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besteht, und die stärksten Stämme zu entfernen,
die alten Kautschukbäume eventuell durch vor-
sichtiges Freischlagen zum reichlichen Samentragen
anzuregen und es ist später, je nach der Ent-
wicklung des Jungwuchses, nachzulichten. Lücken
in der Naturverjüngung sind rechtzeitig durch
Pflanzung auszufüllen.
Sollte dies Verfahren in den Tropen, in
Kamerun, wirklich anwendbar sein? — Ich be-
zweifte es schon aus dem Gurunde, weil der
Unterwuchs im Waldbestande zumeist nicht aus
Jungwuchs der darüber ragenden Urwaldriesen
besteht, sondern aus besonderen Pflanzen-
arten, die den Lichtverhältnissen und
sonstigen Wachstumbedingungen angepaßt
sind.
Wie aus meinen Bemerkungen ersichtlich,
bestehen gegen die oben angegebenen Verfahren
der Verjüngung der Kautschukbestände mancherlei
Bedenken; ich kann mir keinen großen Erfolg
von deren Anwendung versprechen und bin dar-
auf nur näher eingegangen, weil diese Instruktion
tatsächlich in Kraft getreten ist und die Beamten
der Kautschukinspektion danach zu arbeiten haben.
Viel erfolgreicher müßte es meines Erachtens
sein, wenn gesundes Pflanzmaterial von Kautschuk-
bäumen in großen Mengen an die Eingeborenen
abgegeben würde, und diese durch die Ver-
waltungsbehörde veranlaßt würden, Kautschuk-
bflanzungen anzulegen. Um hierzu in der
Lage zu sein, müßte unter Leitung von Beamten
der Kautschukinspektion auf besonderen An-
zuchtstationen Pflanzmaterial in großen Mengen
angezogen werden.“)
breitung des hier gewonnenen Pflanzmaterials
unter die Eingeborenen muß deren landwirt-
schaftlichem Betriebe angepaßt sein; nach meiner
Meinung ist es sehr wohl möglich, die Kautschuk-
kultur in den landwirtschaftlichen Betrieb der
Eingeborenen aufzunehmen, ohne daß eine prin-
zipielle Anderung des Betriebes einträte oder
umfangreiche Neurodungen hinzukämen. Die Ver-
breitung der Kautschukkultur könnte in der Weise
geschehen, daß die Eingeborenen gezwungen
würden, bei der Neuanlage von Kulturen zugleich
bei dem Auspflanzen der Feldfrüchte Kautschuk-
bäume zwischen dieselben zu pflanzen. Um diese
Möglichkeit einzusehen, bedarf es einer genaueren
nenmmis der Landwirtschaft der Eingeborenen.
Da diese bei den verschiedenen Volksstämmen
und bei den verschiedenen klimatischen Bedin-
gungen in den einzelnen Bezirken sehr verschieden
is, läßt sich keine allgemeine Schilderung geben.
Näheres über Anlage der Angxuchtstationen
aund Anzucht siche unten Anlage zur Dienstanweisung
der Kautschukinspektionsbeamten.
Die Methode der Ver-
Als Beispiel sei im folgenden die Wirtschaft der
Bakwiri, die mir genauer bekannt ist, beschrieben.
Vorausschicken möchte ich aber, daß es eine
wichtige Aufgabe der Beamten der Kautschuk-
inspektion ist, diese Verhältnisse auch für die
Bezirke, die für die Kautschukinspektion in Frage
kommen, festzustellen.
Buschschlagen: Der Januar ist bei den
Bakwiri die Zeit, in der der Busch geschlagen
wird. Diese Arbeit wird in jedem Jahre aus-
geführt; nur faule oder altersschwache Leute
schlagen alle zwei Jahre Busch. Das Schlagen des
Busches ist Männerarbeit. Zur Anlage einer Farm
sucht er sich einen Platz aus, der möglichst lange
nicht bebaut worden war und an dem der Boden
wenig Steine zeigt. Er beginnt mit dem Busch-
messer das Unterholz zu entfernen, mit diesem
haut er auch noch arm= und beinstarke Aste und
Stämmchen ab; größere Bäume läßt er stehen.
Stehen diese zu dicht, so werden sie abgebrannt.
Dies ist Arbeit der Weiber und wird nicht zum
Buschschlagen gerechnet. In neuerer Zeit benutzen
die Bakwiri auch, wie dies in den Pflanzungen
geschieht, europäische Axte zum Buschschlagen.
Brennen: Beim Brennen wird das mit
dem Haumesser Zusammengeschlagene angesteckt
oder um die großen Bäume herum aufgeschichtet,
und hier Feuer gemacht. Ein sehr großer Baum
fällt dann am 3. bis 4. Tage. Wenn eine Frau
viel Holz zur Verfügung hat, kann sie an einem
Tage zehn je 3Am im Durchmesser haltende
Stämme abbrennen. Diese Arbeiten sind gegen
Ende Februar beendigt.
Pflanzzeiten: Januar, Februar, März sind
die besten Monate, um YDams und Makabo zu
pflanzen. Im April pflanzt man Planten. Wenn
im März schon etwas Regen fällt, beginnt man
mit der Aussaat von Mais. — Die Pfflanz-=
arbeit fällt im allgemeinen der Frau zu; sie
pflanzt Makabo, Mais und alle anderen Kleinig-
keiten; der Mann hilft einzig beim Pflanzen von
Yams und Planten.
Größe der Farm: Das in jedem Jahre
neu gerodete Land hat je nach dem Alter des
Mannes und je nach der Menge der Weiber
sehr verschiedene Größe. Mehrere Frauen eines
Mannes bewirtschaften die Farmen gemeinsam,
doch werden in jedem Jahre pro Frau ungefähr
8 bis 12 ar angelegt.
Anlage der Farm: Auch in der Art des
Pflanzens besteht ein Unterschied zwischen Reichen
und weniger Bemittelten, insofern, als die Reichen
mehr Makabo in Reinkultur pflanzen, während
die Armeren meist nur Mischkultur treiben.
Pflanzweite: Die Zwischenräume zwischen
den einzelnen Pflanzen werden durch keinerlei