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Die Entfernung, aus welcher der Transport
der Butter auf Wagen, Karren oder Tragtieren
nach den Verbrauchsplätzen noch eben lohnt, be-
trägt erfahrungsgemäß nicht über 80 km. Infolge-
dessen ist das Gebiet, in welchem Butter in grö-
ßerem Umfange zum Absatz hergestellt werden
kann, noch ziemlich beschränkt.
Die Käseproduktion ist insofern günstiger ge-
stellt, als Käse ohne Schaden über weitere Ent-
fernungen als Butter transportiert werden kann;
anderseits ist aber die Einrichtung einer Käserei
erheblich teurer als die einer Meierei und die
Verarbeitung der Milch zu Käse viel schwerer als
ihre Verarbeitung zu Butter zu erlernen. Die
Käseproduktion liegt daher im Schutzgebiet noch
ganz in den Anfängen. Die Nachteile der langen
Dauer der Transporte von Erzengnissen der Milch-
wirtschaft infolge der weiten Entfernung der
meisten Produktionsgebiete von den Absatzplätzen
werden noch durch die mangelhafte Einrichtung
der Transportmittel und die schlechten Wege ver-
größert. Außerdem ist die Zahl der erreichbaren
Verbrauchsplätze und die Größe ihres Bedarfs
im Verhältnis zu dem Umfange der Produktions-=
gebiete und ihrer Produktionsfähigkeit noch un-
günstig.
An dem Mangel an ausreichenden Absatz-
märkten und schneller Verkehrsverbindung zu den
größeren Plätzen krankt vor allem die Entwick-
lung der Milchwirtschaft im Süden des Schutz-
gebiets, so daß dort nennenswerte Versuche auf
diesem Gebiete kaum gemacht sind und impor-
tierte Biüchsenmilch und Butter dort in den grö-
ßeren Plätzen immer noch das Feld behaupten.
Im mittleren und nördlichen Schutzgebiet mit
Ausnahnie des Küstenorts Swakopmund dagegen
sind Büchsenmilch und Büchsenbutter durch die
einheimischen Erzeugnisse verdrängt. In Swa-
kopmund ist der Verbrauch von importierter Milch
und Butter noch von Bedeutung.
Die Versuche, von Windhuk frische Butter
nach Lüderitzbucht und den Plätzen an der Süd-
bahn zu verschicken, sind insofern erfolgreich ge-
wesen, als die Butter in gutem genußfähigen
Zustande dort angekommen ist. Allerdings wird
ein Absatz im großen durch die hohen Fracht-
spesen nahezu unmöglich gemacht, da der Preis
der einheimischen Butter ihre Konkurrenz mit der
importierten zu sehr erschwert.
Um die weiter abgelegenen Plätze dem Ab-
satz einheimischer Butter zu erschließen, muß an-
gestrebt werden, eine Dauerbutter herzustellen,
die längere Zeit gelagert werden kann und nicht
den schädlichen Temperatureinflüssen unterliegt.
Da der Einfluß von Klima, Jahreszeit und
Wasser auf Milch und Rahm aber noch nicht ge-
nügend erforscht ist, fehlt es den Farmern noch
an bestimmten Richtlinien für die Herstellung
einer guten Dauerbutter.
Die Herstellung von lagerungsfähiger Dauer-
butter ist auch zu dem Zwecke erstrebenswert, um
einen Ausgleich zwischen der Uberproduktion in
der Regenzeit und der Unterproduktion in der
Trockenzeit herbeizuführen, und ferner für den
Butterexport wichtig, der in einem Lande der
Viehzucht bei verhältnismäßig beschränkter eigener
Verbrauchsfähigkeit naturgemäß von besonderer
Bedeutung ist.
Ein Versuch mit der Ausfuhr von Butter
nach Deutschland hatte ein sehr gutes Ergebnis.
Die nach Hamburg versandten Proben fanden
eine günstige Beurteilung, die Butter wurde im
Werte mit la Kurgan und Australbutter gleich-
gestellt.
Wird ein richtiger Weg zur Verwertung von
Milch zu Dauerbutter und Käse gefunden, so
kann bei den gegenwärtigen Produktionsmöglich-
keiten die Einfuhr auf diesem Gebiet unschwer
beseitigt werden. Es liegt ferner auf der Hand,
daß die Erweiterung des Bahnnetzes im Schutz-
gebiet durch den Bau der Nord-Südbahn der
Milchwirtschaft durch Erleichterung des Absatzes
ihrer Erzeugnisse zugute kommen wird.
Die Herstellung der Butter erfolgt im Einzel-
und Kleinbetrieb auf jeder Farm für sich; ge-
meinschaftliche Verarbeitungsstätten nach Art der
Molkereien in Deutschland gibt es bis heute
nicht und sie werden sich wegen der klimatischen
Einflüsse auf die zu befördernde Milch oder den
Rahm und wegen der weiten Entfernung von
Farmgehöft zu Farmgehöft, wenn überhaupt,
nur auf Grund sorgfältiger und umfangreicher
Versuche und der dadurch gewonnenen Erfah-
rungen ins Leben rufen lassen.
Die Butterbereitung erfolgt vielfach nur auf
recht primitive Art; maschinelle Hilfsgeräte, wie
Zentrifugen und Knetmaschinen, fehlen noch in
mancher Meierei. Dabei muß gerade auf das
Kneten der Butter besonderer Wert gelegt werden,
um die Butter möglichst wasserfrei zu machen
und dadurch ihre Haltbarkeit zu erhöhen.
Die Kühlhaltung der Buttermaschine ist na-
mentlich in der heißen Zeit von besonderer Be-
deutung.
Da das Aufsammeln des Rahmes sich wegen
der Hitze meist verbietet, muß die täglich ge-
wonnene Menge alsbald zu Butter verarbeitet
werden, der Versand kann aber wegen mangeln-
der Verkehrsmittel nur in größeren Zwischen-
räumen erfolgen. Es ist deshalb eine Anlage
nötig, um die Butter bis zur Verschickung mög-
lichst frisch zu erhalten.
Zum Transport wird die Butter fast überall
geformt, in Pergament gewickelt und in beson-