen 
lassen, sondern eine Anpassung an die Tropen 
unerläßlich ist, hat man sich die kolonialen Er- 
fahrungen anderer französischer Tropenländer
	        
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