Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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von unten bis oben bewaldet. Unvergleichlich 
schön ist die Partie von Guchab ab bis hinter 
die östliche Pforte. Von der Bahn aus, die sich 
nunmehr von den Bergen entfernt, sieht man 
links in geringer Entfernung etwa 60 ha Mais- 
felder, darunter die des Farmers Pohlmann. 
In Grootfontein hatte es schon seit einiger Zeit 
vor meiner Ankunft täglich ein= oder mehreremal 
geregnet; die Gehölze waren alle in Blüte, so 
daß sie ausnahmslos identifiziert bzw. zur sicheren 
Bestimmung gesammelt werden konnten. Ich 
entdeckte mitten im Dorfe in wenigstens zwanzig 
Exemplaren von 8 bis 12 m Höhe, mit Stämmen 
bis zu zwei Fuß Dicke und offenbar immergrünen 
Blättern, einen sehr schönen Baum, der, wie ich 
hier vorausschicken will, einer derjenigen ist, die 
der Stellmacher Deckert (Okatjiru bei Otjituo) 
sehr schätzt. Zahlreich wächst in Grootfontein die 
Olive (Olea Chrysophylla), die in diesem Jahre 
so dick voll Früchten hängt, daß ein kleiner Preß- 
versuch von großem praktischen Interesse wäre. 
Sollte nämlich das Ergebnis auch nur halb so 
günstig sein wie eine Pressung der gleichen Ge- 
wichtsmenge südeuropäischer Kulturoliven, dann 
würde sich eine Pflanzung, die unveredelt bleibt, 
sehr empfehlen. Anderenfalls müßte die Pflanzung 
veredelt werden.) 
Da die Olea chrysophylla von mir an 
geographisch weit auseinanderliegenden Orten 
(Schluchten der Auasberge, Farm Hoffnung, 
Omatakozipfel, Otjinga usw.) festgestellt wurde, 
so ist mit voller Sicherheit anzunehmen, daß der 
Anbau dieser Olive nicht die geringsten Schwierig- 
keiten bieten würde. Keimende Olivensamen fand 
ich unter alten Bäumen zu Tausenden. 
Während des Aufenthaltes in Grootfontein 
regnete es täglich. Es wurden kleine Ausflüge 
nach Kranzfontein, Struysfontein, Streyd- 
fontein und Venters Post gemacht; ich heimste 
dabei eine sehr große botanische Ausbeute ein, 
konnte indessen — mit einer Ausnahme — keine 
neuen Baumarten von forstwirtschaftlicher Be- 
deutung feststellen. Durch Vermittlung des Bezirks- 
amtes wurde eine Ochsenkarre gemietet, die zwei 
oder drei Tage nach meiner Abreise mit der 
Maultierkarre des Bezirksamtes nach Neitsas 
nachkommen sollte. Interessant in forstfloristischer 
Hinsicht war auf diesem 80 km langen Wege die 
*) In allen olivenbautreibenden Ländern werden 
Wildlinge entweder aus Kulturoliven= oder Oleaster- 
samen (i. e. der wilde Typus der Kulturoliven!) gezogen 
und nach einigen Jahren mit Reisern großfrüchtiger 
Sorten veredelt. 
  
mehrere Kilometer lange Dünenstrecke am Ostende 
der Otjitjikahügelenge; man sieht sich hier ganz 
unvermittelt in ein ganz neues Florengebiet ver- 
setzt. Hier treten in dem tiefen rotgelben Sande 
drei Kombretumarten, Ochna Aschersoniana und 
vor allen Dingen Burkea africana auf, letzterer 
einer der vorzüglichsten Nutzholzbäume des Nord- 
ostens. 
Von hier ab bis nach Kleinhuis war noch 
so gut wie kein Regen gefallen, aber kurz vorher 
hatten Hunderte von Hektaren sehr schöner tief- 
gründiger Grasfläche gebrannt; das Gras fing 
eben erst an, frisch zu sprossen. Vor Neitsas 
ist die Gegend sehr wenig anziehend, der Boden 
mit viel Kalkgeröll bestreut und der Wald nur 
stellenweise einigermaßen wertvoll. Sehr häufig 
ist besonders Tamboti und mit Vorliebe in dessen 
Schatten Sanseviera cylindrica (Bowstringhemp) 
von sehr guter Beschaffenheit mit oft meterlangen 
Blättern. Zwischen der Kalkpfanne Großhuis 
und Neitsas lernt man die sog. Dünen kennen: 
tiefsandige Streifen von sehr großer Längen- 
ausdehnung und von einem halben bis zu meh- 
reren Kilometern Breite. Die Dünen erheben 
sich indessen nicht über die Landschaft, sie sind 
durchweg mit wertvollen Hölzern bestanden und 
wechseln mit noch breiteren Streifen kalkbrocken- 
bedeckter Schwarzerde ab. Typisch für die letztere 
Formation sind der Tamboti, der durch seine ge- 
waltige Krone imposante Marulebaum (Sclerocarya 
Schweinfurthiana), drei Kommiphoraarten, mäch- 
tige Ficus Dinteri Wrbg, Combretum apicu- 
latum, Terminalia porphyrocarpa, Peltophorum 
africanum, Omupanda usw., während die Dünen- 
streifen durch Terminalia sericea (Omuseasetu), 
den herrlichen, schlankstämmigen Pterocarpus 
erinaceus, vier noch nicht bestimmte Kombretum- 
arten, Burkea africana, Ochna Aschersoniana, 
Strychnos innocua, Bauhinia macrantha, charak- 
teristisch sind. 
Der Bestand an technisch wertvollen Hölzern 
ist in Neitsas bedeutend, was ich auf verschiedenen 
Ausflügen feststellte. Besonders ist auch der Vorrat 
an Sanseviera stellenweise sehr beträchtlich, so daß 
eine Entfaserungsmaschine sehr wohl ununter- 
brochene Beschäftigung haben würde. Wo sich 
eine Gelegenheit bot, wie hier, die Farmer über 
die Sansevierafasergewinnung, von der die meisten 
gar keine Ahnung hatten, aufzuklären, habe ich 
dies stets getan und jederzeit Interesse gefunden. 
In Neitsas handelten Buschleute die prachtvollen, 
bis 10 cm großen Apfel der Strychnos innocuas 
ein, von denen eine ganz vorzügliche Marmelade 
gekocht wurde. Hier entdeckte ich im Dünensande 
einige Gruppen eines wundervollen Baumes mit 
roßkastanienartigen Blättern und pflaumengroßen
	        
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