Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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strand herrschte eine so gewaltige Dünung, daß 
ein Boot des Dampfers kenterte. Ein Batanga- 
boy brach das Genick und sechs andere wurden 
mehr oder weniger verwundet. Daraufhin wurde 
ein neuer Landungsversuch aufgegeben und die 
Weiterfahrt angetreten. 
Am 17. August trafen wir in Landana ein. 
Auch hier sind die Landungsverhältnisse äußerst 
ungünstig. Die Faktoreien sind zu beiden Seiten 
des Flusses in der Nähe ausgedehnter Mangroven- 
waldungen gelegen, in denen eine Masse Glossinen 
vorkommen. Mehrere Dörfer der Eingeborenen 
wurden nach großen Verlusten durch die Schlaf- 
krankheit verlassen. Viele Alligatoren bevölkern 
den fischreichen, kleinen Fluß. Hier wurde mir 
ein Lungenfisch (Protopterus) gezeigt, der aber 
nicht häufig vorkommen soll. Beim Besuche des 
portugiesischen Arztes, der der französischen Sprache 
etwas mächtig ist, besichtigte ich das kleine 
Hospital, das keine Kranken enthielt und als 
Wohnung des Militärarztes (Oberarztes) diente. 
Das Hospital liegt wundervoll mit Aussicht auf 
das Meer, am Abhange eines 300 m hohen 
Hügels, dessen Spitze die Gouvernementsgebäude 
krönen. In der Regenzeit gibt es hier sehr viele 
Moskitos. 
Am 18. August wurde nach Cabinda 
weitergefahren. Ich besuchte den dort stationierten 
portugiesischen Militärarzt, der mir die Hospital-= 
anlage zeigte, große ausgedehnte Gebäude mit 
Eisenkonstruktion und praktischen Rundhallen mit 
Oberlüftung. Auch hier war keinerlei Fliegen- 
und Moskitonetz angebracht. Jede der Hallen 
hatte ungefähr zwölf Betten. Die Farbigen 
waren ebenso wie die Weißen in eisernen Bett- 
stellen mit Strohsäcken untergebracht. Kranke 
Weiße befanden sich nicht im Hospital. Be- 
merkenswert war ein sehr hübscher Gemüsegarten 
mit Wasserleitung. Aus einer reinlich gehaltenen 
zementierten Zisterne wird das Wasser in gedeckte 
große Reservoirs gepumpt, die das Hospital und 
auch die Klosetts versorgen. Beim Hospital be- 
findet sich auf einem Turm ein kleines meteoro- 
logisches Observatorium mit Quecksilberbarometern, 
Aneroiden und Verdunstungsmessern. 
Die Dienstperiode beträgt für Cabin da drei 
Jahre, für Loanda fünf Jahre. Die Chinin- 
prophylaxe wird durch 0,3 pro die durchgeführt. 
Die Umgebung des Hospitals und der Re- 
gierungsgebäude macht einen sehr guten Eindruck. 
Ganze Alleen eines dem Eucalyptus verwandten 
Baumes mit sehr raschem Wachstum und aroma- 
tisch duftenden Blättern sind dort angepflanzt. 
Der Mangobaum kommt sehr häufig vor; auf 
dem Wege zur katholischen Mission gewahrte ich 
eine Herde langhornigen, sehr stattlichen, in gutem 
  
Ernährungszustande befindlichen Rindviehs. Es 
war Schlachtvieh für Cabinda. 
Sehr interessant war der Garten der katho- 
lischen Mission, die Cabinda mit Gemüse versorgt. 
Der Gemüsebau ist nur in der Trockenzeit durch- 
zuführen, mit Ausnahme des Salates, der aus 
Samen gezogen und das ganze Jahr hindurch 
gepflanzt wird. 
Es werden Versuche mit Apfeln gemacht, die 
jedoch bis jetzt mißlungen sind; die Früchte sind 
klein und ungenießbar. Auch die Weinrebe ist 
angepflanzt, bis jetzt allerdings ohne Resultat. 
Ein Spargelbeet liefert sehr gute Ausbeute. 
Die Mission besteht in ihrer jetzigen Gestalt 
seit fünfzehn Jahren; ich fand zwei französische 
Patres vor. Ein Zeuge bewegter Vergangenheit 
ist eine dort befindliche Kanone, wahrscheinlich 
englischen Ursprungs, aus dem Jahre 1802. Die. 
Farbigen dieser Kolonie sollen außerordentlich 
friedfertig sein; es gibt ziemlich viele Mulatten, 
von denen einige es zu Reichtum gebracht haben. 
Die Schlafkrankheit soll große Opfer unter den 
Eingeborenen fordern. Glossinen hat der Arzt, 
der schon längere Zeit sich in Cabinda aufhält, 
nicht beobachtet. 
Um Mitternacht wurde von Cabinda abge- 
fahren, am 19. August lief der Dampfer bei 
Banana in die Kongomündung ein. 
Der Fluß ist von weiten Ebenen begrenzt, 
die Ufer sind wie bei allen nicht regulierten 
Flüssen unterwaschen. Das Wasser war zur Zeit 
nicht sehr trübe, jedenfalls nicht so mit Löß 
gemischt wie der Nil oder der Yangtsekiang. Auf 
den ausgedehnten grünen Wiesen des Mündungs- 
gebietes weideten Rinderherden des großen 
Schlages, wie ich sie in Cabinda gesehen hatte. 
Nachmittags wurde in Boma gelandet. 
Leider war der Aufenthalt dort so kurz, daß ich 
keinen Besuch in den Hospitälern machen konnte. 
Es sind übrigens nur wenige Schlafkranke dort. 
Boma ist eine sehr gut angelegte Stadt; das 
Prinzip der Scheidung von schwarzer und weißer 
Bevölkerung ist durchgeführt. Schöne Garten- 
anlagen fallen in die Augen. Dagegen erzeugen 
zwei große Sümpfe, die von dem nicht im min- 
desten regulierten Flusse gespeist werden, eine 
Menge Moskitos, und Glossinen kommen mitten 
in der Stadt vor. 
Die „Axim“ nahm von Boma den Kurs 
flußaufwärts nach Matadi. Von Boma an be- 
ginnen die Flußufer sich allmählich zu steilen 
Höhen von 200 bis 600 Metern zu erheben. 
Die waldlosen Berge waren schwarz von frisch 
verbranntem Gras; an vielen Stellen loderten 
noch die schnell dahineilenden Brände, wie ich 
sie im Februar 1908 am Sanaga beobachtet 
hatte. In den Schluchten zeigten sich einzelne
	        
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