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ich untersucht habe. Am benachbarten Sentanisee
wohnen dann wieder Leute mit Papua-Sprachen,
die im übrigen einen vorgeschobenen Posten an
der Jotafa-Bai behauptet haben. Östlich der
Laitere-Leute folgen am unteren Babue die Kutai,
die eine Papua-Sprache zu reden scheinen; das-
selbe scheint bei den mir leider ebensowenig be-
kannt gewordenen Nori-Leuten der Fall zu sein,
von denen ein Teil neuerdings weiter östlich von
den Bergen an die Küste herabgestiegen ist.
Weiter nach Osten haben wir dann in den
Ssera-, Ssissano-, Arop= und Malol-Leuten
eine dazwischengeschobene melanesische Sprach-
gruppe vor uns, in deren Hinterland die Warupu,
ein offenbar reines Papua-Volk, sitzen. Es reihen
sich dann nach Osten die das sogenannte Valman
redenden nichtmelanesischen Stämme von Vokau,
Pro, Vernagol, Akur, Laliab und Tsina=
päli an, denen dann noch weiter nach Osten die
melanesisch redenden Völker von Paup und
Jakomul folgen. Im Hinterland dieser beiden
zuletzt genannten Gruppen finden wir zwei andere,
die je eine unter sich und vom Valman ver-
schiedene Papug-Sprache reden. Es sind das die
Leute vpon Koppam-Kabine und von Afur-
Lalai. Die melanesisch redenden Inselbewohner
zeriallen linguistisch in zwei Unterabteilungen,
DTumleo auf der einen, Seleo, Ali Angel
auf der anderen Seite.
Die Kultur aller dieser genannten Stämme
muß, mit dem großen ethnologischen Maßstab
gemessen, als eine einheitliche bezeichnet werden,
wenn auch im einzelnen recht viele Unterschiede
vorhanden sind. Das gleiche gilt von den so-
matischen Verhältnissen. So erscheinen die Wald-
leute des Hinterlandes durchweg um einen Schatten
dunkler als die Küstenbewohner. Je nach grö-
fderer und geringerer Vermischung mit malaii-
ferenden Elementen und beeinflußt zudem auch
ganz offenbar durch Menge und Güte der Nahrung
erscheinen die Leute größer, kräftiger und fett-
leibiger. So sind die Ssera-Leute erheblich größer
und kräftiger als ihre Nachbarn von Loitere, die
Jako-Leute, auffallend kleiner und zarter als ihre
unmittelbaren Nachbarn von Waremo und Wanimo.
die gewaltige Papua-Haarfrisur, wie man sie
noch bei Warupu= und Ssissano-Leuten in der
dollendung bewundern kann, fängt an, den Ein-
üussen der westlichen Zivilisation zu weichen,
tbenso wie die Gesichtsbemalung, von der ich
eigentlich nur noch in Wutung und in den Skoo-
Törfern schöne Beispiele sah. Der hier offenbar
don alters her einheimische Ringwurm sucht manche
Torfer gewaltig heim, während die später ein-
geschleppte Kaskas-Krätze wohl weniger häufg,
aber doch leider auch schon in großem Umfange
angetroffen wird.
Dagegen scheinen diese Gegenden von Ge-
schlechtskrankheiten heute noch frei oder wenigstens
so gut wie frei zu sein. Das verdanken die
Eingeborenen ihrer gefährlichen Brandung, die
das seefahrende Volk, die Verpester der Südsee,
am Landen verhindert hat und das zum Teil
noch heute tut. Beschneidung kennen diese Leute
nicht, wenigstens sicherlich nicht die von Ssera
einschließlich bis zur Humboldt-Bai.
Die Leute von Jakomul bis Loaitere
tragen das Malo aus Rindenstoff. Die Laitere-
Männer haben wohl sicher früher auch das
Penis-Futteral getragen, wie das noch
heute ihre Stammesbrüder von Wanimo bis
zum westlichsten Skoo-Dorf tun. Die Jotafa-
an der Humboldt-Bai haben früher zweifellos
gar nichts getragen, wie das noch heute bei
ihren Nachbarn am Sentani-See und mehr im
Innern der Fall ist. Jetzt binden sie sich
schmutzige, unserer Kultur entlehnte Lappen um,
ohne dadurch schöner, reinlicher, gesunder und
moralischer zu werden. Nach jeder der auf
meinen Wanderungen so häufigen Wat= und
Schwimmpartien durch Flüsse und hüfthohe Sümpfe
waren übrigens sowohl Malo= wie Penis-Futteral-
träger für einige Minuten außer Gefecht gesetzt.
Die ersteren mußten ihr Malo ablegen, aus-
wringen und neu umlegen, weil sonst der nasse
und strämmende Rindenstoff sie wund scheuern
würde; den Penis-Futteralträgern auf der anderen
Seite war ihr Töpfschen voll Wasser gelaufen; sie
mußten ihn nun erst wieder ausgießen und die
Blatteinlage zum Verhindern des Scheuerns er-
neuern. Die meisten Leute tragen den bekannten
Rottang-Gürtel, fast alle einen geschmackvollen
Stäbchenkamm im Haar. Die einseitige Fuß-=
stellung (Storchstellung) kann man bei den jungen
Leuten überall beobachten, während ich Spuren
von dem über die ganze Südsee verbreiteten
Tränengruß nur bei Paup= und Jakomul-Leuten
sowie bei den Bewohnern der Eitape vorgelagerten
Inseln gefunden habe. Der Tränengruß gehört
offenbar in den polynesisch-melanesischen Kultur-
kreis, nicht in den papuanischen.
In der Hauptsache leben die Leute von Sago,
mit Fischen als Zukost. Sago hat bekanntlich
bei weitem nicht den Nährwert von Taro und
Yam und reicht auch an Süßkartoffeln und Bananen
nicht heran. Im Acchipel unterscheiden die Ein-
geborenen ganz ausdrücklich zwischen Taro-Leuten
und Sago-Leuten. Erstere sind die Forschen,
Strammen, letztere, in Gegensatz zu den Taro-
Leuten gebracht, die Schlappen. Gute Bananen-
und Yam-Pflanzungen habe ich nur in der
Jakomul-, Paup= und Vokau-Gegend gesehen,