Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

W 866 e. 
scheinlich, in den vielen kleinen Einzelberechnungen 
enthalten sein, denn ein so sorgfältiges Arbeiten 
wie im Hause ist im Zelt, bei körperlicher Er- 
müdung und beschränkter Zeit, nicht möglich, aber 
die Gesamtergebnisse werden dadurch kaum beein- 
flußt werden; diese Zahlen können vielmehr ganz 
gut als Durchschnittswerte für große Gebiete 
gelten. Sind genauere Feststellungen für enger 
umgrenzte Wald= oder Wuchsgebiete erforderlich, 
so müssen natürlich an Ort und Stelle neue 
Probeflächen aufgenommen werden, bei denen 
jedoch die Erfahrungen dieser ersten Aufnahmen 
bereits Verwendung finden können, wie z. B. das 
unbedenkliche Fortlassen der Stammklasse VI, wo- 
durch die Arbeit sehr erheblich vereinfacht wird. 
Für eine Bewirtschaftung der Wälder ist eine 
schon aus den vorliegenden Aufnahmen hervor- 
gehende Tatsache von Interesse, daß nämlich die 
einzelnen Holzarten keineswegs gleichmäßig in 
den verschiedenen Stammklassen vorkommen. Rein 
theoretisch müßte man annehmen, daß, wenn in 
einem Gebiet unberührten Naturwaldes eine 
  
  
  
  
Holzart, z. B. Bongofi, überhaupt sich findet, ie 
auch in allen Alters= bzw. Stärkestufen vorkomm: 
Das ist jedoch nicht der Fall. Die Stammklassen. 
Zusammenstellung zeigt, daß auf der Probe 
fläche VII Bongosi nur in über 60 em starker. 
also ziemlich alten Exemplaren auftritt. Obwet. 
die Bäume regelmäßig Samen tragen, ist vo- 
Jungwuchs nichts zu sehen, in den Klassen II 
bis VI ist nicht ein einziger Bongosi. Umgekedet 
ist Pen nur in Klasse V, Bope nur in Klasse VI 
vertreten, beides Holzarten, die auf anderen 
Probeflächen in Klasse I erscheinen. Ahnliche: 
läßt sich auf den übrigen Flächen und an anderen 
Holzarten beobachten. Es scheint also, als ob 
die Natur gewissermaßen eine „Fruchtfolge“, hier 
vielleicht besser „Artenfolge“ genannt, eintreten 
ließe, und zwar wieder nicht bei allen Arten. 
denn auf Probefläche in Edea ist z. B. Wula in 
allen sechs Stammklassen vertreten. Ein näheres 
Eingehen auf diese Frage kann vielleicht wertvole 
Fingerzeige für die wirtschaftliche Behandlung 
des Waldes geben. 
Kolonialwirtschaftiiche Oitteilungen. 
Deutsche Logogesellschaft. 
Der soeben erschienene siebente Geschäfts- 
bericht für die Zeit vom 1. Mai 1908 bis 
30. April 1909 gibt zunächst einen Uberblick über 
die wirtschaftliche Lage der Kolonie. 
Die Witterung war günstig. Größere Epide- 
mien waren nicht zu verzeichnen, nur die im 
Misahöher Bezirk festgestellte Schlafkrankheit dürfte 
schwierig zu bekämpfen sein. 
Von den Verkehrsanlagen entwickelten sich 
Landungsbrücke und Küstenbahn recht günstig, 
auch die Palimebahn wirft bereits eine kleine 
Verzinsung des Anlagekapitals ab. Der Bau 
der Atakpamebahn erschließt große fruchtbare 
Gebiete, wenn auch die Verzinsung und Tilgung 
der zum Bau aufgenommenen Anleihe der Kolonie 
erhebliche Lasten aufbürdet. 
Die Handelsstatistik zeigt für das Kalender- 
jahr 1908 eine mäßige Steigerung der Ausfuhr 
von 4,5 Millionen auf 4,9 Millionen Mark (ohne 
Geld) und eine recht beträchtliche Zunahme der 
Einfuhr von 5,8 Millionen auf 7 Millionen Mark 
(ohne Geld). Bei der Ausfuhr ist Kautschuk in- 
folge des Preissturzes auf dem Weltmarkte auf 
etwa die Hälfte dem Werte nach zurückgegangen. 
Dafür haben die anderen Hauptausfuhrprodukte 
aber durchweg zugenommen, insbesondere Palm- 
kerne von 4300 auf 5100 t, Palmöl von 1000 
  
auf 1360 t, vor allem aber Mais von 19 600 t 
auf 30 000 t im Werte von 2 Millionen Mark. 
Mais steht nunmehr an der Spitze der Ausfuht= 
produkte. 
Die Baumwollkultur hat ihre stetige Zunahme 
auch in der Berichtszeit fortgesetzt. Das Baum- 
wolljahr 1906/07 hatte 1205 Ballen gebracht, 
1907/08 lieferte 1691 Ballen und 1908/09 wird 
auf über 2000 Ballen geschätzt. Das Kolonial- 
Wirtschaftliche Komitee begann mit der Errichtung 
einer Dampfginanlage in Kpedji im nordöstlichen 
Teile des Atakpame-Bezirks. 
Das Ergebnis des Faktoreibetriebes wurde 
trotz gesteigerter Umsätze durch die heftigen Preis- 
schwankungen auf dem Weltmarkte und die Kon- 
kurrenz der Togofirmen untereinander ungünftig 
beeinflußt; besonders der Rückgang der Baum- 
wollpreise traf die Gesellschaft recht stark. 
Die Landkommission bearbeitete den Rest der 
Landverträge bis auf die wegen der Schlafkrank- 
heit vorläufig aufgeschobene Landschaft Boem. 
Die Hauptversammlung soll über die Regelung 
der Landfrage beschließen. 
Die Versuchspflanzung Awetonu entwickelte 
sich günstig, ebenso die Agupflanzungsgesellschan 
und die Pflanzungsgesellschaft Kpeme in Togo. 
an deren Kapital die Deutsche Togogesellichas 
beteiligt ist. (Uber diese Unternehmungen ist an 
anderer Stelle eingehender berichtet.)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.