Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

W 149 20 
Tag 4500 bis 5500 kg Früchte aufzubereiten. 
Zu ihrem Betriebe ist eine Kraftanlage zu 15 HP. 
nötig. 
Entlang der Bahn von Portonovo nach 
Sakété befinden sich sehr reiche Bestände aus- 
gezeichnet stehender, meist älterer Olpalmen, 
zwischen denen fast überall mit Bataten, Bohnen 
und Mais bebaute Felder der Eingeborenen liegen. 
Beim Durchfahren des Landes hat man den Ein- 
druck, als sei hier jedes Stückchen Erde unter 
Kultur. Sicher ist die Bebauung eine sehr in- 
tensive, und das erklärt sich auch aus der außer- 
ordentlichen Bevölkerungsdichte des Bezirks Porto- 
novo, dessen Bewohner auf 280 000 bis 300 000 
Köpfe geschätzt werden. Der gute Stand der Ol- 
palmen in dieser Gegend ist neben günstigen 
Boden- und Niederschlagsverhältnissen wohl haupt- 
sächlich auf die zwischen den Olpalmen betriebene 
Zwischenkultur zurückzuführen, durch welche der 
Boden dauernd gelockert gehalten wird, was für 
die Erhaltung der Bodenfeuchtigkeit von wesent- 
licher Bedeutung ist. Die Zwischenkulturen ver- 
hindern auch das Aufkommen von Vegetation, die 
das Wachstum der Olpalmen beeinträchtigt. 
Ich kenne kein Gebiet in Togo, welches ähnlich 
günstige Bedingungen und ähnliche Fruchtbarkeit 
aufweist. In der Nähe der Wasserläufe stehen 
zahlreiche Exemplare von Raphia vinifera. An 
verschiedenen Punkten konnte ich den bekannten 
kleinen Rinderschlag beobachten, aber immer nur 
in einigen wenigen Stücken. 
Während bis gegen Sakété fruchtbare rote 
Erde vorherrscht, weist der Boden gegen Sakété 
zu eine Vermengung mit Sand auf. Immerhin 
tägt die Vegetation bei Sakété den typischen 
Buschwaldcharakter, der noch auf große Frucht- 
barkeit schließen läßt. Auch nördlich Sakété soll 
das Land noch sehr reich sein und zahlreiche Ol- 
palmbestände enthalten. 
Bei Avrankou befinden sich in nächster Nähe 
der Bahn zwei von Europäern gehaltene Fakto- 
reien, die hauptsächlich Palmöl und Palmkerne 
aufkaufen. Der Handel mit diesen Produkten soll 
sehr bedeutend sein. 
In einer Faktorei war die Kernekontrolle 
zu sehen. Die von der Handelskammer ange- 
stellten Kernekontrolleure untersuchen in der Fak- 
torei die ankommenden Palmkerne auf den Schalen- 
gehalt; die Verkäufer haben, wenn der Schalen- 
gehalt größer ist als 5 v. H., die Schalen aus- 
zulesen. Diejenigen Verkäufer, deren Kerne den 
Anforderungen entsprechen, erhalten eine Be- 
scheinigung, welche einem Abreißbuch entnommen 
wird; der zurückbleibende Block des Buches ent- 
  
hält ein Duplikat der abgegebenen Bescheinigung. 
Die Kerne werden von den Firmen nur gekauft, 
wenn die Verkänfer die Bescheinigung vorzeigen. 
Bei Gelegenheit einer Fahrt auf der Hinter- 
landbahn von Cotonou bis Dan wurden 
wiederum große Olpalmenbestände berührt. 
Von Pahou (Kilometer 26) ab in nördlicher 
Richtung durchläuft die Bahn ein äußerst fruchtbares 
Gebiet mit zahlreichen Olpalmen. Auch hier muß 
das Land im Durchschnitt als fruchtbarer be- 
zeichnet werden als die besten Olpalmengebiete in 
Togo. Etwa zwischen Kilometer 90 und 103 über- 
schreitet die Bahn den sogenannten Lamasumpf, 
der in seiner Vegetation sehr an das große Sumpf- 
gebiet im Anechobezirk von Togo erinnert. Nörd- 
lich vom Lamasumpf kommen einzelne Parzellen 
mit typischem Baumsteppencharakter vor. Gegen 
Bohicon (Kilometer 127)zu treten wieder zahlreiche 
alte Olpalmen auf, welche vielfach mit Parkia 
africana gemischt stehen. Die Bebauung in jener 
Gegend ist außerordentlich intensiv, besonders wird 
hier auch viel Pennisetumhirse angebaut. 
In den Feldern sind aus Stangen Gestelle 
errichtet, auf welchen Tags über Wächter postiert 
sind, welche die Vögel von den Feldern vertreiben. 
Bei Passagon (Kilometer 135) nimmt die 
Vegetation den typischen Baumsteppencharakter an, 
der von hier nach Norden zu anzuhalten scheint. 
Die Olpalme wird immer seltener; hingegen ist 
Parkia africana äußerst zahlreich vertreten. Von 
Dan (Kilometer 144) aus nach Norden ist nur 
Baumsteppe zu sehen. 
Von Bohicon nach Abomey führt eine leichte 
Feldbahn mit 60 cm Spurweite, welche nur mit 
Handwagen befahren werden kann. Ich fuhr auf 
dieser Feldbahn mit dem Administrateur nach der Re- 
sidenz. Das Gebiet von Bohicon bis Abomoy ist reich 
bestanden mit alten Olpalmen, zwischen denen 
zahlreiche Exemplare der Parkia africana stehen, 
welche dort sorgfältig geschont wird wegen des 
aus ihrem Samen gewonnenen nahrhaften Suppen- 
gewürzes. Fast das ganze durchfahrene Gebiet 
steht unter Kultur. Die Chlorophora ercelsa 
kommt öfters vor und scheint aus religiösen 
Gründen von den Eingeborenen geschont zu werden. 
Baumwolle. Von Allada (Kilometer 58 der 
Hinterlandbahn) aus wurde die Versuchs- 
pflanzung bei Nigouli besucht, der ein Herr Caplin, 
Agent de culture, vorsteht. Das Personal der 
Versuchsanlage besteht außer dem europäischen 
Agenten aus drei farbigen Aufsehern mit je 
40 Franken Monatslohn, welche auch eine gewisse 
Schulbildung haben. Es ist kein fester Arbeiter- 
stamm vorhanden. Es sind stets genügend Ar-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.