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100 Möglichkeiten, das zu tun, als Träger, als
Kautschuksammler usw.
Man sollte daher den Versuch der Einführung
der Kickriakultur in die Wirtschaft der Eingeborenen
erst machen, ehe man zu der zweiten Maßnahme
greift.
Ich möchte es unterlassen, einen Blick in die
Zukunft zu tun und zahlenmäßig vorzuführen,
was auf diese Weise eventuell alles geleistet werden
könnte und kann; sicher ist, daß wir bei der Durch-
führung dieses Planes allmählich neue geschlossene
Kautschukdistrikte bekommen werden. Sind solche
vorhanden, so wird es wünschenswert sein, auch
die Aufbereitung des Kautschuks zu zentralisieren;
vielleicht würden die Kaufleute ein genossenschaft-
liches Aufbereitungsunternehmen auftun, vielleicht
müßte die Regierung die Sache in die Hand
nehmen, jedenfalls wäre ein derartiges Werk
vielleicht die einzige Möglichkeit später den Ka-
merun-Kautschuk auf dem Markte konkurrenzfähig
zu erhalten. Ein solches Werk braucht aber eine
gleichmäßige Zufuhr von Rohstoffen, in diesem
Falle Kautschukmilch. Da m. E. die Eingeborenen
sich nur schwer an Regelmäßigkeit gewöhnen, so
würde es eine Vorbedingung für ein derartiges
Werk sein, wenn zugleich bei den Anzuchtstationen
eine Regierungsplantage geschaffen würde. Auf
den meisten Stationen wird die Verpflegung für
Arbeiter usw. selbst angebaut werden müssen; dieses
Land sowie eine Rodung von zusammen 15 bis 20 ha
jährlich würde für die Anlage einer Plantage
genügen. Rechnen wir Erträge nach 10 Jahren,
so sind bei der Anzuchtstation 150 bis 200 ha Plau-
tage vorhanden, eine Menge, die zu obigem
Zwecke mehr als ausreichend ist.
Zum Schlusse möchte ich noch erwähnen, daß
die Einführung der Kultur der Heven hbra-
siliensis ebenfalls versucht werden sollte; diese
Art muß m. E. in den Kautschukdistrikten (Ebolova,
Akoafim, Lomie, Djah, Atok, Dume, Dendeng,
Akonolinga), ebenso gut fortkommen, wie irgendwo
in der Kolonie. Da die Samen von UHerca bras.
die Keimkraft nur sehr kurze Zeit behalten, so
hat die Versuchsanstalt nach längerem Probieren
ein Verfahren gefunden, das es ermöglicht, etwa
500 Pflanzen in eine Trägerlast verpackt, beliebig
weit zu befördern, ohne daß dem Wachstum der-
selben Eintrag getan würde. Es hat sich ferner
gezeigt, das Pflanzen-Transporte nach dem
Inneren nur dann gut ankommen, wenn sie von
einem Gärtner oder Landwirte geleitet werden;
es werden deshalb nur noch bei solchen Gelegen-
heiten größere Pflanzenmengen versandt. Die
von der Versuchsanstalt für Landeskultur nach
dem Inneren versetzten Beamten erhalten bei ihrem
Weggange 1000 bis 2000 Heveapflanzen. Sie
werden genau über die Behandlung der Pflanzen
auf der Reise instruiert und ebenso über die An-
lage der Pflanzungen. Auf diese Weise sind in
den letzten beiden Monaten nach Jannde
1000 Pflanzen, nach Dume 1000 Pflanzen, nach
Ebolova 1000 Pflanzen, nach Akoafim 1000 Pflan-
zen, nach Edea 2000 Pflanzen versandt worden.
Für sämtliche weiter in Frage kommenden Sta-
tionen (Lomie, Atok, Akonolinga, Deugdeng) stehen
bei der Versuchsanstalt so viele Pflanzen bereit,
daß alle Stationen 2000 Pflanzen erhalten
können.
Zeigt es sich, daß die Hevea auf den Stationen
gut wächst, so kann man, wenn die dorthin ge-
lieferten Pflanzen Samen tragen, eventuell an
deren Verbreitung denken. Es unterliegt keinem
Zweifel, daß Hevea ein ergiebigerer Kautschukbaum
ist, als Kickxia elastica; sie hat auch noch den
Vorteil, daß sie viel lebenskräftiger ist als die
letztere. Hevea treibt auch schneller hoch und
wird bei schlechter Pflege nicht leicht von Unkranut
erstickt. Hevea hat aber ein sehr umständliches
zeitraubendes Zapfverfahren, während Kickria
eine sehr einfache Zapfmethode hat; da beide
Bäume im Alter einer Pflege nicht bedürfen, das
Anzapfen also die einzige Arbeit ist, so halte ich,
da Kickria mit wenig Arbeit verhältnismäßig sohr
viel Milch liefert, die Kickria für den zur Ein-
führung bei den Eingeborenen geeigneteren Kaut-
schukbaum. Trotzdem sollte nichts versäumt werden,
um obige Versuche mit Hevea exrakt durchzuführen.
(Schluß folgt.)
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten.
Die Baumwollernte Hägyptens im Jahre 1909.
Im Anschluß an den früheren Artikel „Die
Baumwollernte Agyptens im Jahre 1909“")
werden einem Berichte des Kaiserlichen Konsulats
in Kairo vom 7. April d. Is. noch folgende An-
gaben entnommen:
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1910, S. 2717.
Das Jahr 1909 litt immer noch unter den
Folgen der Krisis von 1907. Es machten sich
zwar im Laufe des Jahres Anzeichen einer lang-
samen Besserung geltend, die Banken wurden
vertrauensvoller, die gesamte kaufmännische Tätig-
keit begann sich zu beleben. Der hauptsächlichste
Grund hierfür lag in den großen Hoffnungen,
mit welchen man den Ergebnissen der Baumwoll-