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Gewehrmodelle sind in seiner Werft vertreten:
Lee Metford, Henry Martini, Karabiner und
Gewehr 88 und 98, Gewehr 71 und Vorderlader.
Wenn Copper für eins dieser Modelle keine
Patronen mehr bekommt, so fertigt er sich diese
selbst an.
Aus abgeschossenen Patronen werden die
Zündhütchen herausgenommen und durch neue
ersetzt. Das Geschoß wird aus aufgesammeltem
oder gekauftem Blei gegossen.
Zum Reiten benutzen die Franzmann-Hotten-
totten die wenigen ihnen noch gebliebenen Pferde
und ihr Großvieh, gleichgültig, ob Ochs oder Kuh.
Uber die Stärke Coppers ist eine bestimmte
Ziffer nicht bekannt. Die Zahl seiner Orlogleute
wird zum Teil auf 150, zum Teil auf 300 bis
400 geschätzt.
Nach der Anzahl der Pontoks zu urteilen, die
in den einzelnen Werften 300 bis 400 betrugen,
wird die letztere Schätzung richtig sein. Natürlich
haben längst nicht alle Orlogleute Gewehre.
Nach der Aussage ehemaliger Copperleute soll
die Werft von Petrus Kartze sogar noch größer
als die von Copper sein. Bergdamara und Busch-
leute sind dabei stets eingerechnet.
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Die Bergdamara.
Die Bergdamara oder Klippkaffern oder
Haukhoin — wie sie sich selbst nennen; auf deutsch:
rechte Menschen — sind eine Rasse für sich, von
kräftigem, gedrungenem Körperbau und tief-
schwarzer Farbe.
Die Sprache hat sich bei denjenigen Berg-
damara, welche noch in den Klippen wohnen und
weder mit Weißen noch Hottentotten oder Herero
zusammengekommen sind, nach Aussage von Ein-
geborenen erhalten und soll ein ganz besonderes
Idiom für sich sein. Näheres konnte ich nicht
erfahren, denn die hiesigen Klippkaffern haben,
ebenso wie ihre Stammesbrüder im ganzen übrigen
Lande, ihre alte Sprache gänzglich abgelegt und
dafür die der Naman angenommen.
Der Bergdamara ist der Sklave des Hotten-
totten, der ihn infolge seiner geistigen Uberlegen-
heit völlig unterjocht hat.
Das Gesicht der Klippkaffern ist nicht unschön;
neben ziemlicher Dummheit zeigt es doch einen
deutlichen Zug einer gewissen Bauernschlauheit.
Der Kaffer trägt nur einen Lendenschurz, die
Frauen meist noch ein Fell von Schafen, Klipp-
oder Springböcken um die Schultern.
Der Schmuck der Weiber ist der denkbar
einfachste.
Den Pontok der Bergdamara vermag man
sofort von dem des Hottentotten zu unterscheiden,
da er bei weitem nicht so sorgfältig und sauber
gebaut ist. Meist besteht er aus ein paar zu-
sammengewundenen Baum= oder Buschästen, wobei
der Baum oder Busch gleichzeitig das Dach bildet.
Infolge seiner Unsauberkeit wird der Klipp-
kaffer vom Hottentotten „Chandamab“ — auf
deutsch Dreckkaffer — genannt.
Die Bewaffnung der Klippkaffern besteht in
einer Holzkeule nach Art des Hererokirris, in
Bogen und Pfeilen, in einem Wurfmesser und in
einer langen Lanze mit schmaler Eisenspitze, der
sog. Goag. Ein Teil der bei Copper. dienenden
Kaffern ist auch mit Vorderladern ausgerüstet;
doch gefährden diese Gewehre den Schützen mehr
als seinen Gegner.
Wie die meisten anderen afrikanischen Volks-
stämme, so hat auch der Bergdamara ein beson-
deres Universalmittel gegen Krankheiten. So wie
sich z. B. der Herero auf Brust und Rücken breunt,
so schneidet sich der Chaudamab ein Glied seines
kleinen Fingers ab, um die Krankheiten zu bannen.
Im allgemeinen spielt der „wilde“ Berg-
damara eine einflußlose Rolle, die uns keinerlei
Achtung abgewinnt. Ganz anders der sog. „kul-
tivierte“ Klippkaffer. Bei guter und gerechter
Behandlung, gepaart mit Geduld, kann man den
Chaudamab zu einem hervorragenden Arbeiter
erziehen.
Sein Charakter ist mit dem des Hottentotten,
dem man nie tranen darf, überhaupt nicht zu
vergleichen. Hat der Kaffer erst einmal Vertrauen
zu seinem weißen Herrn gewonnen, dann kann
sich dieser felsenfest auf ihn verlassen. Diebstahl
oder Unehrlichkeit an seinem eigenen Herrn kennt
der Kaffer nicht.
Solange er durch die Verweichlichung der
Kultur noch nicht zu sehr verwöhnt ist, ist er zu
den höchsten Anstrengungen befähigt.
Die berühmte Unsauberkeit des „Chaudamab“
macht bei einiger Erziehung sehr bald einer pein-
lichen Sauberkeit Platz; vor allem auf seine und
seines Weibes Kleidung legt der Kaffer dann den
größten Wert.
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Die Buschleute.
Der interessanteste der hiesigen Volksstämme
ist zweifelsohne der Buschmann — San genannt.
Wie schon einmal erwähnt, gibt es in der
Kalahari zwei Arten von Buschleuten, die hell-
gelben, mit Hottentotten leicht zu verwechselnden,
und die dunklen, zum Teil schwarzen. Ob diese
Verschiedenheit der Farbe von der Vermischung
verschiedener Rassen herrührt, oder nur ein Spiel
der Natur ist, vermag ich mit Sicherheit nicht zu
unterscheiden; ich neige jedoch zu ersterer Ansicht.
Die Körpergröße des Buschmanns ist etwas
geringer als die der Hottentotten. Die im Feld