Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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Reise nach Südafrika, wo die Rinderpest bereits enorme Werte zerstört hatte. Es ist ihm damals 
durch sein Verfahren der Gallenimpfung gelungen, die Seuche zum Stillstand zu bringen. Auch in 
unserem südwestafrikanischen Schutzgebiet, in das Koch seinen Reisebegleiter, Professor Dr. Kohlstock, 
abgeordnet hatte, wurde damals die gänzliche Vernichtung des Viehstandes durch gleiches Vorgehen 
verhindert. Die weitere Verfolgung der begonnenen Studien über die Rinderpest und andere Tropen- 
krankheiten, besonders die Bubonenpest, führten Koch nach Indien und Deutsch-Ostafrika, so daß er 
erst im Mai 1898 nach Deutschland zurückkehrte. Noch im gleichen Jahre begann er seine Studien 
über Malaria in Italien, die er in den folgenden zwei Jahren in Indien und Neuguinea weiter- 
führte. Er hat durch zahlreiche Blutuntersuchungen den Nachweis erbracht, daß in ausgesprochenen 
Malariagegenden die Kinder der Eingeborenen in frühester Jugend die Malaria überstehen und mit 
zunehmendem Alter immer mehr immun gegen diese Krankheit werden, daß also in den Kindern 
der Eingeborenen die gefährlichsten Träger des Infektionsstoffes zu erblicken sind. Im weiteren 
Verfolg dieser Feststellungen hat Koch durch einen praktischen Versuch in Stephansort bewiesen, daß 
es möglich ist, durch Aufsuchen und Behandlung aller Menschen an einem Orte, welche Malaria= 
parasiten in ihrem Blute beherbergen, die Malaria zum Verschwinden zu bringen. Diese grund- 
legenden Arbeiten haben in tropischen Ländern vielfach praktische Nutzanwendung gefunden; besonders 
ist die Malariabekämpfung der ostafrikanischen Städte Daressalam und Tanga darauf aufgebaut. 
Wenn Daressalam jetzt den Ruf einer relativ malariafreien und gesunden Tropenstadt genießt und 
sich diesen Ruf auch in den letzten Jahren — trotz der durch den Bahnbau geschaffenen, für die 
Ausbreitung von Malaria außerordentlich günstigen Verhältnisse — zu bewahren verstanden hat, ist 
dies in erster Linie den Kochschen Arbeiten, die von seinen Schülern weiter verfolgt wurden, 
zu verdanken. 
Im Jahre 1904 wurde Koch von der englischen Regierung wiederum nach Südafrika be- 
rufen, um eine neue Rinderseuche zu bekämpfen, die in Rhodesia große Verheerungen angerichtet 
hatte. Koch erkannte diese Seuche als die an der ostafrikanischen Küste verbreitete, von ihm „Küsten- 
fieber“ benannte Krankheit der Rinder. Es gelang ihm auch, eine Methode der Immunisierung 
von Rindern zu ersinnen, jedoch gewann diese Methode bei der Bekämpfung des Küstenfiebers aus 
praktischen Gründen späterhin keine weitere Verbreitung. Auch über Pferdesterbe hat Koch in dieser 
Zeit wertvolle Untersuchungen angestellt. 
Schon gegen Ende des Jahres 1904 kehrte der Gelehrte nach Afrika zurück, um seine 
Studien über Tropenkrankheiten, und zwar diesmal in Deutsch-Ostafrika, fortzusetzen. Wissenschaftliche 
Arbeiten über Küsten= und Texasfieber, sowie über das ostafrikanische Rückfallfieber, sind das Ergebnis 
dieser Reise. Auch wurde durch eingehende Studien über die Tsetsefliegen schon der Grund gelegt 
für die letzte Afrika-Reise Kochs, die er in den Jahren 1906 und 1907 als Leiter der Deutschen, zur 
Erforschung der Schlafkrankheit nach Uganda und Deutsch-Ostafrika entsandten Kommission ausführte. 
Bei dieser Expedition stellte er an einer großen Zahl von Kranken fest, daß die Behandlung der 
Schlafkrankheit mit Arsen-Präparaten, besonders mit Atoxyl, nicht so aussichtslos ist, wie es vorher 
allgemeine Ansicht war. Durch sein planvolles Vorgehen und von seiner Antorität getragen, ist das 
deutsch-englische Schlafkrankheits-Abkommen und in Deutsch-Ostafrika die Organisation einer aus- 
gedehnten Bekämpfung der Schlafkrankheit ermöglicht worden; und wenn wir heute sagen können, 
daß es an dem deutschen Teil der Küste des Victoria-Sees gelungen ist, dem weiteren Vordringen 
der schweren Seuche Einhalt zu gebieten, müssen wir auch diese erfreuliche Feststellung den Erfolgen 
Robert Kochs zuzählen. 
Die unvergänglichen Verdienste des Verstorbenen und der schwere Verlust, den die Menschheit 
durch seinen Tod erlitten hat, werden die Teilnahme an seinem Hinscheiden weit über Dentschland 
hinaustragen. Besonders schmerzlich wird sein Tod von der Kolonialverwaltung und in den Kolonien 
empfunden, denen er unersetzliche Dienste geleistet hat und noch hätte leisten können. 
Berlin, den 30. Mai 1910. 
Der Staatssekretär des Reichs-Kolonialamts. 
In Vertretung: 
v. Lindequist.
	        
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