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etwas größerer Tiefe Klüftungen und damit Er-
folg auf Wasservorfinden erhoffen läßt.
Ende Mai bzw. Anfang Juni waren beim
Bahnbau 2552 Pflichtarbeiter beschäftigt. Nach
Ablauf ihrer sechsmonatigen Vertragszeit kamen
hiervon am 6. Juni 250 Kabure zur Entlassung.
Am 26. Juni kamen 256 Lossoleute aus dem
Sokodebezirk neu hinzu. Ende Juni waren also
2558 Pflichtarbeiter vorhanden.
Der Zuzug von freiwilligen Arbeitern
war gegen den Vormonat größer geworden.
Gegen 369 im Monat Mai waren Ende Juni
544 freiwillige Arbeiter beschäftigt. Außer diesen
544 waren 100 freiwillige Arbeiter speziell bei
den Brückenbauten eingestellt. Von den 544 in
den Erdschächten beschäftigten Freiwilligen stammen
332 (also 61 v. H.) aus dem Bezirk Lome-Land,
49 (9 v. H.) aus Misahöhe, 55 (10,1 v. H.) aus
Atakpame, 65 (12 v. H.) aus Anecho, 1 (0,2 v. H.)
aus Mangu, 23 (4,2 v. H.) aus Sokode, 12 (2,2
v. H) aus englischen, 3 (0,6 v. H.) aus franzö-
sischen und 4 (0,7 v. H.) aus anderen Gebieten.
Die Zahl der Vorleute blieb gleich. Über
das Verhalten der freiwilligen Arbeiter und der
Pflichtarbeiter sind besondere Klagen nicht laut
geworden. Die Versorgung der Arbeiter mit
Wasser und Nahrungsmitteln erledigte sich ohne
besondere Schwierigkeiten. Kleine Unzuträglich-
keiten im Nahrungsmittel= und insbesondere im
Fleischverkauf, der in den Händen der Eingebo-
renen liegt, hervorgerufen durch eine in der er-
höhten Nachfrage natürlich begründete Preis-
steigerung, wurden laufend vom Arbeiterkommissar
durch persönliches Eingreifen leicht beseitigt.
Der Sanitätsdienst war derart eingerichtet,
daß im April und Mai Krankensammelstellen am
Schio (etwa Kilometer 18), in Tsewie (Kilo-
meter 34) und am Lili (Kilometer 52) bestanden.
Größere Sammelstellen find augenblicklich am Lili
(Kilometer 52) und in der Nähe von Game
(etwa bei Kilometer 68), also in den Schwer-
punkten der Erdarbeiterschächte, eingerichtet. Beide
von je einem weißen Heilgehilfen unter Leitung
des Bahnarztes verwaltet. Eine dritte Sammel-
stelle wird in der Nähe der am weitesten vorge-
rückten Schächte etwa 10 km nördlich des Haho-
flusses (also etwa bei Kilometer 85) errichtet werden.
Die Krankensammelstellen werden mit dem
Vorrücken der Arbeiterschächte nach Bedarf verlegt.
Die ihnen zuzuführenden Kranken werden unter
Leitung des Bahnarztes von den Heilgehilfen
behandelt und verbleiben in ihnen bis zu ihrer
arbeitsfähigen Wiederherstellung. Schwer Erkrankte
werden dem Krankenhause in Lome zugeführt.
Einen Uberblick über den augenblicklich herr-
schenden gesundheitlichen Zustand möge im
folgenden ein Auszug aus dem letzten Viertel-
jahrsbericht des Bahnarztes geben, der die Zeit
vom 1. April bis 30. Juni d. Is. umfaßt.
Im Laufe des Vierteljahres kamen unter den
bei den Bau= und Vorarbeiten beschäftigten euro-
päischen Angestellten elf Malariaerkrankungen vor,
gegenüber vier im ersten Vierteljahr 1909. Ein
Europäer wurde wegen Gelenkrheumatismus und
Malaria, einer wegen Malaria und einer wegen
eines Magen= und Leberleidens dem Krankenhaus
in Lome überwiesen. Außer einigen leichten
Darmerkrankungen traten außer den aufgeführten
Fällen keine Krankheitserscheinungen auf, so daß
nach dem Berichte des Bahnarztes der Gesund-
heitszustand der Europäer im allgemeinen als gut
zu bezeichnen war.
Von den ungefähr 3000 zur Zeit beim Bahn-
bau beschäftigten schwarzen Arbeitern kamen in
den Sammelstellen im Monat April 227 Pflicht-
arbeiter und neun freiwillige Arbeiter, im Mai
258 Pflichtarbeiter und neun freiwillige Arbeiter
sowie drei Frauen der letzteren, im Juni 263
Pflichtarbeiter und drei freiwillige Arbeiter sowie
vier Frauen der letzteren zur Behandlung. Im
Laufe eines jeden Monats mußten also 8 bis
9 v. H. der Gesamtzahl der Arbeiter behandelt
werden, fast der doppelte Prozentsatz wie im
vorigen Vierteljahr. Aus dieser Zunahme ist
insofern nicht ohne weiteres auf die Anzahl der
Erkrankungen selbst zu schließen, als jetzt alle
Arbeiter, die länger als zwei Tage nicht arbeits-
fähig sind, sofort den Sammelstellen zugeführt
werden, während die leichter Erkrankten und Ver-
letzten früher in den Schächten behandelt wurden.
Die jetzige Behandlungsweise hat sich besonders
zur Durchführung einer besseren Kontrolle als
zweckmäßig erwiesen.
Die immerhin etwas größer gewordene Zahl
von Erkrankungen, vor allem von Magen= und
Darmerkrankungen sowie Dysenterieerscheinungen,
nötigte zu besonderen Maßnahmen bezüglich der
Wasserversorgung, insofern als zur Wasserentnahme
nur noch die größeren Flüsse, z. B. Lili und
Haho, bzw. die in ihrer Nähe abgeteuften Brunnen
zugelassen wurden. Daraufhin trat im Juni gleich
eine erhebliche Abnahme der genannten Krankheits-
erscheinungen gegenüber April und Mai ein.
Von Erkrankungen kamen außer einer Anzahl
kleinerer und größerer Verletzungen sowie meh-
reren Beingeschwüren 25 Lungenerkrankungen,
58 Magendarmerkrankungen, 38 Doysenteriefälle
und ein Fall von Typhus zur Behandlung.
Gestorben sind im Laufe des Vierteljahres
sechs Arbeiter an Dysenterie, einer an Leber-
abszeß, einer an Nierenentzündung, einer an
Lungentzündung, einer ertrank aus eigenem Ver-
schulden, drei verunglückten bei einem Spreng-
unfall.