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Von sonstigen Erkrankungen ist nur das Auf-
treten von Genickstarre in 4 Fällen bemerkenswert.
Ein Ansteigen der Erkrankungen und Todes-
fälle in der Regenzeit ist deutlich erkennbar.
Gestorben sind insgesamt 45 Pflichtarbeiter,
und zwar starben 16 an Dysenterie, 11 an Lungen-
entzündung, 4 an Genickstarre, 6 durch Unfälle
bzw. an deren Folgen und 8 an sonstigen Krank-
heiten. ·
Alles in allem sind die Gesundheitsverhältnisse
bis jetzt als gut zu bezeichnen.
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Deutsch-Veuguinea.
Stürme auf Saipan.
Aus einem Bericht des Kaiserlichen Stationsleiters.
Die sonst regelmäßig im Juli beginnende und
bis Dezember andauernde Regenzeit brachte nach
einer außergewöhnlichen Dürre Anfang Juli end-
lich den ersehnten Regen. Leider setzte dieser
im August fast wieder ganz aus, wodurch beson-
ders die Brotfruchtbäume, die kaum den halben
Ertrag als erste Ernte lieferten, großen Schaden
litten. Die bestellten Maisfelder konnten sich nicht
entwickeln. Den hierher verpflanzten 650 Mort-
lock-Eingeborenen wurden, da sie über ertrags-
fähige eigene Acker noch nicht verfügen und haupt-
sächlich auf die wildwachsenden Brotfrüchte ange-
wiesen sind, die Nahrungsmittel knapp. Einer
Notlage wurde dadurch begegnet, daß die Leute
Gelegenheit zur Arbeit bei der Station erhielten,
indem sie neue fiskalische Kokospflanzungen an-
legten, wodurch sie sich ihren Lebensunterhalt
verdienen konnten. Der September lieferte endlich
den den Pflanzungen so nötigen Regen in reich-
lichem Maße. Am 14. September trat nach vor-
hergegangenen widrigen Südwestwinden völlige
Windstille ein, während das Barometer plötzlich
zurückging und das Herannahen eines Unwetters
befürchten ließ. Die Einwohner wurden auf die
drohende Gefahr aufmerksam gemacht und festigten
ihre Häuser so gut es ging; Amts= und Privat-
boote wurden in Sicherheit gebracht. Während
der Nacht setzte dann auch ein starker Südwest-
sturm, von Regen begleitet, ein, der bis zum
16. September andauerte und die Bevölkerung
in Spannung hielt. Der Sturm legte viele Ba-
nanen und Maisstauden nieder, verursachte aber
keinen ernstlichen Schaden an Gebäuden und
Kokosbeständen.
In der Nacht vom 2. auf 3. Oktober ent-
wickelte sich dann ein heftiger, orkanartiger Sturm
mit starkem Regenfall. Durch diesen Sturm haben
die mit Ziegeln gedeckten Dächer der amtlichen,
nach japanischer Art errichteten Gebäude sehr ge-
litten. Es sind dies: das Amtsgebäude, Lazarett
und vier Wohnhäuser. Der vom Sturm ge-
peitschte Regen drang unter die Ziegel und wusch
den darunter befindlichen Lehmbelag teilweise aus,
wodurch die Dächer undicht wurden und den
Regen an zahlreichen Stellen durchließen. Wäh-
rend des Sturmes selbst goß es förmlich inner-
halb der Häuser; die Akten, Bibliothek und Apo-
theke konnten glücklicherweise noch zeitig in
Sicherheit gebracht werden; in den Wohnhäusern
sorgte jeder für möglichsten Schutz der Inventarien
und der eigenen Habe gegen die Nässe. Eine
Umdeckung der Dächer ist dringend notwendig.
Auch wurden Straßen= und Weganlagen zerstört,
zu deren Widerherstellung größere Aufwendungen
notwendig werden.
Sonst sind ernstliche Schäden an Amts= und
Privatgebäuden nicht entstanden, dagegen ver-
nichtete der Sturm die zweite Brotfruchternte fast
vollständig und brach viele Bananen und Baum-
anlagen nieder; die Maisernte gilt als ziemlich
verloren. Die Kokosbestände wurden teilweise
ihrer Blüten und Fruchtansätze beraubt; doch
werden sich diese Palmen wieder schnell erholt
haben. Ein Notstand unter den heimischen Ein-
geborenen steht nicht zu erwarten, dagegen werden
die Mortlock-Ansiedler der Unterstützung bedürfen,
die wiederum durch Zuweisung von Stations-
arbeiten gewährt wird.
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten.
Baumwollkultur in der Krim.
Seit verhältnismäßig kurzer Zeit werden in
der Krim beachtenswerte Versuche gemacht, die
Baumwollkultur einzuführen. Der Anfang wurde
von einem jungen Gutsbesitzer gemacht, der vor
zwei Jahren auf einem Versuchsfelde Baumwolle
anpflanzte. Sein Vorhaben wurde zunächst recht
skeptisch betrachtet; niemand wollte glauben, daß
die Baumwolle in der Krim fortkommen könne.
Aber schon das erste Jahr ergab verhältnismäßig
befriedigende Resultate; nur war die Baumwolle
etwas spät gesät worden und reifte daher erst, als
bereits Nachtfröste anfingen. Man benutzte diese
Erfahrungen und hat im zweiten Jahr durchaus
gute Resultate erzielt. Sieben Baumwollsorten
gaben Frucht und reiften ziemlich regelmäßig.