Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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Trockenprozeß unterworfen und sodann als feines 
weißes Sagomehl in den Handel gebracht. 
Um Perlsago zu gewinnen, wird das noch 
nasse, teigförmige Sagomehl durch Schütteln und 
Sieben zu kleinen Körnchen geformt. 
Ein Baum ist imstande, 150 bis 300 kg 
marktfähigen Produkts zu geben. Er ist am 
markreichsten unmittelbar vor der Blüte, die im 
Alter von 12 bis 15 Jahren eintritt. Dieses 
Lebensalter ist daher das geeignetste zum Fällen 
des Baumes. 
Fabriken der allerursprünglichsten Art zur 
HOerstellung von Handelssago gibt es bisher allein 
in den Händen von Chinesen, in etwas größerem 
Maßstabe beispielsweise in Bengkalis, einer der 
Ostküste von Sumatra vorgelagerten Inseln und 
Freihafengebiet, sowie angeblich in Singapore. 
Das Produkt geht fast ausschließlich nach 
Singapore, dem einzigen größeren Sagoausfuhr- 
platz der Welt. 
Dorthin wurde an Sago im Jahre 1908 ver- 
schiff: an gereinigtem Sago: aus Djambi 
2600, aus Bengkalis 503 236, aus dem Frei- 
hafengebiet Riouw 648580, aus Indragiri 11 852, 
aus West-Borneo 3629 800, aus Celebes 7316 kg; 
und an ungereinigtem („rohem“) Sago: aus 
Ost-Sumatra 20 500, aus dem Freihafengebiet 
von Riouw 3461 876, aus Indragiri 7 430 238, 
aus West-Borneo 694 398, aus Süd= und Ost- 
Borneo 14 508 und aus Celebes 390 352 kg. 
Kleine Mengen gingen auch nach Penang, den 
Niederlanden und nach Japan. 
Von Sago wird bei der Ausfuhr aus dem 
Niederländisch-Indischen Zollgebiet ein Ausfuhrzoll 
erhoben, der bei der Ausfuhr aus West-Borneo 
und Celebes 5 v. H. des Werts, aus Süd= und 
Ost-Borneo 8 v. H. des Werts und bei der Aus- 
fuhr aus Indragiri und Ost-Sumatra 0,60 fl. 
für 100 kg gereinigten, 0,40 fl. für 100 kg un- 
gereinigten Sago beträgt. 
Wie sich aus vorstehender Zusammenstellung 
ergibt, kommt die Sagopalme außer auf Sumatra 
auch auf Borneo und Celebes in großen Mengen 
vor. Sie soll auf Celebes in so üppiger Fülle 
wachsen, daß sich die Eingeborenen nicht einmal 
die Mühe geben, alle Stämme zu ernten; sie 
lassen sie vielmehr vielfach von selbst umfallen 
und verrotten. Der Eingeborene auf Celebes ist 
zu faul, um für die Ausfuhr zu arbeiten. Er 
arbeitet lediglich so viel, als zur Befriedigung 
seines eigenen Bedarfs unumgänglich ist. 
Von dem gesamten geernteten Material gelangt 
nur ein verschwindend kleiner Teil zur Ausfuhr. 
Der größte Teil wird an Ort und Stelle zu 
Nahrungszwecken konsumiert. In vielen Gegenden 
  
der drei großen Inseln bildet Sago an Stelle 
von Reis die Hauptnahrung der eingeborenen 
Bevölkerung und ihres Viehs, und zwar sowohl 
der Pferde, wie des Rind= und Kleinviehs und 
Geflügels. Die Stämme werden für das Vieh 
in der Regel der Länge nach gespalten und das 
Mark mit Wasser etwas aufgeweicht. Die Tiere 
fressen es dann aus der umhülllenden harten 
Rinde heraus. 
Auf Sumatra, besonders in West-Sumatra, 
sieht man vielfach Stümpfe von Sagopalmen am 
Rande der großen Fahrwege aufgestellt, um als 
Futter für die Zugtiere der passierenden Fuhr- 
werke zu dienen. 
Der europäische Unternehmungsgeist hat sich 
bisher der systematischen Ausbeutung der wert- 
vollen Bestände der großen Inseln an Sago- 
palmen noch nicht zugewendet, wohl vorzugsweise 
wegen des niedrigen Preises, mit dem das Produkt 
auf dem Singapore-Markt bewertet wird. Es 
holt dort angeblich nicht mehr als 6 3 für den 
Pikol, während die Ausfuhrfirmen in Makassar 
sogar nur 4 Gulden für den Pikol geben wollten. 
Ein europäischer Unternehmer, der Perlsago im 
großen Maßstabe fabrikmäßig herstellen wollte, 
würde sich daher wohl ein Absatzgebiet in Europa 
oder Amerika bzw. den größeren ostasiatischen 
Handelszentren unter Umgehung von Singapore 
suchen müssen. Es liegen jedoch Anzeichen dafür 
vor, daß auch dieses Produkt anfängt, die Auf- 
merksamkeit europäischer Unternehmerkreise auf sich 
zu ziehen. 
(Bericht des Kaiserl. Generalkonsulats in Batavia.) 
Der CLissaboner Rakaomarkt im März 1910.) 
Die Erwartungen der Pflanzer auf ein wei- 
teres Steigen der Kakaopreise im März haben sich 
nicht erfüllt. Die Nachfrage ist viel geringer ge- 
worden und das Geschäft infolgedessen sehr flau. 
Der Preis für feine Qualitäten ist auf 38.600 Reis 
zurückgegangen. 
Im März 1910 (und 1909) betrug die Zu- 
fuhr 36 219 Sack (26 930), die Ausfuhr 57 976 
Sack (71 234), der Vorrat am 31. März 
122 338 Sack (71 753). 
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Lissabon 
vom 5. April 1910.) 
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1910, S. 289.
	        
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