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mit Kokospalmen und Terminalia. An der Pro-
menade entlang und auch sonst in der Nähe des
Gouvernementsgebäudes tritt eine überall mit
Zement eingefaßte Wasserleitung zutage. Sie ist
mit Hahnen versehen und wird aus den Bergen
gespeist. Sehr sympathisch wirkt eine gedeckte
zementierte Markthalle. Große Gemüsepflanzungen
werden außerhalb der Stadt unterhalten; aber
auch zwischen verwilderten Planten und hohem
Gras schauen kleine Gärten mit Kohl, Bohnen
und Erbsen hervor. Die Wohnzone der Weißen
und Farbigen ist in Libreville nicht so korrekt
durchgeführt, wie ich es in andern französischen
Niederlassungen, wie z. B. in Brazzaville, ge-
funden habe.
Die Lage des Hospitals ist eine beherrschende,
seine Umgebung gut gehalten. Die beiden Ge-
bäude bestehen aus gewölbtem Erdgeschoß und
zwei Stockwerken, alles in Eisen= und Beton-
konstruktion. Wie es bei den Franzosen allgemein
üblich ist, sind die Verwaltungsräume sehr ge-
räumig. Große Räume beansprucht auch die
Apotheke. Dagegen ist das Laboratorium sehr
klein und dunkel. Etatsmäßig sind drei Militär-
ärzte, ein Stabsarzt und zwei Oberärzte, angestellt.
Davon ist einer für die Truppe verfügbar. Einen
Oberarzt lernte ich kennen und besuchte unter
seiner Führung das Farbigenhospital. Die Far-
bigen liegen auf Betten mit Strohmatratzen, die
bei Neubelegung frisch gefüllt und gewaschen
werden. An Fenstern und Türen ist kein Mos-
kito-Fliegenschutz angebracht. Infolgedessen wim-
meln die Räume in der Trockenzeit von Fliegen,
die von den Kranken mit den auch in Kamerun
üblichen besenartigen Instrumenten abgewehrt
werden. Nur in der Abteilung für Privatkranke
bemerkte ich an einem Bette ein Gestell für ein
Mositonetz.
Es befanden sich drei Schlafkranke aus
Loangho in Behandlung. Die Schlafkrankheit
soll nach Aussage des Oberarztes in Gabun nicht
vorkommen.
Am 10. August landeten wir in der kleinen
französischen Niederlassung Cap Lopez. Die
flache Niederlassung war sehr schön gehalten,
besonders die am Strand sich entlangziehende
Kokospalmenallee. Wasserleitung ist vorhanden.
Die Hauptausfuhr ist Bauholz. Die großen
Stämme werden in Flößen geschleppt und auf
französische Dampfer verladen.
Am 13. August kamen wir in Loangho,
der Heimat der Elfenbeinschnitzer, an. Die An-
siedlung ist auf einer schwach mit Büschen be-
setzten, 200 m hohen Küste, die ziemlich steil ins
Meer abfällt, prächtig gelegen. An manchen
Stellen sieht man vom Meere aus durch Erosion
bloßgelegten roten Felsen. Die farbige Bevölke-
rung ist völlig aus der Wohnungszone der Euro-
päer verbannt. Loangho hat in der neuen Zeit
seine Bedeutung verloren. Man hofft auf den
Bau einer Bahn nach Brazzaville. Loangho ist
mit Libreville und Brazzaville telegraphisch ver-
bunden; in nächster Zeit soll auch drahtlose Tele-
graphie eingeführt werden; der Kredit hierzu ist
bereits bewilligt. Wenn diese Verkehrsmittel in
Tätigkeit getreten sind, glaubt man, daß der Sitz
des französischen Gouvernements hierher verlegt
werden wird. Wasserleitung ist nicht vorhanden,
die Folge häufiges Vorkommen der Dysenterie.
Das Wasser wird aus einer in der Trockenzeit
sehr guten Felsquelle geholt. In der Regenzeit
(Oktober bis Mai) wird über das Vorkommen
vieler Moskitos geklagt.
Während die Umgebung Librevilles aus Ur-
wald besteht, überwiegt hier Steppenlandschaft,
die durch Gruppen alter üppig wuchernder
Mangobäume, Kokospalmen, Bambus und weit
ausgedehnte Anpflanzungen von Kassada unter-
brochen wird. Die Landschaft wird von einem
Flüßchen mit Ablagerungen rötlichen Sandes
durchströmt. Die katholische Mission Loangho
(Bischofssitz) liegt etwa eine halbe Stunde von
der Niederlassung entfernt; sie wurde von mir
besucht, weil sie einen interessanten Gemüse= und
Obstgarten mit einer in der Trockenzeit trefflichen
Bewässerung besitzt. Von Obst werden kernlose
Varietäten gezüchtet. Auch mit einer Anzahl
einheimischer Früchte werden Versuche gemacht.
Die Mission besitzt eine Herde braunen, buckel-
losen und kleinen Rindviehs. Es ist eingeborenes
Vieh von Conakry, das keine Milch gibt und als
Schlachtvieh verwendet wird. Man beabsichtigt,
es mit bretonischem Vieh zu kreuzen, um Milch-
ertrag zu erzielen. Bemerkenswert ist der schöne
Zustand der Rinder infolge hervorragender Stall-
pflege. Tagsüber geht das Vieh auf der großen,
dem Meere zu gelegenen, mit einzelnen Büschen
und Bäumen besetzten Ebene zur Weide. Die
Kastration der Bullen wird durch Missionsleute
besorgt. Tsetse-Krankheit soll bei diesem Rinde
nicht vorkommen. Dagegen leidet es in der
Regenzeit an Durchfall und geht vielfach daran
ein. Glossinen sollen vereinzelt vorkommen. Der
Bischof und die Patres erzählten von massenhaft
vorkommender Schlafkrankheit, leiten aber die
Ubertragung der Krankheit von Vorgängen ab,
die den neuesten Forschungen nicht entsprechen.
Auch ein Europäer ist hier von der Schlaf-
krankheit befallen worden und nach drei Monaten
gestorben. Ein sehr rüstig aussehender Bruder
der katholischen Mission lebt mit nur drei kurzen
Unterbrechungen schon 35 Jahre in Afrika.
Am 15. August wurde einige Ladung in
Kuilu abgegeben, aber an dem großen Sand-