Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Gewehrmodelle sind in seiner Werft vertreten: 
Lee Metford, Henry Martini, Karabiner und 
Gewehr 88 und 98, Gewehr 71 und Vorderlader. 
Wenn Copper für eins dieser Modelle keine 
Patronen mehr bekommt, so fertigt er sich diese 
selbst an. 
Aus abgeschossenen Patronen werden die 
Zündhütchen herausgenommen und durch neue 
ersetzt. Das Geschoß wird aus aufgesammeltem 
oder gekauftem Blei gegossen. 
Zum Reiten benutzen die Franzmann-Hotten- 
totten die wenigen ihnen noch gebliebenen Pferde 
und ihr Großvieh, gleichgültig, ob Ochs oder Kuh. 
Uber die Stärke Coppers ist eine bestimmte 
Ziffer nicht bekannt. Die Zahl seiner Orlogleute 
wird zum Teil auf 150, zum Teil auf 300 bis 
400 geschätzt. 
Nach der Anzahl der Pontoks zu urteilen, die 
in den einzelnen Werften 300 bis 400 betrugen, 
wird die letztere Schätzung richtig sein. Natürlich 
haben längst nicht alle Orlogleute Gewehre. 
Nach der Aussage ehemaliger Copperleute soll 
die Werft von Petrus Kartze sogar noch größer 
als die von Copper sein. Bergdamara und Busch- 
leute sind dabei stets eingerechnet. 
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* 
Die Bergdamara. 
Die Bergdamara oder Klippkaffern oder 
Haukhoin — wie sie sich selbst nennen; auf deutsch: 
rechte Menschen — sind eine Rasse für sich, von 
kräftigem, gedrungenem Körperbau und tief- 
schwarzer Farbe. 
Die Sprache hat sich bei denjenigen Berg- 
damara, welche noch in den Klippen wohnen und 
weder mit Weißen noch Hottentotten oder Herero 
zusammengekommen sind, nach Aussage von Ein- 
geborenen erhalten und soll ein ganz besonderes 
Idiom für sich sein. Näheres konnte ich nicht 
erfahren, denn die hiesigen Klippkaffern haben, 
ebenso wie ihre Stammesbrüder im ganzen übrigen 
Lande, ihre alte Sprache gänzglich abgelegt und 
dafür die der Naman angenommen. 
Der Bergdamara ist der Sklave des Hotten- 
totten, der ihn infolge seiner geistigen Uberlegen- 
heit völlig unterjocht hat. 
Das Gesicht der Klippkaffern ist nicht unschön; 
neben ziemlicher Dummheit zeigt es doch einen 
deutlichen Zug einer gewissen Bauernschlauheit. 
Der Kaffer trägt nur einen Lendenschurz, die 
Frauen meist noch ein Fell von Schafen, Klipp- 
oder Springböcken um die Schultern. 
Der Schmuck der Weiber ist der denkbar 
einfachste. 
Den Pontok der Bergdamara vermag man 
sofort von dem des Hottentotten zu unterscheiden, 
da er bei weitem nicht so sorgfältig und sauber 
  
gebaut ist. Meist besteht er aus ein paar zu- 
sammengewundenen Baum= oder Buschästen, wobei 
der Baum oder Busch gleichzeitig das Dach bildet. 
Infolge seiner Unsauberkeit wird der Klipp- 
kaffer vom Hottentotten „Chandamab“ — auf 
deutsch Dreckkaffer — genannt. 
Die Bewaffnung der Klippkaffern besteht in 
einer Holzkeule nach Art des Hererokirris, in 
Bogen und Pfeilen, in einem Wurfmesser und in 
einer langen Lanze mit schmaler Eisenspitze, der 
sog. Goag. Ein Teil der bei Copper. dienenden 
Kaffern ist auch mit Vorderladern ausgerüstet; 
doch gefährden diese Gewehre den Schützen mehr 
als seinen Gegner. 
Wie die meisten anderen afrikanischen Volks- 
stämme, so hat auch der Bergdamara ein beson- 
deres Universalmittel gegen Krankheiten. So wie 
sich z. B. der Herero auf Brust und Rücken breunt, 
so schneidet sich der Chaudamab ein Glied seines 
kleinen Fingers ab, um die Krankheiten zu bannen. 
Im allgemeinen spielt der „wilde“ Berg- 
damara eine einflußlose Rolle, die uns keinerlei 
Achtung abgewinnt. Ganz anders der sog. „kul- 
tivierte“ Klippkaffer. Bei guter und gerechter 
Behandlung, gepaart mit Geduld, kann man den 
Chaudamab zu einem hervorragenden Arbeiter 
erziehen. 
Sein Charakter ist mit dem des Hottentotten, 
dem man nie tranen darf, überhaupt nicht zu 
vergleichen. Hat der Kaffer erst einmal Vertrauen 
zu seinem weißen Herrn gewonnen, dann kann 
sich dieser felsenfest auf ihn verlassen. Diebstahl 
oder Unehrlichkeit an seinem eigenen Herrn kennt 
der Kaffer nicht. 
Solange er durch die Verweichlichung der 
Kultur noch nicht zu sehr verwöhnt ist, ist er zu 
den höchsten Anstrengungen befähigt. 
Die berühmte Unsauberkeit des „Chaudamab“ 
macht bei einiger Erziehung sehr bald einer pein- 
lichen Sauberkeit Platz; vor allem auf seine und 
seines Weibes Kleidung legt der Kaffer dann den 
größten Wert. 
1 1 
* 
Die Buschleute. 
Der interessanteste der hiesigen Volksstämme 
ist zweifelsohne der Buschmann — San genannt. 
Wie schon einmal erwähnt, gibt es in der 
Kalahari zwei Arten von Buschleuten, die hell- 
gelben, mit Hottentotten leicht zu verwechselnden, 
und die dunklen, zum Teil schwarzen. Ob diese 
Verschiedenheit der Farbe von der Vermischung 
verschiedener Rassen herrührt, oder nur ein Spiel 
der Natur ist, vermag ich mit Sicherheit nicht zu 
unterscheiden; ich neige jedoch zu ersterer Ansicht. 
Die Körpergröße des Buschmanns ist etwas 
geringer als die der Hottentotten. Die im Feld
	        
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