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nutzbar gemacht und ihre praktischen Ergebnisse,
soweit es die örtlichen Verhältnisse gestatten, auch
hier verwertet, namentlich in all den vielen
scheinbar kleinen, aber für das dauernde Wohl-
befinden so wichtigen Dingen, die zur Erhöhung
des äußeren Komforts und zur Erhöhung der
Behaglichkeit des täglichen Lebens dienen. So
machen die Kolonisten hier den Eindruck zu-
friedener Leute, die für ihr Land und ihre Stadt,
die „Perle de I'Afrique occidentale“, schwärmen.
JIch habe einige Beamte kennen gelernt, die nach
ihrer Alterspensionierung sich in Conakry nieder-
gelassen haben, um hier ihre Ruhetage zu ver-
leben. Vielfach ist die Ansicht verbreitet, daß die
Gehälter der französischen Beamten niedriger seien
als die der deutschen. Die offiziell aufgeführten
Gehaltssummen berechtigen scheinbar zu dieser
Annahme. Bei näherem Zusehen zeigt sich aber,
daß die Franzosen pekuniär mindestens nicht
schlechter gestellt sind als die Deutschen, da sie
sehr freigebig mit Zulagen bedacht werden nach
dem Prinzip, daß jede nicht streng in den eigent-
lichen Dienstbetrieb des betreffenden Beamten
fallende außergewöhnliche Arbeitsleistung, die ihm
aufgetragen wird, auch außergewöhnliche Be-
zahlung verdient. Ferner muß bedacht werden,
daß die Franzosen in den meisten ihrer Kolonien
viel billiger leben als wir, und daß den Beamten
ein Familienleben noch weit mehr als bei uns
erleichtert wird. Verheiratete Beamte und die
übrigen Kolonisten leben hier nicht nur mit ihren
Frauen, sondern bringen auch ihre Kinder jeg-
lichen Alters mit in die Kolonie. Die Regierung
trägt die Hin= und Rückreisekosten für sämtliche
Familienangehörigen, selbst die Bahnfahrt vom
Ein= oder Ausschiffungshafen bis zum jeweiligen
Wohnsitze ist frei. Wohnungsmangel kennt man
bier nicht. Beim Häuserbau wird bisher weniger
(bisweilen zu wenig) Wert auf die äußere Form,
als auf die Erfüllung hygienischer Anforderungen
und auf behagliche Einrichtung gelegt. Man gewinnt
den Eindruck, als ob sich die Erkenntnis von der
Bedeutung eines wirklichen Heimes für das körper-
liche und psychische Wohlbefinden hier bereits erfolg-
reicher Eingang verschafft hat als bei uns. In den
unteren Kreisen läßt die Sauberkeit des Haushaltes
bisweilen zu wünschen übrig. Soweit die Re-
gierungsgebäude zur Unterbringung der Beamten
nicht genügen, werden Privathäuser hinzugemietet.
Die Miete ist dank dem Umstande, daß kein Mangel
an Wohnhäusern herrscht, weit niedriger als z. B.
in Duala, so daß jeder Familie völlig ausreichende
Räume zur Verfügung gestellt werden können.
Umgekehrt wie in Duala, wo man meist mit
schmerzlicher Sehnsucht auf die Vollendung der
nächsten, neu projektierten Häuser wartet, stehen hier
zeitweise einzelne stattliche Wohnhäuser unbenutzt.
Die Tageseinteilung ist so, daß die Beamten
mit einer höchstens sechsstündigen Arbeitszeit aus-
kommen. Um 11 Uhr vormittags werden die
Dienststellen (auch die meisten der Faktoreien) ge-
schlossen und sind von 2 bis 5 Uhr wieder geöffnet.
Das Beamtenpersonal ist sehr zahlreich und des-
halb ist nur ausnahmsweise einmal eine Dienst-
stelle mit Arbeit überlastet. Die Zeit von 5 bis
7 Uhr ist der Erholung, sei es im Sport, sei es
im Spaziergang, sei es im Apéritif, einer fest-
gewurzelten nationalen Unsitte, der wie daheim
auch hier vom Franzosen gehuldigt wird, ge-
widmet. Die sportliche Betätigung ist unter den
Europäern Conakrys besonders lebhaft. Seit
Jahren besteht eine Union sportive, die sich die
Pflege vieler Zweige des Sports angelegen sein
läßt. Obenan steht zur Zeit das Tennisspiel,
dem vier öffentliche, gut gehaltene und täglich
fleißig benutzte Spielplätze gewidmet sind. Aber
auch Radfahren, Fußball, Wagenfahrten, Billard-
spiel, Fechten, Reiten, turnerische Ubungen werden
von diesem Vereine gepflegt. Sogar zwei Auto-
mobile befahren allabendlich die Straßen des
Ortes und seiner Umgebung. Diejenigen, die sich
nicht am Sport beteiligen, haben Gelegenheit, in
den sehr schön angelegten und gut gehaltenen
öffentlichen Gärten zu promenieren. Der Rest
sitzt beim Apcéritif-Absinth, der teils auf der
Veranda des Hauses, teils in einem der Restau-
rants des Ortes getrunken wird. Außer einigen
Restaurants bestehen drei Hotels in Conakry,
darunter zwei wirklich gute. Die Hotelpreise sind
für afrikanische Verhältnisse auffallend niedrig, die
Verpflegung ist dabei vorzüglich. Für volle Ver-
pflegung zahlt man z. B. einschließlich Tischwein
monatlich 135 Fr.! Die bei uns vielfach kulti-
vierte englische Küche hat keinen Eingang bei den
Franzosen gefunden; sie sind ihrer besseren, hei-
mischen treu geblieben.
Alles in allem steht Conakry wohl mit Recht
in einem guten gesundheitlichen Rufe. Völlig
malariafrei ist es indessen nicht, da — trotz eifriger
Bemühungen in der Bekämpfung der Moskitos —
doch hin und wieder aus der Umgegend Anophelen
in die Stadt gelangen und, ehe sie unschädlich
gemacht sind, eine Infektion vermitteln. Man
nimmt deshalb auch allgemein prophylaktisch Chinin.
Die vom jetzigen Chefarzt empfohlene und einge-
bürgerte Methode, deren Nachahmung ich indessen
keineswegs anraten möchte, ist die, täglich 0,2 g
zu nehmen.
III. Die Hospitalanlage und Quarantäne-
station Conakrys.
Das Krankenhaus Conakrys ist ein moderner
Bau, der erst im Jahre 1902 eingeweiht wurde.
Zu Ehren des ersten Gouverneurs der Kolonie,