W 991 20
Die Fernsprechleitung ist bis Chra
(km 124,3) im Betrieb und bis km 137,1 im
Bau.
Die Brunnenbohrung am Joto hat eine
Tiefe von 132 m erreicht, ohne jedoch genügend
Wasser zu liefern; die Bohrarbeiten werden fort-
gesetzt.
Ende August waren 2695 Pflichtarbeiter
beschäftigt, infolge Zu= und Abgangs verblieben
am Ende der Berichtszeit 2115. Weiter waren
im September noch 1275 freiwillige Arbeiter
tätig, von denen aber nur 798 den ganzen Monat
hindurch arbeiteten.
Im Monat Juli wurde der Fortgang der
Bauarbeiten durch besonders starke Regen fälle,
die auch ein ungewöhnliches Anschwellen des Schio-
und Hahoflusses zur Folge hatten, sehr beein-
trächtigt. Der mehrere Kilometer im Hochwasser-
gebiet des Schio verlaufende Bahndamm wurde
von den plötzlich auftretenden gewaltigen Wasser-
massen, für deren Abführung die Bauwerke nicht
ausreichten, von km 17,8 an überflutet und an
verschiedenen Stellen, so bei km 18,4, auf 30 m
Länge durchbrochen.
Der am 11. Juli bis Nuatjä (km 96,5) er-
öffnete regelmäßige öffentliche Betrieb mußte in-
folgedessen am 14. Juli wieder unterbrochen
werden. Ein weiteres ungewöhnliches Hochwasser
beschädigte in der Nacht vom 28. auf 29. August
den Schiodamm bei km 18,4 von neuem, so
daß der regelmäßige öffentliche Personen= und
Güterverkehr erst am 12. September wieder auf-
genommen werden konnte. Die erforderlichen
Maßnahmen zur Verhütung ähnlicher Vorkomm-
nisse für die Zukunft sind eingeleitet. Unter an-
derem wird in km 18,415 eine weitere Brücke
mit 26 m Lichtöffnung eingebaut werden.
Die Züge verkehren, wie bisher, dreimal
wöchentlich in jeder Richtung und zwar am Mon-
tag, Mittwoch und Freitag in der Richtung
Lome —Nuatjä und am Dienstag, Donnerstag
und Sonnabend umgekehrt.
Den Preistafeln für den Personen= und
Güterverkehr liegt der Tarif der bestehenden
Verkehrsanlagen zugrunde.
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Deutsch-MNeuguinea.
Die Lage auf den Kdmiralitäts-Insein.
Die Eingeborenenverhältnisse auf den
Admiralitäts-Inseln nehmen schon seit län-
gerer Zeit die Aufmerksamkeit des Gouvernements
von Rabaul in Anspruch. Diese Inselgruppe ver-
spricht für die Zukunft ein wirtschaftlich recht wert-
volles Gebiet zu werden, teils weil die Bevölkerung
der Arbeiteranwerbung noch nicht völlig erschlossen
ist, teils weil dort noch weite fruchtbare Landstriche
der Bebauung harren und auch der Handel mit
Kopra aus den vorhandenen, den Eingeborenen
gehörigen Palmbeständen noch recht entwicklungs-
fähig ist. Leider wird die Eingeborenenbevölke-
rung seit Jahren durch fortdauernde, innere Fehden
der einzelnen Stämme dezimiert und die vorüber-
gehenden Strafexpeditionen der Regierung sowie
der Kriegsschiffe reichen nicht aus, um auch nur
eine oberflächliche Befriedung der Gruppe aufrecht-
zuerhalten; vielmehr vermehren sie die Verluste
an Menschenleben infolge der Notwendigkeit, mit
Waffengewalt einzuschreiten. Es besteht daher
seit längerer Zeit die Absicht, auf der Hauptinsel
der Gruppe eine Regierungsstation einzurichten,
für welche die notwendigen Mittel im Etatsvor-
anschlag für 1911 angefordert sind.
Nach den neuesten Nachrichten aus dem Schutz-
gebiet haben sich gerade in letzter Zeit die Kämpfe
der Eingeborenen untereinander verschärft. Außer
den Dörfern Loniu und Papitelai, über welche
an dieser Stelle öfters berichtet wurde, sind es
namentlich an der Nordostküste der Hauptinsel die
Bergbewohner (Ulkul), die mehrfach feindlich nach
der Küste herunterstießen und die Küstenbewohner
sowie die Pflanzungsniederlassungen der Firma
Hernsheim bedrohten. Seit Februar wurden die
Küstendörfer von Ssau wiederholt von den Ulkul
überfallen; bei jedem Überfall wurden drei bis
acht Mann ermordet und aufgefressen. Auch von
der Südküste der Insel werden Ausschreitungen
der Liedo= (Linro-) Stämme gemeldet; dabei ist
mit Hilfe früher erbeuteter Gewehre das Dorf
Rassilio überfallen und mehrere Leute sind er-
mordet worden.
Diese Verhältnisse ließen es dem Gouvernement
angezeigt erscheinen, neuerdings wieder eine Expe-
dition nach dem gefährdeten Gebiet zu entsenden.
Über den Erfolg dieser Expedition berichtet das
Gouvernement, wie folgt:
„Bei dem in der Zeit vom 2. bis 16. Sep-
tember 1910 erfolgten Besuch der Admiralitäts-
Inseln durch einen Beamten des Gouvernements
wurde folgende Lage vorgefunden:
Die an den Küsten der Hauptinsel und auf
den vorgelagerten Eilanden wohnenden Manus
sind ruhig, aber zum Teil noch voll Mißtrauen
gegen die Absichten der Verwaltung und daher
unzuverlässig.
Durchaus friedlich sind neuerdings insbesondere
die Beziehungen zwischen den Dörfern Lonin
und Papitelai. Dagegen ist das Verhältnis
dieser beiden Ortschaften zu dem Häuptling
Po Minis und dessen Anhängern, die sich von