Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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Die Entfernung, aus welcher der Transport 
der Butter auf Wagen, Karren oder Tragtieren 
nach den Verbrauchsplätzen noch eben lohnt, be- 
trägt erfahrungsgemäß nicht über 80 km. Infolge- 
dessen ist das Gebiet, in welchem Butter in grö- 
ßerem Umfange zum Absatz hergestellt werden 
kann, noch ziemlich beschränkt. 
Die Käseproduktion ist insofern günstiger ge- 
stellt, als Käse ohne Schaden über weitere Ent- 
fernungen als Butter transportiert werden kann; 
anderseits ist aber die Einrichtung einer Käserei 
erheblich teurer als die einer Meierei und die 
Verarbeitung der Milch zu Käse viel schwerer als 
ihre Verarbeitung zu Butter zu erlernen. Die 
Käseproduktion liegt daher im Schutzgebiet noch 
ganz in den Anfängen. Die Nachteile der langen 
Dauer der Transporte von Erzengnissen der Milch- 
wirtschaft infolge der weiten Entfernung der 
meisten Produktionsgebiete von den Absatzplätzen 
werden noch durch die mangelhafte Einrichtung 
der Transportmittel und die schlechten Wege ver- 
größert. Außerdem ist die Zahl der erreichbaren 
Verbrauchsplätze und die Größe ihres Bedarfs 
im Verhältnis zu dem Umfange der Produktions-= 
gebiete und ihrer Produktionsfähigkeit noch un- 
günstig. 
An dem Mangel an ausreichenden Absatz- 
märkten und schneller Verkehrsverbindung zu den 
größeren Plätzen krankt vor allem die Entwick- 
lung der Milchwirtschaft im Süden des Schutz- 
gebiets, so daß dort nennenswerte Versuche auf 
diesem Gebiete kaum gemacht sind und impor- 
tierte Biüchsenmilch und Butter dort in den grö- 
ßeren Plätzen immer noch das Feld behaupten. 
Im mittleren und nördlichen Schutzgebiet mit 
Ausnahnie des Küstenorts Swakopmund dagegen 
sind Büchsenmilch und Büchsenbutter durch die 
einheimischen Erzeugnisse verdrängt. In Swa- 
kopmund ist der Verbrauch von importierter Milch 
und Butter noch von Bedeutung. 
Die Versuche, von Windhuk frische Butter 
nach Lüderitzbucht und den Plätzen an der Süd- 
bahn zu verschicken, sind insofern erfolgreich ge- 
wesen, als die Butter in gutem genußfähigen 
Zustande dort angekommen ist. Allerdings wird 
ein Absatz im großen durch die hohen Fracht- 
spesen nahezu unmöglich gemacht, da der Preis 
der einheimischen Butter ihre Konkurrenz mit der 
importierten zu sehr erschwert. 
Um die weiter abgelegenen Plätze dem Ab- 
satz einheimischer Butter zu erschließen, muß an- 
gestrebt werden, eine Dauerbutter herzustellen, 
die längere Zeit gelagert werden kann und nicht 
den schädlichen Temperatureinflüssen unterliegt. 
Da der Einfluß von Klima, Jahreszeit und 
Wasser auf Milch und Rahm aber noch nicht ge- 
nügend erforscht ist, fehlt es den Farmern noch 
  
an bestimmten Richtlinien für die Herstellung 
einer guten Dauerbutter. 
Die Herstellung von lagerungsfähiger Dauer- 
butter ist auch zu dem Zwecke erstrebenswert, um 
einen Ausgleich zwischen der Uberproduktion in 
der Regenzeit und der Unterproduktion in der 
Trockenzeit herbeizuführen, und ferner für den 
Butterexport wichtig, der in einem Lande der 
Viehzucht bei verhältnismäßig beschränkter eigener 
Verbrauchsfähigkeit naturgemäß von besonderer 
Bedeutung ist. 
Ein Versuch mit der Ausfuhr von Butter 
nach Deutschland hatte ein sehr gutes Ergebnis. 
Die nach Hamburg versandten Proben fanden 
eine günstige Beurteilung, die Butter wurde im 
Werte mit la Kurgan und Australbutter gleich- 
gestellt. 
Wird ein richtiger Weg zur Verwertung von 
Milch zu Dauerbutter und Käse gefunden, so 
kann bei den gegenwärtigen Produktionsmöglich- 
keiten die Einfuhr auf diesem Gebiet unschwer 
beseitigt werden. Es liegt ferner auf der Hand, 
daß die Erweiterung des Bahnnetzes im Schutz- 
gebiet durch den Bau der Nord-Südbahn der 
Milchwirtschaft durch Erleichterung des Absatzes 
ihrer Erzeugnisse zugute kommen wird. 
Die Herstellung der Butter erfolgt im Einzel- 
und Kleinbetrieb auf jeder Farm für sich; ge- 
meinschaftliche Verarbeitungsstätten nach Art der 
Molkereien in Deutschland gibt es bis heute 
nicht und sie werden sich wegen der klimatischen 
Einflüsse auf die zu befördernde Milch oder den 
Rahm und wegen der weiten Entfernung von 
Farmgehöft zu Farmgehöft, wenn überhaupt, 
nur auf Grund sorgfältiger und umfangreicher 
Versuche und der dadurch gewonnenen Erfah- 
rungen ins Leben rufen lassen. 
Die Butterbereitung erfolgt vielfach nur auf 
recht primitive Art; maschinelle Hilfsgeräte, wie 
Zentrifugen und Knetmaschinen, fehlen noch in 
mancher Meierei. Dabei muß gerade auf das 
Kneten der Butter besonderer Wert gelegt werden, 
um die Butter möglichst wasserfrei zu machen 
und dadurch ihre Haltbarkeit zu erhöhen. 
Die Kühlhaltung der Buttermaschine ist na- 
mentlich in der heißen Zeit von besonderer Be- 
deutung. 
Da das Aufsammeln des Rahmes sich wegen 
der Hitze meist verbietet, muß die täglich ge- 
wonnene Menge alsbald zu Butter verarbeitet 
werden, der Versand kann aber wegen mangeln- 
der Verkehrsmittel nur in größeren Zwischen- 
räumen erfolgen. Es ist deshalb eine Anlage 
nötig, um die Butter bis zur Verschickung mög- 
lichst frisch zu erhalten. 
Zum Transport wird die Butter fast überall 
geformt, in Pergament gewickelt und in beson-
	        
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