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innerte, kennzeichnet sich vom Gebirgsaustritt an
als reine Erosionsrinne, die nur 2 bis 3 m tief
in eine mit scharfem Kalkgeröll bedeckte, teilweise
mit Brackbusch bestandene Fläche eingerissen ist.
Der Kalk erstreckt sich noch bis etwa 35 km westlich
Awabes, wo er in typische Namibfläche übergeht.
Im Bett des Tsondab steht ein schöner Be-
stand alter Giraffenakazien und hin und wieder
finden sich, besonders bei Awabes und der Schwarzen
Kuppe, große Feigenbäume (kicus damarensis).
35 km unterhalb Awabes werden die Ufer höher.
Einige 30 bis 40 m über die Talsohle reichende
Tafelbergformationen und Spitzkuppen bilden hier
die nördlichsten Vertreter der dem Namalande
eigenen „Inselformationen“, die am typischsten
östlich Unis (gegenüber der Naukluft) auftreten.
Bald treten von Süden her rote Flugsand-
Dünen, spärlich mit Stechgras bewachsen, in spitzem
Winkel an den Tsondab heran, überschreiten ihn
aber nirgends. Zwischen den Dünen stehen
größere Gruppen abgestorbener alter Giraffen-
akazien, ein Beweis dafür, wie die Dünen all-
mählich nach Osten und Norden vorschreiten.
Auch im Revierbett selbst treten abgestorbene
Haine in immer größerer Zahl und Ausdehnung
auf. Hunderttausende von Kubikmetern besten
Brennholzes gehen hier zugrunde.
Bis 68 km unterhalb Awabes behält der
Tsondab rein westliche Richtung bei. Hier hat
er sich durch eine etwas höhere Terrasse hindurch-
arbeiten müssen. Auf dem linken Ufer ist sie von
einer hohen Düne überlagert, die bis ins Revier
reicht, das rechte Ufer fällt 50 bis 60 m steil ab.
In dieser Enge hat das reichlichere Grundwasser
mächtige Giraffenakazien hervorgebracht. Einen
Baum maß ich 1 m über dem Erdboden mit
einem Umfange von 7,80 m.
Bei dieser Enge macht der Tsondab eine starke
Biegung nach Nordnordwest und erweitert sein
Tal auf 1,5 bis 2 km. Zur Linken begleitet
ihn ein geschlossener Wall hoher, roter Flugsand-
dünen, zur Rechten wird das Tal durch den bis
60 m hohen Steilabfall der Fläche begrenzt, die
von der sog. Schanzwüste aus hierher herüber-
reicht.)
Noch 18 km weit behält der Tsondab die
gleiche Richtung bei, dann lagert sich ihm ein
hohes, massiges Dünengebiet vor. Ein Ausbiegen
nach Westen war nicht möglich. So machte er
noch einen kurzen vergeblichen Versuch, sich nach
Nordosten durchzuschlagen. Abkommende Wasser
— — ——
*) Ich schreibe absichtlich Schanzwüste und Schanz-
berg, in der Hoffnung, daß die durch die Kriegskarte
allgemein gewordene Verballhornisierung von Skanz
(— Schanz) in Gans von den neueren Karten wieder
verschwinden wird.
stauen sich hier in einer etwa 1 qkm großen
Vley, an deren Südseite ein abgestorbener Hain
großer Bäume steht. Das ist das Ende des
Tsondab-Laufes. Das Vorhandensein so vieler
abgestorbener Bäume, die nicht etwa an Alter-
schwäche eingingen, denn man sieht auch viele
junge Bäume darunter, und der Umstand, daß
die gleiche Erscheinung am unteren Kuiseb und
besonders am unteren Tsauchab zu beobachten
ist, scheinen mir ein Glied mehr in der Beweis-
kette für die von Meteorologen angefochtene Be-
hauptung zu sein, daß das Schutzgebiet noch in
neuerer Zeit eine regenreichere Klimaperiode durch-
gemacht hat, als wir sie jetzt haben.
Ich bemerke vorweg, daß ich die Frage nach
dem Verbleib der Tsondab-Wasser nicht beant-
worten kann.
Vom unteren Flußlauf aus erstreckt sich noch
weit nach Nordwesten ein Flächenrücken, der von
einzelnen Sanddünen überlagert, im allgemeinen
aber sandfrei ist. Er fällt nach Südwesten und
nach Nordosten ab. Es ist nicht ausgeschlossen,
daß die jetzt von Dünen überlagerte Senke zwischen
diesem Rücken und dem Plateau, in das sich der
Kuiseb-Unterlauf hineingefressen hat, die Tsondab-
Wasser zum Meere führt, und dann würde auch
die landläufige Ansicht richtig sein können, daß
der Tsondab bei Sandwichhafen mündet. Mir
persönlich ist diese Ansicht, die zwei große Flüsse
fast 100 km weit nur 15 bis 20 km voneinander
entfernt in einer spitz zur Küste verlaufenden
Richtung fließen läßt, niemals recht annehmbar
erschienen.
Wenige hundert Meter nordöstlich der Vley
am Tsondab-Ende liegt in den Dünen eine mit
saftigem Brackbusch bestandene Pfanne, die um-
somehr ins Auge fällt, als alle anderen, zwischen
den Dünen gelegenen Pfannen durchaus vege-
tationslos sind. Vielleicht weist dies darauf hin,
auch den Weiterlauf des Tsondab in nördlicher
Richtung zu suchen. Dann würde er also ein
linker Nebenfluß des Kuiseb sein. Aber man
sollte annehmen, daß in dem 250 m tiefen Kanon
des Kuiseb, dessen Südufer allerdings im Dünen-
sand begraben ist, das Hinzukommen einer be-
deutenderen Wassermenge erkennbar sein müßte.
Denn wenn der sichtbare Tsondab-Lauf auch nur
125 km lang ist und die unteren 85 km ein
Gebiet mit sehr geringem Regenfall durchfließen,
so bringt der Tsondab doch aus der Büllsporter
Ebene sowie aus dem Naukluft= und dem Zariser-
Gebirge so viel Wasser zu Tal, daß ein völliges
Verdunsten oder Versickern bis zum oberirdischen
Tsondab-Ende nicht gut anzunehmen ist.
Es ist nicht ausgeschlossen, daß eine weitere
Untersuchung der kurzen Strecke zwischen Hudaub