Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

W 905 2O 
infolge der Kontraktverlängerung der alten, akkli- 
matisierten und eingearbeiteten Leute die Ein- 
stellung von frisch anzuwerbenden Arbeitern des 
neuen Kulitransportes unterbleiben konnte. 
Die Resultate des Warengeschäftes waren 
leider ungünstige, zumal sich der Umsatz um ein 
Viertel gegenüber dem Umsatze des vorigen Jahres 
verringerte. Die Direktion in Apia sucht diesen 
Umstand aus dem Fortfall des Opiumgeschäftes 
(das von der Gesellschaft früher übernommene 
Opiummonopol ist von derselben nicht wieder er- 
worben worden) und aus dem im allgemeinen 
ungünstigeren Geschäftsgange zu erklären. 
Beeinflußt wurde das Resultat u. a. auch durch 
den Rückgang der Koprapreise und die hierdurch 
verursachte geringere Kaufkraft der Bevölkerung, 
fernerhin durch die allgemeine politische Lage auf 
Samoa, welche die Eingeborenen sichtlich veran- 
laßte, ihre Einnahmen aus den Koprapflanzungen 
nur zum kleineren Teile wieder in Waren umzu- 
setzen bzw. hierfür anzulegen, alles das in der 
Absicht, erheblichere Summen aus dem Kopra- 
Geschäftsverkehr zurückzuhalten, um diese für ihre 
  
politischen Zwecke zu verwenden. Endlich haben 
wir zwei Verkaufsstationen (Aleipata und Saleuf) 
aufgegeben, und zwar auch in Rücksicht auf die 
von der Zentralleitung vorgesehene Reduktion des 
im Warengeschäft investierten Anlagekapitals. 
Das Gewinn= und Verlustkonto weist nach an 
Einnahmen: für Apia 31018 /“, darunter auf 
dem Warenkonto 21 673 % für Tapatapao 
26432.7, darunter auf dem Kakaokonto 22015.7, 
für Berlin auf dem Zinsenkonto 3334 J/(; an 
Ausgaben: für Apia 39 541 J//, für Tapatapao 
63 425.¾ und für Berlin 15 051 /¾. In der 
Vermögensbilanz erscheint auf der Aktivseite: 
Apia mit 204 524 /7, worunter 99 300 77 beim 
Warenkonto, Tapatapao mit 637 383 ./¼, wovon 
auf das Pflanzungskonto 519 785.J und auf 
das Grundstückskonto 51 000¾ entfallen, und 
Berlin mit 107 036 /¼, wovon 67 458.“ Bank- 
guthaben sind; auf der Passivseite: Apia mit 
12729 J/¾, Tapatapao mit 826 /7, Berlin mit 
935 389., wovon 904 800 7 beim Kapital- 
konto und 30 181 /“ beim Reservekonto. 
  
  
  
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. 
Wirtschaftliche Lage und Baumwollernte Agyptens. 
Nachdem die letzten zwei Jahre ägyptischen 
Wirtschaftslebens vollständig unter dem Zeichen 
der Krise gestanden hatten, scheint nun doch all- 
mählich die wirtschaftliche Erholung einzutreten. 
Seither hat sich die Lage weiter gebessert und in 
hiesigen Finanzkreisen blickt man allgemein mit 
großem Vertrauen in die Zukunft. 
Das Interesse für Agypten scheint in Europa 
wieder rege zu werden. In ägyptischen Werten 
ist, von London und Paris ausgehend, eine ener- 
gische Haussebewegung zu verzeichnen. Auch an 
der Alexandriner Börse finden verhältnismäßig 
bedeutende Umsätze statt. 
Die Baumwollernte, die ja bekanntlich das 
wesentlichste Moment im ägyptischen Wirtschafts- 
leben darstellt, verspricht dieses Jahr sehr gut zu 
werden. Im Monat Juli hatte man zwar eine 
Zeit lang Besorgnisse gehegt wegen des Auftretens 
des Baumwollwurms an vielen Orten. Jusbe- 
sondere wurden in der hiesigen Presse die Ge- 
fahren, denen die diesjährige Ernte dadurch aus- 
gesetzt sei, in den schwärzesten Farben geschildert 
und der Regierung vorgeworfen, daß sie nicht 
hinreichend energische Maßregeln gegen den Baum- 
wollwurm ergreife. Gegenüber dieser pessimistischen 
Auffassung hat der stellvertretende Adviser im 
Ministerium der öffentlichen Arbeiten versichert, 
  
daß zu besonderen Befürchtungen durchaus kein 
Anlaß vorliege. Der Baumwollwurm greife jedes 
Jahr im Juli, in der Zeit der größten Trocken- 
heit, um sich und verschwinde meist wieder mit 
dem reichlicher werdenden Wasser. Tatsächlich 
sind in letzter Zeit die Klagen auch wieder ver- 
stummt. Sehr wesentliche Dienste im Kampfe 
gegen den Baumwollwurm hat dabei allerdings 
für die Regierung die große Hitze der letzten 
Wochen geleistet, die außerdem bewirkt hat, daß 
die Ernte aller Voraussicht nach durchschnittlich 
vier Wochen früher als letztes Jahr stattfinden 
kann und so den gefährlichen Herbstnebeln viel 
weniger ausgesetzt ist. 
Die Preise sind mit 18 Talari pro Kantar 
(1 Kantar —= 45 kg; 1 LE — 5 Talari) außer- 
ordentlich gute; sie haben diese Höhe namentlich 
unter dem Einflusse der schlechten amerikanischen 
Baumwollernte erreicht. 
Falls diese guten Ernteaussichten sich ver- 
wirklichen, so ist auch eine erhebliche Besserung 
der Lage des Bauernstandes zu erwarten, der 
seit dem vergangenen Jahre tief in Schulden steckt. 
Mit der Verschuldung des Fellachen hat sich in 
letzter Zeit die Presse wieder vielfach beschäftigt 
anläßlich einer Anzahl Prozesse und Expropria- 
tionen, die die „Agricultural Bank“ vornehmen ließ.
	        
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