Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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und sät das Saatgut in vorher mit einer schmalen 
Hacke gezogene Rillen, die 3⅛ bis 4½ Fuß von- 
einander entfernt sein sollten. Der Samen wird 
leicht mit Erde bedeckt und etwas angedrückt. Je 
nach den Witterungsverhältnissen zeigen sich schon 
nach kurzer Zeit die jungen Sämlinge. Sind 
die jungen Pflanzen stark genug, so werden sie 
ausgelichtet, damit sie in eine Entfernung von 15 bis 
25 Zoll zu stehen kommen. Reinhalten der Beete 
von Unkraut, öftere Bodenlockerung und erforder- 
lichenfalls Bewässerung sind die laufenden Ar- 
beiten, die während des Sommers auszuführen 
sind. Mit dem Heranwachsen der Pflanze zeigen 
sich dann Blüten, und schon nach kurzer Zeit 
müssen die jungen zarten Fruchtstände geerntet 
werden (vor der Reife wie Gurken). Täglich muß 
man die zarten Kapseln abpflücken. Je zarter 
die Fruchtstände sind, um so wertvoller sind sie 
für den Verbrauch und um so höhere Preise 
werden erzielt. 
Im Herbst bis zur Zeit des ersten Frostes 
wird der Chikagoer Markt von der Umgegend, 
im Winter von Florida und Louisiana, im Früh- 
jahr von Mississippi und dem nördlichen Louisiana, 
im Sommer vom südlichen Illinois und Tennessee 
versorgt. Auch liefern die Treibhäuser in der 
Umgegend von Städten zuzeiten, wo die Außen- 
kultur unmöglich ist, große Mengen Okra, da die 
hohe Fracht von den südlichen Staaten bis zu 
den östlichen und westlichen Märkten die Treib- 
hauskuliur lohnend macht. 
Okra kommt in flachen Kisten zu 10 Pfund 
und in Körben zu 12 Pfund auf den Markt. 
Der Farmer kann auf einen Durchschnittspreis 
von 70 Cents rechnen. Die Ernte kann vom 
Acre bis 3000 Kapseln betragen. In diesem 
Jahre rechnete man in Illinois auf eine Einnahme 
von 210 S vom Acre. Im Kleinverkauf wird 
Okra bis zu 50 Cents das Pfund verkauft, wäh- 
rend im Großhandel ein Jahresdurchschnittspreis 
von 1 3 für die Kiste oder den Korb erzielt wird. 
(Nach einem Bericht des Landwirtschaftlichen Sach- 
verständigen für die Vereinigten Staaten von Amerika 
iu Chikago.) 
Baumwollernte der Vereinigten Staaten von Amerika 
nach der Schätzung im Dezember 1909. 
Am 8. Dezember 1909 hat die Zensus- 
abteilung des Bundesamtes für Handel und Arbeit 
einen Bericht über die Menge der bis dahin durch 
die Entkörnungsanstalten der Vereinigten Staaten 
von Amerika gegangenen Baumwolle von der 
Ernte 1909 herausgegeben. Danach waren bis 
zum 1. Dezember 8 878 277 Ballen handels- 
gebräuchlicher Zählweise (2 runde Ballen — 
1 würfelförmigen Ballen) gegen 11 008 661 zur 
  
gleichen Zeit des Vorjahres entkörnt worden. 
Der Bericht überraschte, da man auf wenigstens 
9 Millionen Ballen gerechnet hatte; zugleich ließ 
er die Schätzungen der Gesamternte wieder herunter- 
gehen, die man nun auf 10,3 bis 10,5 Millionen 
Ballen veranschlagte. 
Unter diesen Umständen sah man dem Berichte 
der statistischen Abteilung des Bundesamts für 
Ackerbau, der die Dezember-Schätzung des Aus- 
falls der Baumwollernte enthielt, mit besonderer 
Spannung entgegen. Nach diesem Berichte schätzte 
die Regierung den Ertrag der Ernte mit Aus- 
schluß der Linters auf 4 826 340 000 Pfund oder 
10 088 000 Ballen zu 500 Pfund Rohgowicht 
( 478 Pfund Reingewicht). 
An dem Gesamtergebnis beteiligt sind nach 
der Schätzung: Texas mit 2570, Georgia mit 
1800, Süd-Carolina mit 1095, Alabama mit 
1020, Mississippi mit 1020, Arkansas mit 715, 
Oklahoma mit 617, Nord-Carolina mit 615, 
Louisiana mit 280, Tenessee mit 240, Virginia, 
Florida, Missouri mit 116 Tausend Ballen. 
Führt man diese Ballenzahl unter Abzug von 
2 v. H. auf „running bales“ (Handelsballen von 
510 Pfund) zurück und rechnet für Linters und 
Repacks (Baumwolle, die als Muster auf den 
Lagern gebraucht war und später auch zu Ballen 
gepreßt wird) den Durchschnittsbetrag von 
275 000 Ballen hinzu, so ergibt sich, daß nach 
dem Regierungsbericht der Markt mit einer Ernte 
von 10 163 000 Handelsballen zu rechnen hat. 
Der Bericht war ebenfalls eine Überraschung. 
Er kam gegenüber einer erwarteten Schätzung 
von etwa 10,3 Millionen mit einer solchen von 
10 088 000 Ballen heraus. Die Wirkung dieser 
Ankündigung war ein sofortiges Anziehen der 
Preise bis zu 40 Punkten. Am Terminmarkt 
in New Orleans ging März-Baumwolle, die vorher 
15,41 Cent für das Pfund gestanden hatte, auf 
15,75 und notierte zum Schluß 15,69, Juniware 
schloß mit 16,01 und Juliware mit 16,08 Cent. 
Im Effektivgeschäft stieg middling-Baumwolle, 
die Tags zuvor 1411/16 Cent notiert hatte, auf 
15 Cent. 
Uber die Vorräte an amerikanischer Baum- 
wolle und ihre Verteilung ist folgendes zu bemerken: 
In den ersten drei Monaten des laufenden 
Betriebsjahres (September, Oktober, November 
1909) sind „in Sicht“, d. h. aus der Hand des 
Produzenten herausgekommen 5 802 341 Ballen 
gegen 6 346 709 Ballen im gleichen Zeitabschnitt 
des Vorjahres (— 544 368 Ballen). Rechnet 
man hierzu die am 31. Angust aus dem Vorjahr 
verbliebenen sichtbaren Vorräte von 252 316 Ballen, 
so ergibt sich für den Markt ein Gesamtangebot 
von 6 054 657 Ballen. Hiervon wurden 
3 031 495 Ballen — darunter 1 152 692 Ballen
	        
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