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Seine Majestät der Kaiser und König haben mittels Allerhöchster Order vom 5. d. M.
geruht, dem Geheimen Legationsrat und Vortragenden Rat im Reichs-Kolonialamt Dr. Angelo
Golinelli die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand mit der gesetzlichen Pension unter Ver-
leihung der Brillanten zum Königlichen Kronenorden 2. Klasse in Gnaden zu erteilen.
Dem mit der Einrichtung der Bibliothek des Reichs-Kolonialamts kommissarisch betrauten
Bibliothekar beim Reichsmilitärgericht, Herrn Dr. jur. Maas, ist von dem Herrn Minister der
geistlichen, Unterrichts= und Medizinalangelegenheiten das Prädikat Professor verliehen worden.
achrufe.
Graf von Götzen F.
Am 1. Dezember starb nach schwerem Leiden der Königlich Preußische Gesandte Graf
Adolf von Götzen im 44. Lebensjahre. Sein Name gehört für alle Zeiten der deutschen Kolonial-
geschichte an.
Schon den jungen, begabten Offizier trieb der Forscherdrang in das noch wenig bekannte
Inner-Afrika. Nach einer kurzen Reise zum Kilimandscharo im Jahre 1891 trat der damalige
Leutnant im 2. Garde-Ulanen-Regiment zwei Jahre später von Pangani aus seine berühmte, erfolg-
reiche Forschungsreise an, die ihn quer durch Afrika von Ost nach West führte. Er brachte die ersten
genauen Nachrichten aus dem sagenhaften Reiche Ruanda, besuchte das dortige Vulkangebiet und
entdeckte den Kivu-See. Eine prächtige Schilderung seiner interessanten, mit hervorragender Umsicht
ausgeführten Expedition gab uns der kühne Forscher in seinem wertvollen Werke „Durch Afrika von
Ost nach West“.
Nachdem Graf Götzen inzwischen im diplomatischen Dienst als Militär-Attaché in Rom und
Washington tätig gewesen war und im amerikanischen Hauptquartier an dem spanisch-amerikanischen
Kriege teilgenommen hatte, wurde er als Hauptmann in den Großen Generalstab berufen. Aus
diesem rein militärischen Wirkungskreise heraus stellte ihn das Vertrauen und die Wertschätzung
Seiner Majestät des Kaisers und Königs im Jahre 1900 an die Spitze von Deutsch-Ostafrika; er
wurde unter Ernennung zum Major zugleich Kommandeur der dortigen Schutztruppe. Fast sechs
Jahre lenkte er die Geschicke unseres größten Schutzgebietes, das unter seiner klugen und zielbewußten
Leitung sich in jeder Beziehung kräftig entwickelte. Verehrt und geliebt von allen Kreisen wirkte er
unermüdlich, ohne jemals Rücksicht auf seinen bereits leidenden Zustand zu nehmen. Schon begann
seine Gesundheit im Jahre 1905 das Verlassen der Tropen dringend zu fordern, da brach der ost-
afrikanische Aufstand aus. Voll selbstlosen Pflichtbewußtseins verblieb Graf Götzen auf seinem Posten,
bis es seiner Energie und seinem Geschick in verhältnismäßig kurzer Zeit gelungen war, des Auf-
standes Herr zu werden. Auch über diese Periode seiner Tätigkeit gibt ein von ihm später in der
HOeimat verfaßtes Werk eine wertvolle und ausführliche Auskunft und auch hier wiederum weht aus
den Blättern seines Buches jener so sympathisch berührende Geist männlicher Energie, gemischt mit
vornehmster Bescheidenheit.
Im Jahre 1908, nachdem seine Gesundheit wieder hergestellt schien, trat Graf Götzen von
neuem in den Dienst seines Kaiserlichen Herrn und wirkte bis zuletzt als preußischer Gesandter in
Hamburg, geschätzt von allen, die dienstlich und außerdienstlich mit ihm zu verkehren Gelegenheit
hatten. Mitten im reichen Schaffen, in der Vollkraft seiner Jahre, ist er nunmehr dem tückischen
Leiden erlegen. Allgemein war der Schmerz und die Trauer um den hochverdienten Mann, dessen
edle Lauterkeit, dessen Pflichtgefühl, dessen vornehme Gesinnung und liebenswürdige Einfachheit bei
hervorragenden Leistungen ihn zum Vorbild eines deutschen Mannes und Beamten machten. Besonders
für die Kolonialverwaltung bedeutet sein allzu frühes Hinscheiden einen unersetzlichen Verlust, sein
Andenken wird stets in hohen Ehren gehalten werden.
Berlin, den 12. Dezember 1910.
Der Staatssekretär des Reichs-Kolonialamts.
v. Lindequist.