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scheinlich, in den vielen kleinen Einzelberechnungen
enthalten sein, denn ein so sorgfältiges Arbeiten
wie im Hause ist im Zelt, bei körperlicher Er-
müdung und beschränkter Zeit, nicht möglich, aber
die Gesamtergebnisse werden dadurch kaum beein-
flußt werden; diese Zahlen können vielmehr ganz
gut als Durchschnittswerte für große Gebiete
gelten. Sind genauere Feststellungen für enger
umgrenzte Wald= oder Wuchsgebiete erforderlich,
so müssen natürlich an Ort und Stelle neue
Probeflächen aufgenommen werden, bei denen
jedoch die Erfahrungen dieser ersten Aufnahmen
bereits Verwendung finden können, wie z. B. das
unbedenkliche Fortlassen der Stammklasse VI, wo-
durch die Arbeit sehr erheblich vereinfacht wird.
Für eine Bewirtschaftung der Wälder ist eine
schon aus den vorliegenden Aufnahmen hervor-
gehende Tatsache von Interesse, daß nämlich die
einzelnen Holzarten keineswegs gleichmäßig in
den verschiedenen Stammklassen vorkommen. Rein
theoretisch müßte man annehmen, daß, wenn in
einem Gebiet unberührten Naturwaldes eine
Holzart, z. B. Bongofi, überhaupt sich findet, ie
auch in allen Alters= bzw. Stärkestufen vorkomm:
Das ist jedoch nicht der Fall. Die Stammklassen.
Zusammenstellung zeigt, daß auf der Probe
fläche VII Bongosi nur in über 60 em starker.
also ziemlich alten Exemplaren auftritt. Obwet.
die Bäume regelmäßig Samen tragen, ist vo-
Jungwuchs nichts zu sehen, in den Klassen II
bis VI ist nicht ein einziger Bongosi. Umgekedet
ist Pen nur in Klasse V, Bope nur in Klasse VI
vertreten, beides Holzarten, die auf anderen
Probeflächen in Klasse I erscheinen. Ahnliche:
läßt sich auf den übrigen Flächen und an anderen
Holzarten beobachten. Es scheint also, als ob
die Natur gewissermaßen eine „Fruchtfolge“, hier
vielleicht besser „Artenfolge“ genannt, eintreten
ließe, und zwar wieder nicht bei allen Arten.
denn auf Probefläche in Edea ist z. B. Wula in
allen sechs Stammklassen vertreten. Ein näheres
Eingehen auf diese Frage kann vielleicht wertvole
Fingerzeige für die wirtschaftliche Behandlung
des Waldes geben.
Kolonialwirtschaftiiche Oitteilungen.
Deutsche Logogesellschaft.
Der soeben erschienene siebente Geschäfts-
bericht für die Zeit vom 1. Mai 1908 bis
30. April 1909 gibt zunächst einen Uberblick über
die wirtschaftliche Lage der Kolonie.
Die Witterung war günstig. Größere Epide-
mien waren nicht zu verzeichnen, nur die im
Misahöher Bezirk festgestellte Schlafkrankheit dürfte
schwierig zu bekämpfen sein.
Von den Verkehrsanlagen entwickelten sich
Landungsbrücke und Küstenbahn recht günstig,
auch die Palimebahn wirft bereits eine kleine
Verzinsung des Anlagekapitals ab. Der Bau
der Atakpamebahn erschließt große fruchtbare
Gebiete, wenn auch die Verzinsung und Tilgung
der zum Bau aufgenommenen Anleihe der Kolonie
erhebliche Lasten aufbürdet.
Die Handelsstatistik zeigt für das Kalender-
jahr 1908 eine mäßige Steigerung der Ausfuhr
von 4,5 Millionen auf 4,9 Millionen Mark (ohne
Geld) und eine recht beträchtliche Zunahme der
Einfuhr von 5,8 Millionen auf 7 Millionen Mark
(ohne Geld). Bei der Ausfuhr ist Kautschuk in-
folge des Preissturzes auf dem Weltmarkte auf
etwa die Hälfte dem Werte nach zurückgegangen.
Dafür haben die anderen Hauptausfuhrprodukte
aber durchweg zugenommen, insbesondere Palm-
kerne von 4300 auf 5100 t, Palmöl von 1000
auf 1360 t, vor allem aber Mais von 19 600 t
auf 30 000 t im Werte von 2 Millionen Mark.
Mais steht nunmehr an der Spitze der Ausfuht=
produkte.
Die Baumwollkultur hat ihre stetige Zunahme
auch in der Berichtszeit fortgesetzt. Das Baum-
wolljahr 1906/07 hatte 1205 Ballen gebracht,
1907/08 lieferte 1691 Ballen und 1908/09 wird
auf über 2000 Ballen geschätzt. Das Kolonial-
Wirtschaftliche Komitee begann mit der Errichtung
einer Dampfginanlage in Kpedji im nordöstlichen
Teile des Atakpame-Bezirks.
Das Ergebnis des Faktoreibetriebes wurde
trotz gesteigerter Umsätze durch die heftigen Preis-
schwankungen auf dem Weltmarkte und die Kon-
kurrenz der Togofirmen untereinander ungünftig
beeinflußt; besonders der Rückgang der Baum-
wollpreise traf die Gesellschaft recht stark.
Die Landkommission bearbeitete den Rest der
Landverträge bis auf die wegen der Schlafkrank-
heit vorläufig aufgeschobene Landschaft Boem.
Die Hauptversammlung soll über die Regelung
der Landfrage beschließen.
Die Versuchspflanzung Awetonu entwickelte
sich günstig, ebenso die Agupflanzungsgesellschan
und die Pflanzungsgesellschaft Kpeme in Togo.
an deren Kapital die Deutsche Togogesellichas
beteiligt ist. (Uber diese Unternehmungen ist an
anderer Stelle eingehender berichtet.)