Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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innerte, kennzeichnet sich vom Gebirgsaustritt an 
als reine Erosionsrinne, die nur 2 bis 3 m tief 
in eine mit scharfem Kalkgeröll bedeckte, teilweise 
mit Brackbusch bestandene Fläche eingerissen ist. 
Der Kalk erstreckt sich noch bis etwa 35 km westlich 
Awabes, wo er in typische Namibfläche übergeht. 
Im Bett des Tsondab steht ein schöner Be- 
stand alter Giraffenakazien und hin und wieder 
finden sich, besonders bei Awabes und der Schwarzen 
Kuppe, große Feigenbäume (kicus damarensis). 
35 km unterhalb Awabes werden die Ufer höher. 
Einige 30 bis 40 m über die Talsohle reichende 
Tafelbergformationen und Spitzkuppen bilden hier 
die nördlichsten Vertreter der dem Namalande 
eigenen „Inselformationen“, die am typischsten 
östlich Unis (gegenüber der Naukluft) auftreten. 
Bald treten von Süden her rote Flugsand- 
Dünen, spärlich mit Stechgras bewachsen, in spitzem 
Winkel an den Tsondab heran, überschreiten ihn 
aber nirgends. Zwischen den Dünen stehen 
größere Gruppen abgestorbener alter Giraffen- 
akazien, ein Beweis dafür, wie die Dünen all- 
mählich nach Osten und Norden vorschreiten. 
Auch im Revierbett selbst treten abgestorbene 
Haine in immer größerer Zahl und Ausdehnung 
auf. Hunderttausende von Kubikmetern besten 
Brennholzes gehen hier zugrunde. 
Bis 68 km unterhalb Awabes behält der 
Tsondab rein westliche Richtung bei. Hier hat 
er sich durch eine etwas höhere Terrasse hindurch- 
arbeiten müssen. Auf dem linken Ufer ist sie von 
einer hohen Düne überlagert, die bis ins Revier 
reicht, das rechte Ufer fällt 50 bis 60 m steil ab. 
In dieser Enge hat das reichlichere Grundwasser 
mächtige Giraffenakazien hervorgebracht. Einen 
Baum maß ich 1 m über dem Erdboden mit 
einem Umfange von 7,80 m. 
Bei dieser Enge macht der Tsondab eine starke 
Biegung nach Nordnordwest und erweitert sein 
Tal auf 1,5 bis 2 km. Zur Linken begleitet 
ihn ein geschlossener Wall hoher, roter Flugsand- 
dünen, zur Rechten wird das Tal durch den bis 
60 m hohen Steilabfall der Fläche begrenzt, die 
von der sog. Schanzwüste aus hierher herüber- 
reicht.) 
Noch 18 km weit behält der Tsondab die 
gleiche Richtung bei, dann lagert sich ihm ein 
hohes, massiges Dünengebiet vor. Ein Ausbiegen 
nach Westen war nicht möglich. So machte er 
noch einen kurzen vergeblichen Versuch, sich nach 
Nordosten durchzuschlagen. Abkommende Wasser 
— — —— 
*) Ich schreibe absichtlich Schanzwüste und Schanz- 
berg, in der Hoffnung, daß die durch die Kriegskarte 
allgemein gewordene Verballhornisierung von Skanz 
(— Schanz) in Gans von den neueren Karten wieder 
verschwinden wird. 
  
stauen sich hier in einer etwa 1 qkm großen 
Vley, an deren Südseite ein abgestorbener Hain 
großer Bäume steht. Das ist das Ende des 
Tsondab-Laufes. Das Vorhandensein so vieler 
abgestorbener Bäume, die nicht etwa an Alter- 
schwäche eingingen, denn man sieht auch viele 
junge Bäume darunter, und der Umstand, daß 
die gleiche Erscheinung am unteren Kuiseb und 
besonders am unteren Tsauchab zu beobachten 
ist, scheinen mir ein Glied mehr in der Beweis- 
kette für die von Meteorologen angefochtene Be- 
hauptung zu sein, daß das Schutzgebiet noch in 
neuerer Zeit eine regenreichere Klimaperiode durch- 
gemacht hat, als wir sie jetzt haben. 
Ich bemerke vorweg, daß ich die Frage nach 
dem Verbleib der Tsondab-Wasser nicht beant- 
worten kann. 
Vom unteren Flußlauf aus erstreckt sich noch 
weit nach Nordwesten ein Flächenrücken, der von 
einzelnen Sanddünen überlagert, im allgemeinen 
aber sandfrei ist. Er fällt nach Südwesten und 
nach Nordosten ab. Es ist nicht ausgeschlossen, 
daß die jetzt von Dünen überlagerte Senke zwischen 
diesem Rücken und dem Plateau, in das sich der 
Kuiseb-Unterlauf hineingefressen hat, die Tsondab- 
Wasser zum Meere führt, und dann würde auch 
die landläufige Ansicht richtig sein können, daß 
der Tsondab bei Sandwichhafen mündet. Mir 
persönlich ist diese Ansicht, die zwei große Flüsse 
fast 100 km weit nur 15 bis 20 km voneinander 
entfernt in einer spitz zur Küste verlaufenden 
Richtung fließen läßt, niemals recht annehmbar 
erschienen. 
Wenige hundert Meter nordöstlich der Vley 
am Tsondab-Ende liegt in den Dünen eine mit 
saftigem Brackbusch bestandene Pfanne, die um- 
somehr ins Auge fällt, als alle anderen, zwischen 
den Dünen gelegenen Pfannen durchaus vege- 
tationslos sind. Vielleicht weist dies darauf hin, 
auch den Weiterlauf des Tsondab in nördlicher 
Richtung zu suchen. Dann würde er also ein 
linker Nebenfluß des Kuiseb sein. Aber man 
sollte annehmen, daß in dem 250 m tiefen Kanon 
des Kuiseb, dessen Südufer allerdings im Dünen- 
sand begraben ist, das Hinzukommen einer be- 
deutenderen Wassermenge erkennbar sein müßte. 
Denn wenn der sichtbare Tsondab-Lauf auch nur 
125 km lang ist und die unteren 85 km ein 
Gebiet mit sehr geringem Regenfall durchfließen, 
so bringt der Tsondab doch aus der Büllsporter 
Ebene sowie aus dem Naukluft= und dem Zariser- 
Gebirge so viel Wasser zu Tal, daß ein völliges 
Verdunsten oder Versickern bis zum oberirdischen 
Tsondab-Ende nicht gut anzunehmen ist. 
Es ist nicht ausgeschlossen, daß eine weitere 
Untersuchung der kurzen Strecke zwischen Hudaub
	        
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