Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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pflanzt. Man pflanzt sie auch im mittleren Da- 
homey an, wo sie wild nicht vorkommt, doch nur, 
um Ol zum eigenen Gebrauch zu gewinnen. Auch 
bei den Adjas im Westen der Kolonie pflanzt man 
die Elacis guineensis; doch verfolgen die Ein- 
geborenen mit diesen Pflauzungen meist nur den 
Zweck Palmwein zu gewinnen, wenn der Baum 
10 bis 15 Jahre alt ist; die Früchte verwerten 
sie garnicht oder nur wenig. 
Bei der Anpflanzung sehen die Eingeborenen 
weder auf regelmäßige Reihensetzung noch auf 
Einhaltung gleichmäßiger Abstände; solche von 
7 m scheinen das Ratsamste zu sein. Besondere 
Pflege bedarf die Olpalme nicht. Gewöhnlich be- 
arbeiten die Eingeborenen alle Jahre einmal ihre 
Olpalmpflanzungen. Läßt man der Olpalme 
dieselbe Sorgfalt wie dem Mais oder dem Maniok 
angedeihen, so genügt dies vollkommen. 
Die Olpalme trägt kaum Früchte bevor sie 
ein Alter von 7 oder 8 Jahren erreicht hat. Sie 
trägt erst 1 bis 2 Fruchtstände, dann nimmt der 
Ertrag zu bis sie in einem Alter von über 
20 Jahren unter günstigen Bedingungen die Zahl 
von 8 bis 10 Fruchtständen im Jahr erreicht. 
Ein Fruchtstand wiegt im Durchschnitt 7,5 kg; 
die Produktion einer ausgewachsenen Palme 
schwankt daher zwischen 60 und 75 kg Frucht- 
ständen, d. i. zwischen 40 und 50 kg Früchten 
im Jahr. Es gibt während des ganzen Jahres 
Fruchtstände auf den Palmen, aber die Haupt- 
ernten finden während zweier Perioden des 
Jahres statt, die erste und bedeutendste Ernte 
während der Monate Februar bis April, die 
zweite im Oktober und November. 
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Aufbereitung der Palmfrüchte in der 
Anlage der Asscciation CotoniGre in Cotonou 
(siehe unten). 
Die verschiedenen Aufsbereitungsstadien sind 
folgende: Zuerst werden die Palmfrüchte ein paar 
Tage liegen gelassen, dann etwa 10 Minuten in 
einem Kessel mit Dampfheizung angewärmt; die 
Anlage enthält zwei derartige Kessel, sie kommen 
dann in die hydraulischen Pressen. Von den 
letzteren sind fünf im Betrieb, dort werden die 
Früchte gepreßt. Die Druckkraft ist so eingestellt, 
daß die Nüsse nicht zerquetscht werden können. 
Dies ist noch der Fall bei einem Druck von 
150 kg auf den Onadratzentimeter. Die Pumpen, 
welche den Antrieb der Presse bewirken, sind so 
eingerichtet, daß eine Vermehrung des Drucks auf- 
hört, sobald dieser höchst zulässige Druck erreicht 
ist. Die Anlage enthält fünf derartige Pressen. 
Das ablaufende Ol läuft durch zementierte Rinnen 
in ein Zementbecken. Die durch diese Pressung 
ihres Ols zum Teil bereits entledigten Früchte 
  
kommen dann in die Entfaserungsmaschinen. 
Diese bestehen aus achtkantigen Trommeln, deren 
acht Seiten aus einem elastischen Drahtgeflecht 
bestehen. Es werden nicht über 72 kg in die 
Trommel geladen. Die Trommeln werden durch 
die vorhandene Kraftmaschine in Rotation versetzt. 
Jede Ladung rotiert höchstens bis zu 30 Minuten. 
Durch diese Bewegung wird das Fruchtfleisch von 
den Samen abgestoßen; die Maschen des Draht- 
geflechtes sind so eingerichtet, daß das Fruchtfleisch 
bzw. die Fasern durchfallen können, während die 
Samen in der Trommel zurückbleiben. Die Maschen 
des Drahtgeflechtes der vorhandenen Anlage sind 
etwas zu weit geraten. Die durch das Draht- 
geflecht fallenden Fasern werden in einem unter 
der Trommel aufgestellten Trog aufgefangen; die 
Anlage ist mit zwei solchen Trommeln ausge- 
stattet. Die Fasern werden mittels Dampfheizung 
in denselben Kesseln angeheizt, in welchen die 
erste Erwärmung der Früchte stattfindet, und dann 
in den vorhandenen Pressen gepreßt. 50 kg Fasern 
geben noch 6 bis 8 kg wasserhaltiges Ol, es wird 
immer eine Petroleumdose (ungefähr 19 Liter) 
voll Fasern gepreßt; als Rückstand bleibt ein 
Kuchen von etwa 4kg Gewicht. Die Samen werden 
nach beendeter Entfaserung mindestens 6 Wochen 
lang zum Trocknen gelagert und dann in den 
Knackmaschinen gebrochen. Diese beruhen auf 
einem ähnlichen System wie die Haakeschen Kuack- 
maschinen. Die Anlage ist mit zwei solchen 
Knackmaschinen ausgerüstet. Das Sortieren der 
Kerne und Schalen geschieht mit der Hand. Die 
Schalen werden, vermischt mit Baumwollsaat, als 
Feuerungsmaterial für die Dampfmaschine ver- 
wendet. 
200 kg Früchte geben im ganzen 36 bis 40 kg, 
also 18 bis 20 v. H. wasserhaltiges Ol, oder 
6 bis 18 v. H. reines Ol (nach Poisson 15 bis 19). 
Auf 100 kg Früchte kommen 13 bis 14 v. H. 
Kerne (nach Poisson 12 bis 13). Schalen und 
Faserkuchen machen 60 bis 65 v. H. aus. Man 
glaubt, daß noch 3 bis 4 v. H. Ol in den Kuchen 
enthalten ist. Versuche, es auf chemischem Wege 
zu extrahieren, sind im Gange. Die Faserkuchen 
geben ein ausgezeichnetes Feuerungsmaterial. 
Das gewonnene Ol wird mittels Dampfheizung 
in einem großen eisernen Troge gekocht, wobei das 
zasser zu Boden sinkt. Durch eine am Boden 
des Troges angebrachte Hahnvorrichtung kam 
man es ablaufen lassen. Das mit dem Wasser 
ablaufende Ol kann noch abgeschöpft werden und 
kommt mit dem im Kessel verbliebenen Ol in 
Jässer. Beim Stocken des Ols ergibt sich ein 
Gewichts= und Inhaltsverlust von 8 v. H. 
Eine Aufbereitungsaulage mit fünf Pressen und 
zwei Entfaserungstrommeln ist im Stande, pro
	        
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