Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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100 Möglichkeiten, das zu tun, als Träger, als 
Kautschuksammler usw. 
Man sollte daher den Versuch der Einführung 
der Kickriakultur in die Wirtschaft der Eingeborenen 
erst machen, ehe man zu der zweiten Maßnahme 
greift. 
Ich möchte es unterlassen, einen Blick in die 
Zukunft zu tun und zahlenmäßig vorzuführen, 
was auf diese Weise eventuell alles geleistet werden 
könnte und kann; sicher ist, daß wir bei der Durch- 
führung dieses Planes allmählich neue geschlossene 
Kautschukdistrikte bekommen werden. Sind solche 
vorhanden, so wird es wünschenswert sein, auch 
die Aufbereitung des Kautschuks zu zentralisieren; 
vielleicht würden die Kaufleute ein genossenschaft- 
liches Aufbereitungsunternehmen auftun, vielleicht 
müßte die Regierung die Sache in die Hand 
nehmen, jedenfalls wäre ein derartiges Werk 
vielleicht die einzige Möglichkeit später den Ka- 
merun-Kautschuk auf dem Markte konkurrenzfähig 
zu erhalten. Ein solches Werk braucht aber eine 
gleichmäßige Zufuhr von Rohstoffen, in diesem 
Falle Kautschukmilch. Da m. E. die Eingeborenen 
sich nur schwer an Regelmäßigkeit gewöhnen, so 
würde es eine Vorbedingung für ein derartiges 
Werk sein, wenn zugleich bei den Anzuchtstationen 
eine Regierungsplantage geschaffen würde. Auf 
den meisten Stationen wird die Verpflegung für 
Arbeiter usw. selbst angebaut werden müssen; dieses 
Land sowie eine Rodung von zusammen 15 bis 20 ha 
jährlich würde für die Anlage einer Plantage 
genügen. Rechnen wir Erträge nach 10 Jahren, 
so sind bei der Anzuchtstation 150 bis 200 ha Plau- 
tage vorhanden, eine Menge, die zu obigem 
Zwecke mehr als ausreichend ist. 
Zum Schlusse möchte ich noch erwähnen, daß 
die Einführung der Kultur der Heven hbra- 
siliensis ebenfalls versucht werden sollte; diese 
Art muß m. E. in den Kautschukdistrikten (Ebolova, 
Akoafim, Lomie, Djah, Atok, Dume, Dendeng, 
Akonolinga), ebenso gut fortkommen, wie irgendwo 
in der Kolonie. Da die Samen von UHerca bras. 
die Keimkraft nur sehr kurze Zeit behalten, so 
hat die Versuchsanstalt nach längerem Probieren 
  
ein Verfahren gefunden, das es ermöglicht, etwa 
500 Pflanzen in eine Trägerlast verpackt, beliebig 
weit zu befördern, ohne daß dem Wachstum der- 
selben Eintrag getan würde. Es hat sich ferner 
gezeigt, das Pflanzen-Transporte nach dem 
Inneren nur dann gut ankommen, wenn sie von 
einem Gärtner oder Landwirte geleitet werden; 
es werden deshalb nur noch bei solchen Gelegen- 
heiten größere Pflanzenmengen versandt. Die 
von der Versuchsanstalt für Landeskultur nach 
dem Inneren versetzten Beamten erhalten bei ihrem 
Weggange 1000 bis 2000 Heveapflanzen. Sie 
werden genau über die Behandlung der Pflanzen 
auf der Reise instruiert und ebenso über die An- 
lage der Pflanzungen. Auf diese Weise sind in 
den letzten beiden Monaten nach Jannde 
1000 Pflanzen, nach Dume 1000 Pflanzen, nach 
Ebolova 1000 Pflanzen, nach Akoafim 1000 Pflan- 
zen, nach Edea 2000 Pflanzen versandt worden. 
Für sämtliche weiter in Frage kommenden Sta- 
tionen (Lomie, Atok, Akonolinga, Deugdeng) stehen 
bei der Versuchsanstalt so viele Pflanzen bereit, 
daß alle Stationen 2000 Pflanzen erhalten 
können. 
Zeigt es sich, daß die Hevea auf den Stationen 
gut wächst, so kann man, wenn die dorthin ge- 
lieferten Pflanzen Samen tragen, eventuell an 
deren Verbreitung denken. Es unterliegt keinem 
Zweifel, daß Hevea ein ergiebigerer Kautschukbaum 
ist, als Kickxia elastica; sie hat auch noch den 
Vorteil, daß sie viel lebenskräftiger ist als die 
letztere. Hevea treibt auch schneller hoch und 
wird bei schlechter Pflege nicht leicht von Unkranut 
erstickt. Hevea hat aber ein sehr umständliches 
zeitraubendes Zapfverfahren, während Kickria 
eine sehr einfache Zapfmethode hat; da beide 
Bäume im Alter einer Pflege nicht bedürfen, das 
Anzapfen also die einzige Arbeit ist, so halte ich, 
da Kickria mit wenig Arbeit verhältnismäßig sohr 
viel Milch liefert, die Kickria für den zur Ein- 
führung bei den Eingeborenen geeigneteren Kaut- 
schukbaum. Trotzdem sollte nichts versäumt werden, 
um obige Versuche mit Hevea exrakt durchzuführen. 
(Schluß folgt.) 
  
  
  
  
  
  
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. 
Die Baumwollernte Hägyptens im Jahre 1909. 
Im Anschluß an den früheren Artikel „Die 
Baumwollernte Agyptens im Jahre 1909“") 
werden einem Berichte des Kaiserlichen Konsulats 
in Kairo vom 7. April d. Is. noch folgende An- 
gaben entnommen: 
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1910, S. 2717. 
  
Das Jahr 1909 litt immer noch unter den 
Folgen der Krisis von 1907. Es machten sich 
zwar im Laufe des Jahres Anzeichen einer lang- 
samen Besserung geltend, die Banken wurden 
vertrauensvoller, die gesamte kaufmännische Tätig- 
keit begann sich zu beleben. Der hauptsächlichste 
Grund hierfür lag in den großen Hoffnungen, 
mit welchen man den Ergebnissen der Baumwoll-
	        
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