Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

Um eine möglichst günstige Verwertung der 
Diamantenproduktion zu erzielen, wurde der Ver- 
kauf durch Begründung der Regie-Gesellschaft in 
einer Weise geregelt, welche gegenüber den 
mächtigen Vereinigungen, die bisher den 
Diamantenmarkt beherrschten und manipulierten, 
der deutschen Produktion Selbständigkeit und Be- 
wegungsfreiheit sichert. 
Unsere Bank hat die Vertretung für die 
Diamanten-Regie-Gesellschaft in der Kolonie über- 
nommen, derart, daß sie alle geförderten Steine 
entgegennimmt und nach Deutschland zur Ver- 
sendung bringt, während sie gleichzeitig die 
reglementmäßigen Vorschüsse bzw. Anzahlungen 
für Rechnung der Regie leistet. 
Für die weitere Erschließung des Landes von 
erheblicher Bedeutung ist die nunmehr in greif- 
bare Nähe gerückte Erbauung der Nordsüdbahn 
Windhuk — Gibeon — Keetmanshoop, ferner der 
Kauf= und Pachtvertrag über die Otavibahn 
zwischen dem Kolonialfiskus und der Otavi-Ge- 
sellschaft. 
Im Süden wurde die Bahnstrecke Seeheim— 
Kalkfontein vollendet. 
In anderer Hinsicht ist die Einführung des 
Prinzips der Selbstverwaltung, zunächst durch 
Errichtung kommunaler Verwaltungskörper, be- 
merkenswert als ein Schritt auf dem Wege zur 
finanziellen Unabhängigkeit der Kolonie vom 
Mutterlande. 
Das Geschäft der Bank hat sich befriedigend 
angelassen. Insbesondere in Lüderitzbucht haben 
sich die Umsätze, im Zusammenhang mit der 
Regie-Vertretung und sehr lebhaftem Geschäft in 
Kolonial= und Diamanten-Werten, erheblich ge- 
steigert, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, 
daß die sprunghafte Ausdehnung des letzteren 
  
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Geschäftszweiges aller Voraussicht nach nur eine 
vorübergehende sein wird. 
Immerhin bedang das Anwachsen des Ge- 
schäfts in Lüderitzbucht eine Vermehrung der Zahl 
der Beamten; wir sahen uns aus diesem Grunde 
veranlaßt, zwei kleinere Grundstücke als Reserve 
für die Errichtung von Beamtenwohnungen zu 
erwerben, während wir auf dem alten Platz ein 
Beamtenwohnhaus errichteten, um in unserem 
Bankgebäude weiteren Raum für Geschäftszwecke 
zu schaffen. 
In Swakopmund ist unser neues Bankgebäude 
im Berichtsjahr fertiggestellt und bezogen worden. 
Wir haben auf Bankgebäude im Jahre 1909 
den Betrag von insgesamt 35 000 . abge- 
schrieben. 
Leider sind, entsprechend unserem Hinweis 
in unserem vorigjährigen Bericht, die Geschäfts- 
unkosten weiterhin in erheblichem Umfange ge- 
stiegen; sie erforderten in Hamburg 14 310 ½ 
und in Deutsch-Südwestafrika 267940.. Hier- 
nach ergab sich einschl. 3978.¾“ Vortrag ein 
Reingewinn von 66 105. zu folgender Ver- 
wendung: 15 000 Rücklage in den gesetz- 
lichen Reservefonds; 15 000 . Rücklage in die 
Spezialreserve; 30 000 .“ Dividende von 8 v. H. 
auf das eingezahlte Kapital von 500 000 . 
(davon 250 000 mit Dividendenberechtigung ab 
1. Juli 1909); 1304.7¾ Tantieme und 4801.10 
Vortrag. 
In der Bilanz vom 31. Dezember 1909 
standen den Hauptverpflichtungen, nämlich Depo- 
siten auf Termine mit 1 164 705 + und 
Giroeinlagen sowie Kreditoren mit zusammen 
4 189 002 an Aktiven u. a. gegenüber: 
Kasse und Bankguthaben 4 310 103 ¼, Wechsel 
320 234 Wertpapiere 54 207 7 und 
Debitoren 1 029 655 7. 
  
  
  
  
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. 
AKussichten auf die Baumwollernte Mittelasiens zu 
« endema11910«) 
Im Gegensatz zu den zwei vorhergehenden 
Jahren erwies sich das Jahr 1909 für die Be— 
völkerung von Mittelasien als sehr günstig. So— 
wohl die Baumwollernte von 1909 als auch die 
Preise waren in der Kampagne 1909/10 so ge- 
nügend hoch, daß die arbeitsame Bevölkerung 
Turkestans die Ausfälle der vorhergehenden 
weniger günstigen Baumwollernten ersetzen konnte. 
Im Frühjahr 1909 hatte die Bevölkerung Mittel- 
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1910. S. 520. 
  
asiens alle ihre letzten Kräfte daran gesetzt, um 
nach Möglichkeit die sehr günstigen Witterungs- 
verhältnisse auszunutzen. Diese Anstrengungen 
sind von einem so bedeutenden Erfolge gekrönt 
worden, daß die turkestanischen Baumwollpfleger 
ihre Schuldbeträge bei den großen Firmen stark 
vermindern konnten. Demnach begann die neue 
Periode der Aussaat 1910 bei einer günstigeren 
wirtschaftlichen Lage der Bevölkerung, die wieder- 
um dadurch die Möglichkeit erhalten hat, Kredit 
in dem für sie erforderlichen Umfange zu 
nehmen. Jene Schwierigkeiten, die bei der Be- 
willigung von Geld im Jahre 1909 gemacht
	        
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