Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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vorigen Jahre. Die Anbaufläche unter Baum- 
wolle ist nicht erheblich größer als im Jahre 1909. 
Kaukasus. Im Gouvernement Kutais be- 
gann die Blüte der Baumwolle schon im April 
und an einzelnen Stellen im Mai, bei warmem 
Wetter, wobei im Mai häufige Regenfälle vor- 
kamen. Man erwartet daher eine um 5 bis 
10 v. H. höhere Baumwollernte als 1909. Unter 
Baumwolle sind 800 Dess. Land, etwa 89 bis 
100 Dess. mehr als im vorigen Jahre. 
Im Gouvernement Eriwan ist der Stand 
der Baumwollsaaten in den Kreisen Etschmiadfin, 
Surmali und Eriwan fast überall sehr gut, mit 
Ausnahme einiger Plantagen, die vom Hagelschlag 
gelitten haben. Man erwartet eine etwa um 
10 bis 25 v. H. bessere Ernte als 1909. Die 
Anbaufläche unter Baumwolle hat gegen das 
vorige Jahr um 15 bis 20 v. H. zugenommen. 
(Nach der Torg. Prom. Gazeta.) 
Baumwollandau auf Ceylon. 
Auch in Ceylon werden Anstrengungen ge- 
macht, um die Baumwollkultur heimisch zu machen. 
Die Agricultural Society, die sich der leb- 
haften Unterstützung der Regierung erfreut, hat 
durch mehrjährige Versuche bewiesen, daß ägyptische 
und „Sea Island“-Baumwolle in den östlichen 
und nördlichen Provinzen mit Erfolg angebaut 
werden kann, zumal in solchen Gebieten, die in- 
solge ihrer großen Trockenheit nichts anderes 
hervorbringen. 
Der Inangriffnahme des Baumwollbaues im 
großen Stile steht jedoch mancherlei entgegen. 
Zunächst hat der Anbau der Kautschuk= und 
der Kokosnußplantagen das Interesse derart ab- 
sorbiert, daß alles andere darüber vernachlässigt 
wird. Alle verfügbaren Arbeitskräfte werden 
dorthin gezogen und finden lohnende Beschäftigung. 
Eine andere Schwierigkeit liegt in der Bewässerung 
der in Frage kommenden Gebiete. 
Der landwirtschaftliche Direktor von Nyassa, 
Herr J. St. J. M Coll, berichtete über seine 
auf Ceylon gemachten Studien schon im März 
1909, daß die Baumwollkultur in den trockenen 
Gebieten Ceylons während der heißen Jahreszeit 
eine große Zukunft haben sollte, immer voraus- 
gesetzt, daß geeignete Bewässerung vorhanden ist. 
Zurzeit sind etwa 80 000 ha in berieselungs- 
fähigen Gebieten verfügbar, die beträchtlich ver- 
mehrt werden könnten, ohne mit bereits be- 
stehenden Kulturen zu kollidieren. Die Nordprovinz 
allein besitzt 800 000 ha geeignetes Land, von 
denen erst 30 000 ha bebaut sind. Der Boden 
eignet sich vorzüglich, da er aus dunklem Alluvium 
  
besteht, welches in hohem Grade die Fähigkeit 
besitzt, Feuchtigkeit aufzunehmen. . 
Die British Cotton Growing Association hat 
seit längerer Zeit eine Gin-Anlage in Colombo. 
Die Vertreter der Association haben jedoch falliert, 
und die Anlage ist in die Hände einer deutschen 
Firma übergegangen. 
Große Hoffnungen auf schnelle Ausbreitung 
der Kultur macht man sich aber aus den bereits 
angeführten Gründen einstweilen nicht. Nun 
kommt allerdings in Betracht, daß seit kurzer Zeit 
in Indien der Zoll auf Tabak stark erhöht worden 
ist. Ceylon führt das dort im Norden und Nord- 
osten heimische Produkt in nicht unbeträchtlichen 
Mengen aus. Im Jahre 1909 gingen etwa 
6 077 000 lbs im Werte von 1 238 000 Rs. 
nach Indien. Der bisher übliche Zoll von 90 Rs. 
pro candy — 560 lbs — ist am 25. Februar d. Js. 
auf sechs Wochen rückwirkend auf 900 Rs. pro 
candy hinaufgesetzt worden und sofort nach Be- 
willigung der neuen Zollgesetzgebung in Kraft 
getreten. Auch der bereits in Indien gelandete 
Tabak, der sich noch im bond (Freihafenbezirk) 
befindet, also noch nicht in den Konsum abgeführt 
war, wird davon betroffen. Die Ceylon-Tabak- 
pflanzer sind daher großen Verlusten ausgesetzt, 
weil die große Zollerhöhung eine Ausfuhr nach 
Indien in Zukunft unmöglich macht. Man rechnet 
daher damit, daß mindestens die Hälfte des jetzt 
unter Tabak stehenden Landes jedenfalls der 
Baumwollkultur den Platz räumen wird. 
Der Gouverneur ist zugunsten der Betroffenen 
bei der indischen Regierung vorstellig geworden, 
doch gibt man sich in bezug auf den Erfolg keinen 
großen Hoffnungen hin. 
Wenn aber auch der Tabak durch Baumwolle 
ersetzt wird, dürfte es sich in den nächsten Jahren 
für die Ausfuhr doch nur um Mengen handeln, 
die im Vergleich zu dem stets wachsenden Ver- 
brauch verschwindend klein sind und bei den Be- 
strebungen, sich von dem amerikanischen Produkt 
nach Möglichkeit unabhängig zu machen, keine 
Rolle spielen. 
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Colombo.) 
Rakaomarkt in Guavaqull im 2. Vierteljahr 1910.7) 
Die Kakaoankünfte in der ersten Hälfte des 
Monats April waren im Verhältnis zu den 
Eingängen der ersten Monate dieses Jahres recht 
bedeutend, besonders in Arriba-Kakao, immerhin 
blieben sie gegenüber dem Vorjahre noch um 
etwa 20 v. H. zurück. Da sich die Nachfrage 
aus den Konsumländern noch immer zurückhielt, 
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1910, S. 475f.
	        
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