Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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bildet. Da ich vermeiden mußte, französisches 
Gebiet zu betreten, ging ich von Ngoasi an die 
Fährstelle am Ntem zurück, welche ich am 9. Mai 
auf meinem Marsche von Ambam nach Akonanji 
passiert hatte, um so nach meinem nächsten Ziele, 
Nkin, zu gelangen. 
Nkin, am Ntem gelegen, ist ein kleiner be- 
deutungsloser Ort, in dem die Expedition kaum 
Verpflegung und Unterkommen finden konnte; 
und doch befindet sich in nächster Nähe, direkt 
am Ntem-Ufer gelegen, die Faktorei der Hamburg- 
Afrika-Gesellschaft. Das hier gegenüberliegende 
Ufer ist französisches Gebiet. 
Von Nkin marschierte ich noch einen Tag 
durch Ntum-Ortschaften bis an die sogenannte 
Ebolowa-Straße. Von hier an begann reines 
Mwei-Gebiet. 
Am 18. Mai erreichte ich, den Lobofluß über- 
schreitend, Bikuk, einen größeren Mwei-Ort. 
In dieser Ortschaft waren mehrere Handelsfirmen 
durch farbige Händler vertreten. Von Bikuk 
führt außer der Straße nach Ebolowa ein direkter 
Weg nach dem Posten Akoafim. 
Da ich nur Fühlung mit den an der Ost- 
grenze der Ntum wohnenden Mwei nehmen 
sollte, ging ich über Bikuk nicht hinaus, sondern 
marschierte, über den Lobo-Fluß zurückgehend, die 
nordwestlich führende Ebolowa-Straße entlang, 
an der sich zum Teil der Einfluß der Militär- 
station bemerkbar machte. Vor allem war der 
Weg stellenweise sehr gut, und in der Nähe 
größerer Orte begannen die Bewohner mit dem 
Durchschlagen großer breiter Straßen. 
Nachdem ich bereits am 24. Mai den Mboro 
bei Bendemajus überschritten hatte, ging ich 
am 25. Mai, den Mwila überschreitend, von der 
Ebolowa-Straße ab, erreichte bei Mbekum die 
Straße Bibuleman — Ambam— Akonanji, und be- 
fand mich wieder im Ntum-Gebiet. 
In einem Dorfe der großen Ntum-Landschaft 
Massama (Massambe), bezog ich am 27. Mai 
Lager. Mein Ziel war von hier aus Nemajong 
in der Nähe des Biwume-Flusses. 
Mit der Ortschaft Bindem, welches nur 
15 Minuten von dem letzten Dorf der Landschaft 
Massama entfernt liegt, begann wieder Mwei- 
Gebiet bis Nemajong. Die Dörfer, sämtliche, 
von Bindem bis Nemajong, machten alle den 
Eindruck des Verfalles. Die Häuser waren schlecht 
gebaut, die Dörfer unsauber. Die schlechte Bau- 
art der Hänser mag wohl mit daran liegen, daß 
es in dieser ganzen Gegend trotz reichlichem 
Vorhandensein von Sümpfen keine Raphiapalmen 
gibt, deren Blätter und Blattrippen bekanntlich 
ein vorzügliches Material für den Hausbau der 
Eingeborenen liefern. Auch Lebensmittel waren 
hier schwer zu bekommen; die Leute sagten, daß 
  
der Boden hier sehr schlecht sei und keinen Ertrag 
bringe. Nach allem, was man sah, schien dies 
wirklich der Fall zu sein. Die meisten der 
Bewohner dieses Gebiets äußerten ihre Absicht, 
das Gelände zu verlassen und mehr nach Süd- 
osten in die Gegend zwischen Mboro und Ntem 
zu wandern. Es scheint, als ob die Mwei, von 
Osten her bedrängt, das im Norden weniger 
stark bewohnt gewesene Ntum -Gebiet durchbrochen, 
und dann, des Umherziehens müde, sich in dieser 
weniger guten Gegend festgesetzt haben. 
Nach fünftägigem Marsche erreichte ich die 
aus fünf großen Dörfen bestehende Ortschaft 
Nemajong, wo sich eine Faktorei der Firma 
Küderling, von einem farbigen Händler geleieet, 
befindet. Eine Stunde vom Orte fließt der 
Biwume-Fluß. Über den Biwume bin ich nicht 
gegangen, da sich dort, wenn auch nur wenig, 
der Einfluß der Station Kampo bemerkbar machte. 
Die Mwei wohnen jedoch noch über den Biwume 
hinaus, und nach eingezogenen Erkundigungen 
fast bis an die Küste. 
Von Nemajong wandte ich mich dem nächsten 
für die Errichtung einer Station in Betracht 
kommenden Orte Ngoa zu. Eine halbe Stunde 
von Nemajong wurde der in den Ntem mündende 
Nso-Fluß überschritten, der zugleich die Grenze 
zwischen Ntum und Mwei in dieser Gegend 
bildet. In südöstlicher Richtung führt der Weg in 
der Nähe des Ntem entlang. Hier hat der Ntiem 
ein ganz eigenartiges Stromsystem. Zwischen den 
Ortschaften Lunsok, Bimbiong, Akam, Ngoa 
und Jebebak, wurde der Ntem, der hier eine 
Breite von 300 bis 400 m hat, fünfmal über- 
schritten. Um den richtigen Lauf des Ntem in 
dieser Gegend festzustellen, wird es noch mancher 
Bereisung des Landes bedürfen. Da das ganze 
Land sehr tief gelegen ist, sind in diesem Gebiete 
viele Sümpfe, die jetzt in der kleinen Regenzeit 
beim Passieren schon reichlich Schwierigkeiten 
machten. Nach Angaben der Eingeborenen sind 
Stellen, die ich jetzt noch begehen konnte, in der 
großen Regenzeit nicht passierbar. Eigentümlicher 
Weise sind die Bewohner nur sehr wenig wasser- 
kundig, was die sehr primitiven Kanus und die 
noch viel unzulänglicheren Flöße und deren Hand- 
habung beweisen. Selbst die Leute, welche das 
Ubersetzen besorgen, sind des Schwimmens nicht 
kundig. Es ist wohl anzunehmen, daß sowohl 
die Ntum, als auch die Mwei kaum viel länger 
als eine Generation in diesem Stromgebiete wohnen. 
Durch viel Sumpf und Wasser marschierend 
erreichte ich am 8. Juni Akam am Ntem, drei- 
viertel Stunden von Ngoa entfernt. In Akam 
befindet sich eine Faktorei der Firma Randad 
& Stein, in Ngoa eine solche der Firma A. Küder- 
ling. Ob der tiefen Lage, und des nicht allzu-
	        
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