Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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von dem das Projekt der ganzen mustergültigen 
Anlage stammt, hat man es „Höspital Ballay“ 
genannt. 
In seiner ganzen äußeren Bauart weicht es 
so wesentlich von der des Regierungshospitals in 
Duala und anderer Hospitäler in den deutschen 
Kolonien ab, daß es nicht möglich ist, von diesem 
Gesichtspunkte aus einen Vergleich anzustellen. 
Ein solcher ist nur möglich hinsichtlich des inneren 
Betriebes. · 
Der Hauptkomplex setzt sich aus vier einzelnen 
Pavillons mit Parterre und einer Etage zusammen, 
deren Veranden sämtlich durch Galerien mit- 
einander in Verbindung stehen. Diesen Pavillons 
vorgelagert und den Zugang zum ganzen Hospital 
bildend, findet sich ein Bau, nur mit Parterre- 
räumen, in dem das Bureau, der Warteraum 
sowie die Dienstwohnungen des weißen Sanitäts- 
hilfspersonals untergebracht sind. Die Pavillons 
sind nach ihrer ursprünglichen Bestimmung fol- 
gendermaßen benannt: Offizierspavillon, Unter- 
offizierspavillon, Arztpavillon und Schwestern- 
pavillon. 
Der Offiziersbau dient in seinem oberen Stock- 
werk zur Aufnahme von erkrankten Offizieren und 
Patienten der ersten und zweiten Verpflegungs- 
klasse — man unterscheidet hier vier verschiedene 
Klassen — und zählt sieben Krankenzimmer, von 
denen drei mit je einem, vier mit je zwei Betten 
ausgestattet sind. Letztere sind die Zimmer der 
zweiten Klasse. Im ganzen kann also dieser 
Flügel elf Patienten beherbergen. Der Unterbau 
dieses Pavillons ist für Magazine reserviert, in 
denen Apothekenbestände, Proviant, Weine usw. 
aufbewahrt werden. 
Der sog. Unteroffizierspavillon dient in seinem 
oberen Teile zur Aufnahme von Unteroffizieren 
und Kranken der dritten Klasse. Im Parterre 
liegen (als vierte Klasse) Eingeborene, die im 
Gouvernementsdienst angestellt sind und zahlende 
farbige Angestellte von Firmen. Man scheut sich 
also hier nicht, Eingeborene und Europäer in ein 
und demselben Gebäude zu plazieren, eine Ein- 
richtung, die aus den verschiedensten Gründen als 
unzulässig gelten muß. Unteres und oberes 
Stockwerk sind in gleicher Weise so eingerichtet, 
daß sie je einen mittleren großen Krankensaal 
mit zwölf Betten haben und außerdem zwei 
Zimmer mit zwei und zwei mit einem Bett. Es 
können also im Erdgeschoß zwanzig Farbige und 
im oberen Stockwerk ebensoviel Weiße aufgenommen 
werden. 
Der Arztepavillon enthält oben die Wohnung 
eines ständig im Hospital wohnenden Anrztes. 
Dies ist aber nicht der Chefarzt, sondern ein 
Assistent, der sog. médecin résident. 
  
Der Schwesternpavillon diente früher im oberen 
Teil als Wohnraum für fünf katholische Ordens- 
schwestern, für deren Andachtsübungen eine eigene 
kleine Kapelle erbaut war. Seit Durchführung 
des Gesetzes, betreffend Trennung von Staat und 
Kirche, sind keine Schwestern mehr im Kranken- 
hause tätig. Ihre Arbeit wird teils von euro- 
päischen Lazarettgehilfen, teils von zwei Wärterinnen 
(Surveillantes) versehen. Die unteren Räume 
der letztgenannten beiden Pavillous enthalten: 
eine Bibliothek für die Kranken und eine wissen- 
schaftliche, letztere nicht besonders reichhaltig; 
das Laboratorium, das nach deutschen Begriffen 
und Anforderungen nur mäßig eingerichtet ist; 
Operationssaal und Vorbereitungsraum; Sprech- 
zimmer des Chefarztes, eine Dunkelkammer und 
ein Sitzungszimmer. Hinter diesem Komplere der 
eigentlichen Hospitalanlage liegt ein Gebäude, 
das die Krankenhausküche, Badekabinen, ein für 
hydrotherapeutische Prozeduren dienendes Gemach 
sowie einen großen Waschraum mit Dampfwasch- 
apparat für Hospital= und Patientenwäsche birgt. 
Noch weiter von den Hauptgebäuden entfernt hat 
man zwei kleine, äußerlich sich gleichende Annere 
von etwa 10 m Länge und 5m Breite mit je 
zwei Innenräumen erbaut. Der eine von ihnen 
dient zur Vornahme von Deesinfektionen, während 
der andere ein Leichenzimmer und einen Sektions- 
raum enthält. 
Das Europäerhospital bietet bequem Platz für 
dreißig Patienten. Diese Belegungszahl wird 
indessen nie erreicht. Als ich es besuchte, hatte 
es neun europäische Insassen. Die Zahl der Zu- 
gänge schwankt in den letzten Jahren zwischen 
drei= und vierhundert, ist also etwa um ein Drittel 
höher als die Dualas. Man hat aber absichtlich 
weit über das Maß des eigentlichen Bedarfs 
hinaus gebaut, um für die Zukunft gerüstet zu 
sein, und um ferner abwechselnd die einzelnen 
Zimmer in Benutzung nehmen zu können, so daß 
jederzeit eine gründliche Reinigung oder nötigen- 
falls sogar Desinfektion eines längere Zeit belegt 
gewesenen Zimmers möghlich ist. 
Allein die Baukosten dieses eben geschilderten 
Teiles der Hospitalanlage haben rund eine halbe 
Million Franken betragen. Auf dem gleichen 
Terrain befindet sich aber auch noch ein Farbigen- 
hospital für nichtzahlende Eingeborene (indigents) 
mit Platz für ungefähr sechzig Patienten. Dieses 
besteht im wesentlichen aus zwei sich gleichenden, 
nur mit Parterreräumen versehenen, einfachen, 
massiven Gebäuden von 31 m Länge und 14 m 
Breite, in denen die Krankensäle und andere 
für den poliklinischen Diensk erforderlichen Räume 
untergebracht sind. Obwohl alle ärztlichen Ver- 
richtungen, Verpflegung und Arznei kostenlos ge- 
währt werden, ist die Zahl der jährlich dort zur
	        
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