Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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besteht, und die stärksten Stämme zu entfernen, 
die alten Kautschukbäume eventuell durch vor- 
sichtiges Freischlagen zum reichlichen Samentragen 
anzuregen und es ist später, je nach der Ent- 
wicklung des Jungwuchses, nachzulichten. Lücken 
in der Naturverjüngung sind rechtzeitig durch 
Pflanzung auszufüllen. 
Sollte dies Verfahren in den Tropen, in 
Kamerun, wirklich anwendbar sein? — Ich be- 
zweifte es schon aus dem Gurunde, weil der 
Unterwuchs im Waldbestande zumeist nicht aus 
Jungwuchs der darüber ragenden Urwaldriesen 
besteht, sondern aus besonderen Pflanzen- 
arten, die den Lichtverhältnissen und 
sonstigen Wachstumbedingungen angepaßt 
sind. 
Wie aus meinen Bemerkungen ersichtlich, 
bestehen gegen die oben angegebenen Verfahren 
der Verjüngung der Kautschukbestände mancherlei 
Bedenken; ich kann mir keinen großen Erfolg 
von deren Anwendung versprechen und bin dar- 
auf nur näher eingegangen, weil diese Instruktion 
tatsächlich in Kraft getreten ist und die Beamten 
der Kautschukinspektion danach zu arbeiten haben. 
Viel erfolgreicher müßte es meines Erachtens 
sein, wenn gesundes Pflanzmaterial von Kautschuk- 
bäumen in großen Mengen an die Eingeborenen 
abgegeben würde, und diese durch die Ver- 
waltungsbehörde veranlaßt würden, Kautschuk- 
bflanzungen anzulegen. Um hierzu in der 
Lage zu sein, müßte unter Leitung von Beamten 
der Kautschukinspektion auf besonderen An- 
zuchtstationen Pflanzmaterial in großen Mengen 
angezogen werden.“) 
breitung des hier gewonnenen Pflanzmaterials 
unter die Eingeborenen muß deren landwirt- 
schaftlichem Betriebe angepaßt sein; nach meiner 
Meinung ist es sehr wohl möglich, die Kautschuk- 
kultur in den landwirtschaftlichen Betrieb der 
Eingeborenen aufzunehmen, ohne daß eine prin- 
zipielle Anderung des Betriebes einträte oder 
umfangreiche Neurodungen hinzukämen. Die Ver- 
breitung der Kautschukkultur könnte in der Weise 
geschehen, daß die Eingeborenen gezwungen 
würden, bei der Neuanlage von Kulturen zugleich 
bei dem Auspflanzen der Feldfrüchte Kautschuk- 
bäume zwischen dieselben zu pflanzen. Um diese 
Möglichkeit einzusehen, bedarf es einer genaueren 
nenmmis der Landwirtschaft der Eingeborenen. 
Da diese bei den verschiedenen Volksstämmen 
und bei den verschiedenen klimatischen Bedin- 
gungen in den einzelnen Bezirken sehr verschieden 
is, läßt sich keine allgemeine Schilderung geben. 
  
Näheres über Anlage der Angxuchtstationen 
aund Anzucht siche unten Anlage zur Dienstanweisung 
der Kautschukinspektionsbeamten. 
Die Methode der Ver- 
  
Als Beispiel sei im folgenden die Wirtschaft der 
Bakwiri, die mir genauer bekannt ist, beschrieben. 
Vorausschicken möchte ich aber, daß es eine 
wichtige Aufgabe der Beamten der Kautschuk- 
inspektion ist, diese Verhältnisse auch für die 
Bezirke, die für die Kautschukinspektion in Frage 
kommen, festzustellen. 
Buschschlagen: Der Januar ist bei den 
Bakwiri die Zeit, in der der Busch geschlagen 
wird. Diese Arbeit wird in jedem Jahre aus- 
geführt; nur faule oder altersschwache Leute 
schlagen alle zwei Jahre Busch. Das Schlagen des 
Busches ist Männerarbeit. Zur Anlage einer Farm 
sucht er sich einen Platz aus, der möglichst lange 
nicht bebaut worden war und an dem der Boden 
wenig Steine zeigt. Er beginnt mit dem Busch- 
messer das Unterholz zu entfernen, mit diesem 
haut er auch noch arm= und beinstarke Aste und 
Stämmchen ab; größere Bäume läßt er stehen. 
Stehen diese zu dicht, so werden sie abgebrannt. 
Dies ist Arbeit der Weiber und wird nicht zum 
Buschschlagen gerechnet. In neuerer Zeit benutzen 
die Bakwiri auch, wie dies in den Pflanzungen 
geschieht, europäische Axte zum Buschschlagen. 
Brennen: Beim Brennen wird das mit 
dem Haumesser Zusammengeschlagene angesteckt 
oder um die großen Bäume herum aufgeschichtet, 
und hier Feuer gemacht. Ein sehr großer Baum 
fällt dann am 3. bis 4. Tage. Wenn eine Frau 
viel Holz zur Verfügung hat, kann sie an einem 
Tage zehn je 3Am im Durchmesser haltende 
Stämme abbrennen. Diese Arbeiten sind gegen 
Ende Februar beendigt. 
Pflanzzeiten: Januar, Februar, März sind 
die besten Monate, um YDams und Makabo zu 
pflanzen. Im April pflanzt man Planten. Wenn 
im März schon etwas Regen fällt, beginnt man 
mit der Aussaat von Mais. — Die Pfflanz-= 
arbeit fällt im allgemeinen der Frau zu; sie 
pflanzt Makabo, Mais und alle anderen Kleinig- 
keiten; der Mann hilft einzig beim Pflanzen von 
Yams und Planten. 
Größe der Farm: Das in jedem Jahre 
neu gerodete Land hat je nach dem Alter des 
Mannes und je nach der Menge der Weiber 
sehr verschiedene Größe. Mehrere Frauen eines 
Mannes bewirtschaften die Farmen gemeinsam, 
doch werden in jedem Jahre pro Frau ungefähr 
8 bis 12 ar angelegt. 
Anlage der Farm: Auch in der Art des 
Pflanzens besteht ein Unterschied zwischen Reichen 
und weniger Bemittelten, insofern, als die Reichen 
mehr Makabo in Reinkultur pflanzen, während 
die Armeren meist nur Mischkultur treiben. 
Pflanzweite: Die Zwischenräume zwischen 
den einzelnen Pflanzen werden durch keinerlei
	        
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