Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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Verhalten der Bondels im Jahre 1909/10 
die nachstehenden Einzelheiten: 
Seit der Bewegung, welche durch die Rolf- 
bande im vergangenen Jahre hervorgerufen wurde, 
haben sich die Bondels ruhig verhalten; sie scheinen 
mit ihrem Schicksal ausgesöhnt zu sein. Jeden- 
falls sind Unruhen in größerem Maßstabe nicht 
mehr zu befürchten, schon allein deswegen nicht, 
weil waffenfähige Männer niemals in einer grö- 
ßeren Zahl in den Lokationen oder in deren Um- 
gebung vereinigt sind. Hiervon abgesehen, ist 
aber auch das Vertrauen der Bondels zur Re- 
gierung offensichtlich im Wachsen begriffen. Sie 
fühlen sich unter den augenblicklichen Verhältnissen 
anscheinend wohl und denken nur ungern an die 
Kriegszeiten zurück. 
Die Führung der Bondels war im Bericht- 
jahre im allgemeinen gut. Sie sind willig und 
bescheiden; Betteln und Trunksucht haben mehr 
und mehr nachgelassen. Von Viehdiebstählen ist 
seit Abraham Rolf nichts bekannt geworden. 
Infolgedessen lag, abgesehen von kleineren Ver- 
gehen, die meist disziplinarisch bestraft wurden, 
nur selten Veranlassung vor, strafrechtlich gegen 
die Bondels vorzugehen. Die exemplarische Be- 
strafung Abraham Rolfs und seiner Bande hat 
einen guten Einfluß auf sämtliche Bondels gehabt. 
Die Anwesenheit der Großleute bei der Gerichts- 
verhandlung war ebenfalls sehr heilsam. Das 
gefällte Urteil wurde allgemein für gerecht ge- 
halten: „Was der Mensch säet, das wird er 
ernten“, sagte der Kapitän. 
Lediglich die Bondels von Hairachabis, die 
erst kürzlich dem Kommissariat unterstellt wurden, 
geben noch zu Klagen Veranlassung. Sie treiben 
sich noch viel umher, fallen den Farmern zur 
Last und wollen nur ungern arbeiten. Wenn sie 
arbeiten, laufen sie nach einigen Wochen wieder 
weg oder zwingen durch ihre Faulheit den Dienst- 
herrn, sie wieder fortzuschicken. 
Die Kopfzahl der Bondels beträgt 673 Männer, 
781 Weiber und 412 Kinder, insgesamt 1866 
Seelen. Diese Zahlen können jedoch nicht als 
genau bezeichnet werden, da die Zählung durch 
das Kommissariat, insbesondere auf den Farmen 
nordöstlich von Warmbad, noch nicht überall 
durchgeführt ist. 
Von den Bondels arbeiteten zur Zeit des 
Berichtes 461 Männer; die anscheinend sehr große 
Zahl der nicht arbeitenden Männer erklärt sich 
teilweise dadurch, daß alle Bondels über sieben 
Jahre eine Paßmarke erhalten und als „Männer“ 
geführt werden. Ferner arbeiteten 155 Weiber. 
Hieraus ergibt sich, daß die Arbeitswilligkeit bei 
den Bondels in steigendem Maße vorhanden ist. 
Eine Weigerung, dorthin zu gehen, wohin das 
  
Kommissariat die Arbeiter schickt, kommt nicht vor. 
Sie haben keine Furcht mehr, sich weiter von 
ihrem Wohnsitz zu entfernen, und melden sich 
teilweise freiwillig dazu. Es arbeiteten Leute in 
Lüderitzbucht, Kalkfontein, Kuibis, Keetmanshoop, 
Churutabis usw. Die Arbeitgeber sprechen sich 
sehr befriedigt über die Bondels aus und bitten 
ständig um neue Arbeiter, so daß das Kommissariat 
nicht immer in der Lage ist, allen Nachfragen 
gerecht zu werden. 
Der Bondel ist aber nicht nur ein guter 
Arbeiter, sondern zeigt auch großes Geschick für 
Sattler-, Schuster-, Tischler= und Schmiedearbeiten, 
so daß die Möglichkeit vorhanden ist, die Bondels 
als gute und billige Handwerker auszubilden. 
Was den Viehbestand der Bopndels betrifft, 
so erhielten sie nach dem Friedensschluß insgesamt 
3278 Bockins zugewiesen. Hiervon ist infolge 
Alters und der Dürre des Sommers 1908/09 
ein beträchtlicher Teil eingegangen, so daß nur 
noch ein Viehbestand von 44 Ziegenrammen, 
1995 Ziegen, 910 Lämmern, 21 Schaframmen, 
415 Schafen, 59 Lämmern vorhanden war. Eine 
erneute Zählung hat inzwischen nicht mehr statt- 
gefunden. Jedoch hat sich inzwischen die Zahl 
des Kleinviehs infolge des vergangenen guden 
Regenjahres wieder etwas gehoben und verspricht 
sich weiter zu vermehren. Es gibt allerdings 
Leute, die kein Stück Vieh mehr haben. Die 
Weide in den Lokationen ist vorzüglich, allerdings 
ist es fast nur Großviehweide. 
Die Bondels sind im allgemeinen ganz gute 
Viehzüchter, wenn sie auch auf diesem Gebiete 
bei weitem nicht an die Hereros heranreichen. 
Die Versuche auf dem Gebiete des Acker- 
und Gartenbaues sind noch im Anfangsstadium. 
Eingeborenengärten sind in Warmbad, Haib und 
Dreihuk angelegt worden. An den beiden letz- 
teren Orten werden durch den Anbau von Tabal, 
Mais, Hafer, Luzerne, Melonen usw. ganz gute 
Erträgnisse erzielt, obwohl die Wasserverhältnisse 
noch mancherlei zu wünschen übrig lassen. 
Dagegen will der Garten auf der Werft 
Warmbad nicht recht gedeihen. Trotzdem der 
Boden 3/4 m tief ausgehoben und gute Erde aus 
Haib und Dreihuk dafür verwendet wurde, stirbt 
alles nach kurzer Zeit wieder ab. Das Wasser 
scheint zu brackig zu sein und die keimenden 
Pflanzen zu töten. 
Außer diesen Eingeborenengärten sind in Haib 
und Dreihuk Stationsgärten vorhanden, welche 
als Mustergärten bezeichnet werden. 
Die Sterblichkeit unter den Bondels ist 
verhältnismäßig groß, größer als die Zahl der 
Geburten. Im Jahre 1909 starben 18 Männer,
	        
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