Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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mit Kokospalmen und Terminalia. An der Pro- 
menade entlang und auch sonst in der Nähe des 
Gouvernementsgebäudes tritt eine überall mit 
Zement eingefaßte Wasserleitung zutage. Sie ist 
mit Hahnen versehen und wird aus den Bergen 
gespeist. Sehr sympathisch wirkt eine gedeckte 
zementierte Markthalle. Große Gemüsepflanzungen 
werden außerhalb der Stadt unterhalten; aber 
auch zwischen verwilderten Planten und hohem 
Gras schauen kleine Gärten mit Kohl, Bohnen 
und Erbsen hervor. Die Wohnzone der Weißen 
und Farbigen ist in Libreville nicht so korrekt 
durchgeführt, wie ich es in andern französischen 
Niederlassungen, wie z. B. in Brazzaville, ge- 
funden habe. 
Die Lage des Hospitals ist eine beherrschende, 
seine Umgebung gut gehalten. Die beiden Ge- 
bäude bestehen aus gewölbtem Erdgeschoß und 
zwei Stockwerken, alles in Eisen= und Beton- 
konstruktion. Wie es bei den Franzosen allgemein 
üblich ist, sind die Verwaltungsräume sehr ge- 
räumig. Große Räume beansprucht auch die 
Apotheke. Dagegen ist das Laboratorium sehr 
klein und dunkel. Etatsmäßig sind drei Militär- 
ärzte, ein Stabsarzt und zwei Oberärzte, angestellt. 
Davon ist einer für die Truppe verfügbar. Einen 
Oberarzt lernte ich kennen und besuchte unter 
seiner Führung das Farbigenhospital. Die Far- 
bigen liegen auf Betten mit Strohmatratzen, die 
bei Neubelegung frisch gefüllt und gewaschen 
werden. An Fenstern und Türen ist kein Mos- 
kito-Fliegenschutz angebracht. Infolgedessen wim- 
meln die Räume in der Trockenzeit von Fliegen, 
die von den Kranken mit den auch in Kamerun 
üblichen besenartigen Instrumenten abgewehrt 
werden. Nur in der Abteilung für Privatkranke 
bemerkte ich an einem Bette ein Gestell für ein 
Mositonetz. 
Es befanden sich drei Schlafkranke aus 
Loangho in Behandlung. Die Schlafkrankheit 
soll nach Aussage des Oberarztes in Gabun nicht 
vorkommen. 
Am 10. August landeten wir in der kleinen 
französischen Niederlassung Cap Lopez. Die 
flache Niederlassung war sehr schön gehalten, 
besonders die am Strand sich entlangziehende 
Kokospalmenallee. Wasserleitung ist vorhanden. 
Die Hauptausfuhr ist Bauholz. Die großen 
Stämme werden in Flößen geschleppt und auf 
französische Dampfer verladen. 
Am 13. August kamen wir in Loangho, 
der Heimat der Elfenbeinschnitzer, an. Die An- 
siedlung ist auf einer schwach mit Büschen be- 
setzten, 200 m hohen Küste, die ziemlich steil ins 
Meer abfällt, prächtig gelegen. An manchen 
Stellen sieht man vom Meere aus durch Erosion 
bloßgelegten roten Felsen. Die farbige Bevölke- 
  
rung ist völlig aus der Wohnungszone der Euro- 
päer verbannt. Loangho hat in der neuen Zeit 
seine Bedeutung verloren. Man hofft auf den 
Bau einer Bahn nach Brazzaville. Loangho ist 
mit Libreville und Brazzaville telegraphisch ver- 
bunden; in nächster Zeit soll auch drahtlose Tele- 
graphie eingeführt werden; der Kredit hierzu ist 
bereits bewilligt. Wenn diese Verkehrsmittel in 
Tätigkeit getreten sind, glaubt man, daß der Sitz 
des französischen Gouvernements hierher verlegt 
werden wird. Wasserleitung ist nicht vorhanden, 
die Folge häufiges Vorkommen der Dysenterie. 
Das Wasser wird aus einer in der Trockenzeit 
sehr guten Felsquelle geholt. In der Regenzeit 
(Oktober bis Mai) wird über das Vorkommen 
vieler Moskitos geklagt. 
Während die Umgebung Librevilles aus Ur- 
wald besteht, überwiegt hier Steppenlandschaft, 
die durch Gruppen alter üppig wuchernder 
Mangobäume, Kokospalmen, Bambus und weit 
ausgedehnte Anpflanzungen von Kassada unter- 
brochen wird. Die Landschaft wird von einem 
Flüßchen mit Ablagerungen rötlichen Sandes 
durchströmt. Die katholische Mission Loangho 
(Bischofssitz) liegt etwa eine halbe Stunde von 
der Niederlassung entfernt; sie wurde von mir 
besucht, weil sie einen interessanten Gemüse= und 
Obstgarten mit einer in der Trockenzeit trefflichen 
Bewässerung besitzt. Von Obst werden kernlose 
Varietäten gezüchtet. Auch mit einer Anzahl 
einheimischer Früchte werden Versuche gemacht. 
Die Mission besitzt eine Herde braunen, buckel- 
losen und kleinen Rindviehs. Es ist eingeborenes 
Vieh von Conakry, das keine Milch gibt und als 
Schlachtvieh verwendet wird. Man beabsichtigt, 
es mit bretonischem Vieh zu kreuzen, um Milch- 
ertrag zu erzielen. Bemerkenswert ist der schöne 
Zustand der Rinder infolge hervorragender Stall- 
pflege. Tagsüber geht das Vieh auf der großen, 
dem Meere zu gelegenen, mit einzelnen Büschen 
und Bäumen besetzten Ebene zur Weide. Die 
Kastration der Bullen wird durch Missionsleute 
besorgt. Tsetse-Krankheit soll bei diesem Rinde 
nicht vorkommen. Dagegen leidet es in der 
Regenzeit an Durchfall und geht vielfach daran 
ein. Glossinen sollen vereinzelt vorkommen. Der 
Bischof und die Patres erzählten von massenhaft 
vorkommender Schlafkrankheit, leiten aber die 
Ubertragung der Krankheit von Vorgängen ab, 
die den neuesten Forschungen nicht entsprechen. 
Auch ein Europäer ist hier von der Schlaf- 
krankheit befallen worden und nach drei Monaten 
gestorben. Ein sehr rüstig aussehender Bruder 
der katholischen Mission lebt mit nur drei kurzen 
Unterbrechungen schon 35 Jahre in Afrika. 
Am 15. August wurde einige Ladung in 
Kuilu abgegeben, aber an dem großen Sand-
	        
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