Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Ich erklärte den Häuptlingen von Loniu und 
Papitalai, daß alle vergangenen Streitigkeiten 
vergessen sein sollten, und daß eine Bestrafung 
nicht erfolgen werde. 
Der bisher im Besitze des Pominis befindliche 
Winchester befand sich in Papitalai im Hause des 
Häuptlings Songan. Dieser erklärte sich zur 
Auslieferung bereit. Da „Seestern“, welcher von 
Potomo her schon wieder in Sicht kam, nicht so 
lange vor Lonin liegen bleiben konnte, bis das 
Gewehr von Papitalai herbeigeholt wurde, befahl 
ich Songan, das Gewehr am nächsten Tage, an 
welchem „Seestern“ wieder vorfahren würde, aus- 
zuliefern. Um die Auslieferung zu sichern, setzte 
ich von sechs auf dem „Seestern“ befindlichen 
Soldaten aus Loniu, welche nach erfüllter Ver- 
tragszeit in Loniu abgesetzt werden sollten, nur 
einen an Land, während die übrigen erst am 
nächsten Tage, nach erfolgter Auslieferung des 
Gewehres, ausgeschifft werden sollten. 
„Seestern“ fuhr gegen 3 Uhr nachmittags 
weiter nach der kleinen, mit einer Hernsheimschen 
Station besetzten Insel Komuli, wo wir kurz nach 
Einbruch der Dunkelheit ankamen. Dort wurden 
zwei Hernsheimsche Angestellte ausgeschifft und 
einer an Bord genommen. An Land zu gehen, 
bot sich keine Gelegenheit, da wir am nächsten 
Morgen schon bei Tagesanbruch weiterfahren 
wollten. 
Wir verließen Komuli morgens gegen 6 Uhr 
und kamen um 8 Uhr vormittags an der Süd- 
westspitze von Lambutjo (Jesus Maria-Insel) an. 
Dort ließ ich mich mit dem Polizeimeister, dem 
zweiten Offizier, der Truppe und den Paak-Leuten, 
verteilt auf einen Kutter und die Jolle des 
„Seestern“, an Land setzen, während „Seestern“ 
nach Loniu weiterfuhr und uns im Laufe des 
Nachmittags wieder abholen sollte. An Bord 
des „Seestern“ befanden sich die Lambutjo-Leute, 
welche gelegentlich der letzten Expedition im No- 
vember 1907 gefangen genommen und bisher in 
Herbertshöhe als Geiseln zurückbehalten worden 
waren. Von diesen nahm ich zwei mit an Land, 
damit sie mir bei der Wegnahme der Gewehre 
behilflich sein sollten. Die übrigen blieben auf 
„Seestern“ zurück und sollten erst nach erfolgter 
Herausgabe der Gewehre ausgeschifft werden. 
Am Ufer erwarteten uns mehrere Eingeborene. 
Sie gehörten zum Stamme des Häuptlings Bopusui, 
dessen Pfahldorf Balamot im Jahre 1907 ab- 
gebrannt worden war. Boposui hatte inzwischen 
an die Hamburger Südsee-Expedition, welche mit 
ihrem Dampfer „Peiho“ im November 1908 nach 
Lambutjo kam, drei Gewehre ausgeliefert. Nach 
der Zerstörung seines Dorfes hatte sich Bopusui 
an der Südküste der Jusel, gegenüber der kleinen 
  
Insel Achum, ein neues Dorf, Galingai, errichtet. 
Wir trafen Bopusui in diesem Dorfe an. Er er- 
klärte auf Befragen, daß er nur mehr ein Gewehr, 
aber keine Patronen besitze, und daß die übrigen 
Gewehre sich auf anderen, weit entfernten Teilen 
der Insel befänden. 
Während der Verhandlungen mit Boposui 
hatten einige Soldaten im Busch einen mit einem 
Karabiner bewaffneten Soldaten entdeckt, der, als 
er die Soldaten erblickte, auf sie anlegte. Er 
wurde jedoch, bevor er schießen konnte, ergriffen 
und ihm der Karabiner, der mit einer Patrone 
geladen war, abgenommen. Bopusui erklärte, es 
sei der ihm gehörige Karabiner. Als ich ihm 
jedoch vorhielt, daß der Karabiner geladen sei, 
er aber behauptet habe, keine Patronen mehr zu 
besitzen, wurde er verlegen. Sein Verhalten be- 
stärkte mich in der Annahme, daß sich auch die 
übrigen Schußwaffen in der Nähe befänden. Ich 
ließ deshalb Bopusui und seine Leute umzingeln 
und erklärte ihnen, daß ich sie alle als Gefangene 
nach Herbertshöhe mitnehmen würde, wenn nicht 
sämtliche Gewehre sofort zur Stelle gebracht würden. 
Bopusui entsandte daraufhin zwei seiner Leute 
in den Busch, um die Gewehre zu holen. Die 
Leute kamen nach sehr kurzer Zeit wieder zurück 
und brachten zwei weitere Eingeborene an, von 
deuen jeder einen Karabiner, aber keine Patronen 
mithatte. Der eine der Leute gab an, er habe 
seine Patrontasche aus Angst weggeworfen, als 
die nach ihm ausgeschickten Leute gekommen seien. 
Auf die Aufforderung, die Patrontasche zu holen, 
erwiderte er, er wisse nicht mehr, wo er sie weg- 
geworfen habe. Ich ließ den Mann hierauf von 
zwei Soldaten in die Mitte nehmen und schickte 
ihn auf die Suche. Die Soldaten kamen bald 
zurück mit der Patrontasche, die der Mann sorg- 
fältig am Stamme eines Baumes verborgen hatte. 
Die erbeuteten Gewehre befanden sich sämtlich 
in sehr gutem Zustande und waren sorgfältig 
eingeöblt. Die Eingeborenen benutzten hierzu 
Palmöl, von welchem uns eine Flasche, die als 
Gewehröl bestimmt war, ausgeliefert wurde. Es 
waren sämtlich Karabiner deutschen Modells, die 
die Eingeborenen bei früheren Uberfällen auf 
Segelschiffe der Firma Hernsheim & Co. erbeutet 
hatten. Die Patrontasche enthielt acht Karabiner= 
patronen und sieben Patronen kleineren Kalibers, 
welche vermutlich zu dem im Jahre 1907 aus- 
gelieferten Revolver gehörten. Die Eingeborenen 
gaben an, daß sich diese letzteren Patronen, wenn 
man die Hülse mit Rotang umwickle, auch für 
die Karabiner verwenden ließen. Tatsächlich 
bewies ein Versuch, daß die Patronen, wenn man 
sie etwas verstärkte, sehr gut zum Schießen aus 
dem Karabiner brauchbar waren.
	        
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