Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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französischen Grenze) sehr ausgedehnte Marmor- 
lager entdeckt. Es handelt sich meist um dick- 
bankigen, reinweißen, daneben aber auch um 
grauen Marmor. Für Bildhauerzwecke erscheint 
ersterer bei seiner gleichmäßigen Farbe, seiner 
Durchsichtigkeit und seinem guten Bruch hervor- 
ragend geeignet. Mehrere Kisten mit Proben 
zur näheren Untersuchung befinden sich auf dem 
Transport. An Ort und Stelle könnte der Mar- 
mor zu Bauzwecken, ferner zur Kalkbereitung, 
sowohl als Ersatz für Zement als auch zur 
  
Düngung Verwendung finden; in letzterer Eigen- 
schaft ist er besonders für die in Adamaua beab- 
sichtigte Tabakkultur von Wichtigkeit. Das Lager 
befindet sich unweit des Mas Lue, eines schiff- 
baren Nebenflusses des Kebi, so daß Abtransport 
zu Schiff auf dem Benus-Niger bis zum Meere 
möglich ist. Allerdings ist die Schiffbarkeit des 
Flußweges besonders im Oberlauf des Benus 
mit seinen Nebenflüssen auf kurze Zeit des Jahres 
beschränkt. 
  
  
Kolonitalwirtschaftliche Oittellungen. 
Ostafrihonische Sisenbahngesellschaft.“) 
Für unsere Stammstrecke Daressalam — Mo- 
rogoro ist das abgelaufene Geschäftsjahr das erste 
mit vollem eigenen Betriebe gewesen. Im Vor- 
jahre ging der Betrieb noch teilweise für Rech- 
nung des Baues, und so kann zwar hinsichtlich 
der Betriebseinnahmen, nicht aber der Betriebs- 
ausgaben ein Vergleich zwischen 1909 und 1908 
gezogen werden. 
Größere Kosten sind uns wieder durch ver- 
mehrten Schottereinbau entstanden, weil sich die 
Dämme, namentlich während der großen Regen- 
zeit, noch erheblich setzen. An einigen besonders 
gefährlichen Stellen wurden die Böschungen ge- 
sichert. Mit solchen Arbeiten muß auch weiter 
fortgefahren werden, bis die Strecke die dem 
Tropenregen widerstehende Festigkeit erlangt hat. 
Auch muß auf die größeren Anforderungen des 
Baubetriebes und auf die neuen schwereren Fahr- 
zeuge Rücksicht genommen werden. 
Namhafte Erweiterungs= und Neubauten 
wurden auf der alten Strecke nicht ausgeführt. 
Die Beamtenhäuser in Daressalam, deren Bau 
im Jahre 1908 begonnen hatte, sind fertig und 
bezogen. Die Bureaus in Daressalam mußten 
vergrößert werden. 
Am Hafen von Daressalam wird ein 
dritter elektrisch betriebener Transporter für das 
größer gewordene Lösch= und Ladegeschäft auf- 
gestellt und ein neuer Personen-Landesteg ein- 
gebaut. 
Die Fahrzeuge sind zur Beförderung der 
Baumaterialien für den Weiterbau unserer Bahn 
weiter vermehrt worden. Die Anschaffungskosten 
werden aus dem Neubaufonds bestritten. 
Der Betriebsmittelpark umfaßte am Ende 
des Geschäftsjahres: 
32 Lokomotiven, 13 Wasserwagen, 1 Revisions- 
wagen (vierachsig), 12 Personenwagen (5. I./II., 
*) Aus dem sechsten Geschäftsbericht (1909.) 
  
2 III., 5 IV. Kl.), 4 Gepäckwagen, 30 gedeckte 
Güterwagen, 148 offene Güterwagen (davon 
25 Mittelbord= und 10 Hochbordwagen), 60 Schie- 
nenwagen, 7 Motordraisinen, 23 Bahnmeister- 
wagen. 
Im Bau befanden sich am Ende des Geschäfts- 
jahres: 
12 Lokomotiven, 10 Wasserwagen, 1 Revisions- 
wagen (vierachsig), 3 Personenwagen I./II. Kl. 
(vierachsig), 5 gedeckte Güterwagen (vierachsig), 
10 offene Güterwagen (vierachsig), 2 Motor- 
draisinen, die sämtlich noch in diesem Jahre ge- 
liefert werden sollen. 
Im regelmäßigen Betriebe verkehrte je ein 
gemischter Zug in der Richtung Daressalam — 
Morogoro jeden Montag, Mittwoch und Freitag 
und in der Richtung Morogoro —Daressalam 
jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. Als 
Baugüge wurden mit einigen Ausnahmen täglich 
zwei Materialzüge gefahren. 
Am 1. Januar 1910 haben wir die Strecke 
Morogoro—Kilossa (81 km) von der Bau- 
firma übernommen und dem öffentlichen Betriebe 
übergeben. 
Die Arbeiten an der Weiterbanstrecke haben 
gute Fortschritte gemacht. Die Tracierungs- 
arbeiten sind zu Ende; das Gleis liegt bis 
km 240. So weit ungefähr befördern auch die 
Bauzüge, die täglich verkehren, Personen und 
Güter. 
Die elektrische Zentrale hat im vergangenen 
Geschäftsjahre den Ansprüchen noch genügt, doch 
für den in diesem Jahre infolge weiterer An- 
schlüsse zu erwartenden größeren Stromverbrauch 
ist die ursprünglich nur für unseren eigenen Be- 
darf eingerichtete Anlage unzureichend. Es mußte 
eine größere Antriebmaschine und ein größerer 
Dynamo beschafft und die Akkumulatorenbatterie 
vergrößert werden. Die neue Anlage wird vor- 
aussichtlich Ende dieses Jahres in Betrieb gesetzt 
werden.
	        
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