Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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Vor dem Ausgießen ist die Milch durchzuseihen, 
um grobe Unreinlichkeiten (Rindenteilchen usw.) 
zu entfernen. Sobald die Milch eingetrocknet ist, 
wird der Kautschuk abgezogen und am besten in 
Würste gerollt. In dieser Form ist er dann 
marktfähig. Dieses Verfahren einzuführen wird 
keine Schwierigkeiten haben, da es nicht mehr 
Arbeit beansprucht als das alte. Sobald die 
Eingeborenen mit der neuen Aubbereitungsweise 
bekannt geworden sind, wird es vielleicht zweck- 
mäßig sein, die Ausfuhr von ausgekochtem Kaut- 
schuk überhaupt zu verbieten. 
2. Kautschuk als Volkskultur. 
Der Vernichtung der Kautschukbestände kann 
am ehesten und am sichersten dadurch entgangen 
werden, daß man neue Pflanzungen anlegt. 
Dies ist keine neue Jdee. Abgesehen davon, daß 
in den Nachbarkolonien in derselben Weise vor- 
gegangen wird, war auch schon in der ersten 
Fassung der Instruktion für die Beamten der 
Kautschukinspektion vorgesehen, daß diese dafür 
Sorge zu tragen haben, daß die ausgenutzten 
Bestände durch Neuanpflanzungen angemessen 
wieder ergänzt werden. Für diese Neuanpflan-= 
zungen wurden je nach Lage und Ortlichkeit vier 
verschiedene Verfahren empfohlen: 
1. Ist reichlich Saatgut vorhanden, so kann 
der Wald vollkommen niedergelegt werden, und 
der Same ist gleich an Ort und Stelle so dicht 
auszusäen, daß die jungen Pflanzen sich von 
Anfang an beschatten und Unkraut nicht auf- 
kommen lassen. Die Kulturflächen sind nament- 
lich in den ersten 2 bis 3 Jahren zu revidieren, 
verdämmendes Unkraut, Stockausschläge usw. sind 
zu entfernen. Steht der Jungwuchs zu dicht, so 
sind die überzähligen Stämmchen anfangs aus- 
zureißen oder abzuschneiden, später totzuzapfen, 
bis die verbleibenden Stämme etwa 6 bis 8 m 
Entfernung voneinander haben. Dabei ist dar- 
auf zu achten, daß die zu erhaltenden Stämme 
einen geraden und glatten Schaft haben, der 
eine spätere rationelle Kautschukgewinnung er- 
möglicht. 
Daß durch dichte Aussaat das Aufkommen 
von Unkraut verhindert werden kann, ist nach 
meinen Erfahrungen unmöglich. Wenn man selbst 
in gut angelegten Saatbeeten junge Pflanzen er- 
zielen will, muß man regelmäßig und zwar in 
Abständen von wenigen Tagen das Unkraut jäten, 
sonst kommen nur wenige Pflangen auf. Außer- 
dem dürfte dieses Verfahren viel mehr Kosten 
verursachen als eine reguläre Anpflanzung. Ferner 
haben Versuche, die Herr Professor Weberbauer 
anstellte, ergeben, daß selbst fünfjährige Bäume 
beim Totzapfen nicht mehr Kautschuk ergeben, 
  
als wenn sie regelrecht angezapft wurden, vor 
allen Dingen aber lieferten sie so geringe Mengen 
Kautschuk, daß es sich nicht lohnte, sie überhaupt 
anzuzapfen. Die Erfahrung lehrt, daß man beim 
Lichten weniger Wert auf die Entfernung der 
einzelnen Bäume voneinander legen muß, als 
darauf, daß die am wenigsten entwickelten Bäum- 
chen entfernt werden. 
2. Steht Saatgut nur in geringen Mengen 
zur Verfügung, so ist es zunächst nur in Saat- 
beeten auszulegen und die jungen Pflanzen sind, 
sobald sie genügend gekräftigt sind, im Dreiecks- 
verbande mit 4 bis 5 m Entfernung auszupflanzen, 
am besten zu Beginn der Regenzeit. Zweckmäßig 
ist es, den jungen Pflanzen für die ersten 1½ 
bis 2 Jahre durch Voranbau von Mais und 
Bananen bzw. Planten etwas Schatten zu ge- 
währen. 
Dies scheint mir im Prinzip das zweckent- 
sprechendste Verfahren zu sein, ich werde später 
hierauf zurückkommen. 
3. Fehlt es an den nötigen Arbeitskräften, 
so kann man sich damit begnügen, den Busch 
von Unterholz und Unkraut zu reinigen, mittel- 
starke Stämme als Schattenbäume stehen zu lassen 
und die jungen Kautschukpflanzen in angemessener 
Entfernung voneinander auszupflanzen. Ein 
regelrechter Verband wird sich hierbei nicht inne- 
halten lassen. Die stärksten Stämme, bei denen 
zu fürchten ist, daß sie in absehbarer Zeit einem 
Tornado zum Opfer fallen werden, sind gleich 
zu Anfang herauszuhauen. Später ist je nach 
Bedarf nachzulichten. Dabei sind die zu entfer- 
nenden Stämme durch Ringeln, d. h. durch 
völliges Entfernen der Rinde auf einem etwa 
zwei Hand breiten Streifen um den ganzen 
Stamm herum zum Absterben zu bringen, um 
Fällungsschäden in den Kautschukpflan zungen mög- 
lichst zu vermeiden. 
Wer den Neger kennt, weiß, daß dieses Ver- 
fahren nur sehr schwer durchzuführen ist, und wenn 
es durchgeführt wird, wird es überaus teuer sein, 
es beansprucht m. E. mehr Arbeitskräfte als eine 
regelrechte Pflanzung. Nach den bisherigen Er- 
fahrungen auf den Kamerunpflanzungen soll man 
sich bei Arbeitermangel darauf beschränken, ge- 
ringere Flächen anzulegen. Ganz abgesehen von 
dem bedeutend besseren Wachstum der 
Kickria im Freischlage, kostet das vorgeschlagene 
allmähliche Lichten des Urwalds, bei dem ein 
Brennen ausgeschlossen ist, mehr Zeit und Arbeits- 
lohn als der aufängliche Freischlag. 
4. Sind samentragende Kautschukbäume in 
genügender Anzahl im Walde vorhanden, so ist 
auf deren natürliche Verjüngung hinzuwirken. Es 
sind, wie unter 3. angegeben, der Unterwuchs, 
soweit er nicht schon aus jungen Kautschukpflanzen
	        
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