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welcher Interesse für die Kolonien hat, mit Vorteil
1 bis 2 Semester studieren kann, z. B. auch nach Ab-
solvierung eines anderweitigen landwirtschaftlichen
Studiums. Das Bild des Hamburger Handels und
der Verwertung der tropischen Produkte wird besonders
dem künftigen tropischen Pflanzer manche wertvollen
Anregungen bieten. An dieser Stelle wird natürlich
davon abgesehen, das eine oder andere Institut oder
die cine oder andere Ausbildungsrichtung einseitig zu
cemo#ufehlen. Die Auswahl muß sich nach den besonderen
Interessen, nach Lebensalter und Geldmitteln des
cin zelnen richten. Sie wird auch teilweise von dem
Ruf abhängen, welchen die Lehrer an derartigen An-
fialten als kolonial-wissenschaftliche Landwirte, Tier-
zuchter, Pflangenbauer usw. genießen. Wer wählen
will, muß sich die Programme der einzelnen Anstalten
jsenden lassen und einen zweckmäßigen Plan nach Maß-
gabe seiner Geldmittel und geit zusammenstellen,
wobei sowohl die Leiter der betreffenden Institute,
als anch die Kolonialabteilung der Deutschen Land-
wirischafts-Gesellschaft gern behilflich sind. Wie wir
emofohlen haben, der wissenschaftlichen Ausbildung
lÜberhaupt immer eine gründliche praktische landwirt-
sehuftliche Ausbildung vorangehen oder ergänzend zur
Seite treten zu lassen, so ist es auch im Smdium
wichtig, nicht zu vieles betreiben zu wollen, sondern
cinige Fücher bei kur zer zeit lieber gründlich und
nrben den Vorlesungen die sich anschließenden
Ubungen in den Laboratorien und die Demonstrationen
auf den Versuchefeldern usw. nicht zu versäumen, ohne
welche niemand eine gründliche Ausbildung in den
Naturwissenschaften und damit zusammenhängenden
praktischen Berufsarten erwerben kann. Ein kürzeres
landwirtschaftliches Stndium mit Berücksichtigung der
Nolonien als vier Semester ist zwar nur als ein
Notbehelf zu betrachten, bei welchem eine zweckmäßige
Auswahl der zu hörenden Vorlesungen besonders
wichtig ist, aber auch derartige flüchtigere Anregungen
sind besser als nur praktische Vorbildung, denn sie
konnen eine Anregung und der Ausgangspunkt für
weitere ecigene Studien werden. Den großen Wert
der Militärdienstzeit für die koloniale Tätigkeit alos
Schule der besonders wichtigen körperlichen Abhärtung,
Dunplin und Willensstärke noch zu betonen, erscheint
ilberflussig. Wer nicht militärtanglich ist, wird meistens
. auch für die tropischen Kolonien nicht die nötigen ge-
fundheitlichen Eigenschaften besitzen. Jeder, der in
die NRolonien gehen will. muß daher auch eine ernste
Rucksprache mit einem, die kolonialen Gesundheitsver=
balumsse möglichst aus eigener Anschauung kennenden
Arzt nehmen. Auch dies erhöht die Wahrscheinlichkeit,
daß ihm aus mangelndem Gesundheitszustand hervor-
gebende Enttänschungen erspart bleiben.
Häufig werden auch an die Kolonialabteilung der
Demschen Landwirtschafts-Gesellschaft direkte Gesuche
um Stellenvermittlung in den Kolonien ge-
richtet. Die Kolonialabteilung hat sich aber bisher,
wenn sie auch jedem sich Meldenden gern nach
Kräften behilflich ist, nicht zur GEinrichtung eines
Stellenvermittlungswesens entschlietsen können, und
zwar aus dem Grundc, weil nach Erfahrungen anderer
Geschäftostellen der Deutschen Landwirtschafts-Gesoll-
schaft das Stellenvermittlungswesen durch die geringe
Rücksichtnahme der Vewerber meistens sohr undankbar
ist. Sowohl diesenigen, welche eine Stelle erhalten
haben, ald auch diesenigen, welche eine Stelle zu ver-
geben haben. unterlassen fast regelmäßig die für
Oandhabung eines guten Stellenvermittlungswesens
notwendige sofortige Mitteilung, daß sie eine Stellung
erhalten oder eine solche in zufriedenstellender Weise
besetzt haben, so daß das Stellenvermittlungswesen
leicht eine grose Quelle von Arger und unnützen
Schreibereien werden kann. GCs bleibt daher besser
bei gelegentlicher Hilfe ohne jegliche Verpflichtung.
Die MWege, welche zu betreten sind, um in der einen
oder andern Weise eine Stellung in den Kolonien zu
erhalten, sind aber folgende:
1. Wer in den Dienst der Reichs-Kolonialverwal-
tung treten will, muß sich in der bei Behörden
üblichen Form mit einem Gesuch und Angaben über
praktische und wissenschaftliche Befähigung an das
Reichs-Rolonialamt in Berlin, Milhelmstraße 62,
wenden.
2. Landwirtschaftliche Anfangestellungen weist auch
das Taschenbuch für Südwestafrika') nach
welches überhaupt für die erste Orientierung sehr
geeignet ist, ebenso wie entsprechend das Taschen-
buch für Deutsch-Ostafrika'), das in demselben
Verlage erscheint. Weitere Auokunft dürften die
Farmervercinigung für Südwestafrika unter dem
Vorsitz des Rechtsanwalts Erdmann in Windhuk und
andere derartige Vereinigungen erteilen.
Wer eine Stellung bei tropischen Pflanzungen an-
strebt, wird am besten tun, sich an größere Pflau-
zungs-Gesellschaften zu wenden. Ein Vergeichnis der-
selben findet sich im KRolonial-Handelsdadreßbuch
des Kolonialwirtschaftlichen Komitees Berlin, Unter
den Linden 43, dessen Mitgliedschaft sich der angehende
Tropenlandwirt erwerben sollte, sowie auch diecjenige
der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft mit
ihrer Kolonialabteilung. Auch die staatliche Zeutral-
Auskunftsstelle für Auswanderer, Berlin,
Schellingstraße 4, steht jedem Deutschen, welcher in
Ausland auswandern will, zur Auskunfterteilung zur
Verfügung. Ferner dient zur allgemeinen Orien=
tierung mit kurzen Angaben und einem Derzeichnis
der Pflanzungegesellschaften der nach Art unserer
heimischen landwirtschaftlichen Kalender bearbeitete
landwirtschaftliche Kalender für die Tropen „Der
Tropenwirt"“.)
Auf die Ansiedlungsverhälmisse für Alein-
siedler, welche im wesentlichen die eigene körper-
liche Arbeit auszunngen haben, wollen wir nicht weiter
eingehen. Für derartige Verhältnisse wird haupt-
sächlich die zemralauskunftssftelle für Auswanderer
Anokunft erteilen können. Cy ist jedem zu raten, sich
nicht ohne Rückfrage bei dieser amtlichen Stelle auf
Auswanderungsanerbietungen ausländischer Regie-
rungen und Unternehmungen einzulassen. Zum
Schlusse ist auf den Amtlichen Ratgeber für
Deutsch-Südwestafrika (Preis 1 Mk.) hin zuweisen.
*) Verlag von W. Weicher, Berlin. Preis 3.50 Mk.
**) Soskin, Der Tropenwirt (Oinstorff, Wiomar).